Die Geschichte der Ingolstädter Stadtmauer
Erste Stadtbefestigung:
Als Ingolstadt im 13. Jahrhundert das Stadtrecht verliehen wurde, war die Siedlung schon befestigt. Ihre straffe Rechtecksform entspricht der Tradition der frühen wittelsbachischen Städtegründungen und verrät die Planmäßigkeit der Anlage, die für den Städtebau und die Festungsbaukunst des 13. Jahrhunderts typisch ist.
Vier Ecktürme begrenzten die rechteckige Stadtmauer, vier Stadttore gewährten Einlass, die beiden Hauptstraßen (Nord-Süd und Ost-West) kreuzten sich im Zentrum. Im Südosten war das alte Schloss Bestandteil der Stadtumwallung.
Dieser sogenannte Herzogskasten ist als einziges Bauwerk der mittelalterlichen Befestigungsanlage erhalten geblieben.
Zweite Stadtbefestigung:
Begünstigt durch seine gute Lage wuchs Ingolstadt im 14. Jahrhundert stark, so dass mit der Stadterweiterung auch eine neue Befestigung nötig wurde. Diese wurde kreisförmig geplant und bestand aus einem Wassergraben, einer Stadtmauer mit Wehrgang und halbrunden Türmen in regelmäßigen Abständen. Die beiden Hauptstraßen wurden verlängert und es entstanden vier neue Stadttore: Feldkirchner Tor (1368), Hardertor (1373), Kreuztor (1385) und Donautor (1430). Die Arbeiten an der neuen Stadtmauer dauerten von 1368 bis 1430.
Diese Stadterweiterung mit insgesamt über 80 Türmen brachte der Stadt den Beinamen „Die hunderttürmige Stadt“ (lat. ad centum turres) ein. Das zeigt, dass diese Mauer damals, wenn nicht ein Alleinstellungsmerkmal, so doch ein Markenzeichen der Stadt war.
Ihre halbrunden Türme, die Angriffen besser widerstanden, machten die Stadtmauer zu einer der damals innovativsten in Bayern. Für viele Stadtmauern wurde sie zum Vorbild, darunter die von Donauwörth, Aichach oder Pappenheim. Die Halbrundtürme waren mit repräsentativen Zinnen ausgestattet und durch Bauschmuck teils individuell gestaltet. Aufwändig ausgeführt war auch der Wehrgang, der auf Bögen und gestuften Konsolen ruhte.
Dritte Stadtbefestigung:
Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen änderte sich die Art der Kriegsführung und somit auch die Anforderung an die Stadtbefestigung. Im 15. Jahrhundert wurde der Mauerring ausgebaut, mit Aufschüttungen standfester gemacht, einige der halbrunden Türme durch Fünfecktürme ersetzt. Im 16. Jahrhundert entstanden mit der dritten Stadtbefestigung mehrere vorgelagerte Bollwerke. Diese waren gemauert oder aus Erde aufgeschüttet.
Mit der Einebnung der neuzeitlichen Festungsanlagen in napoleonischer Zeit büßte die Ingolstädter Stadtmauer durch die Verfüllung des Grabens und die Überdeckung des Walles einen Gutteil ihrer dominanten Erscheinung dauerhaft ein. Unter dem heutigen Straßenniveau ist diese Wallgrabenanlage jedoch weitgehend erhalten geblieben.
Informationen zur Stadtmauer auch auf den Seiten des Fördervereins Landesfestung.