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13.11.2021

„Wenn ich rede, kommt sie zu mir zurück“

Abba Naor zu Gast im Alten Rathaus

Seit rund zehn Jahren besucht Abba Naor, einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust, Ingolstadt, um hier seine bewegende Geschichte zu erzählen. Bei seinem diesjährigen Besuch hat Oberbürgermeister Christian Scharpf den 93-Jährigen im Alten Rathaus empfangen und sein unermüdliches Engagement gewürdigt.

Lange Zeit wollte Naor nicht über seine schrecklichen Erlebnisse sprechen, doch mittlerweile hat er sich den Dialog, gerade mit der jüngeren Generation, zur Lebensaufgabe gemacht. In den vergangenen dreißig Jahren hat er vor zehntausenden von Jugendlichen gesprochen.
„Ich habe im Holocaust meine Familie verloren. Wenn ich über sie rede, dann kommt sie zu mir zurück“, so Abba Naor. „Es steckt vielleicht sogar ein gewisser Egoismus dahinter. Denn es ist für mich natürlich eine Last zu erzählen. Aber ich hoffe, dass die Kinder mir zuhören, und dass die Welt dadurch ein bisschen besser wird.“

OB Scharpf bedauerte, dass man in Deutschland viel zu lange gewartet habe, sich mit diesem schrecklichen Kapitel deutscher Geschichte auseinanderzusetzen. Dabei könnten die persönlichen Geschichten der Überlebenden die Gesellschaft verändern und die jungen Menschen ermutigen, sich aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus einzusetzen. Scharpf dankte Abba Naor, dass er so viele Brücken geschlagen habe zur Lebenswelt der jüngeren Generation. „Sie haben viele Menschen befähigt, Geschichte weiterzutragen.“