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Josef Würdinger:
Ingolstädter Musikmeister des 19. und 20. Jahrhunderts

 

Max Schott (1856-1934)
königlicher Obermusikmeister
beim 10. Infanterieregiment „Prinz Ludwig" in Ingolstadt

 

1910

 

 

 

Das Bild zeigt
den königlichen Obermusikmeister Schott
im Jahre 1910 mit dem im Jahre 1909 für die Militärkapellmeister eingeführten hellblauen Offiziersüberrock mit hochrotem Kragen und Vorstößen und mit den für seinen Dienstgrad normierten Schulterstücken, auf denen die Regimentsnummer und Lyra in vergoldetem Metall aufgesteckt sind.
Die Seitenwaffe ist ein vielfach von Offizieren getragener Interimsdegen. Im Dienst wurde der normal gekrümmte Infanterie-Offizierssäbel getragen.
Zum gewerblichen Spielen durfte der Überrock nicht getragen werden.

 

Max Schott wurde am 8. Mai 1856 in Altötting geboren. Es war die Zeit, als in Bayern König Maximilian II. regierte.
Eigentlich sollte er ja Lehrer werden. Er konnte sich aber dafür nicht recht begeistern, schon im Rosenheimer Lehrerseminar wurde ihm zu wenig musiziert. Er hatte eben vom Vater, dem in Altötting bekannten Stadtschreiber und königlichen Kapellsänger, die Liebe zur Musik vererbt bekommen. Schon als junger Mann spielte er mit einer Münchner Privatkapelle im Englischen Garten zur Unterhaltung der Münchner. (15) Sein großer Wunsch, Militärmusiker zu werden, ging für ihn als gerade mal 17jährigen am 15. Oktober 1873 in Erfüllung, als er in Burghausen an der Salzach als Hoboist beim dortigen 2. bayerischen Jägerbataillon eintreten konnte. Zunächst spielte er dort Violine – wann er Violinunterricht erhielt, ist nicht mehr festzustellen – und blies den Bombardon. Während dieser Zeit hatte Schott in Musikmeister Distler einen erfahrenen Lehrmeister gefunden, unter dessen Leitung er viel Erfahrung als Militärmusiker sammeln konnte. (16) Später hatte er wohl auch in München das Konservatorium für den Musikmeisterberuf besucht, um dort das Handwerkszeug für seinen späteren Beruf als Musikmeister zu erlernen. Durch seine musikalische Begabung, durch seine Tüchtigkeit und durch sein zielbewusstes Streben, gute Musik zu bieten, ging es schnell mit dem Aufstieg des jungen Militärmusikers. Am 11. Mai 1874 wurde er zum etatmäßigen Hoboisten ernannt und am 11. November 1877 zum Sergeanten befördert. (17) In Burghausen erfuhr Schott, dass in Ingolstadt die Stelle eines Musikmeisters beim 10. Infanterieregiment – Prinz Ludwig – schon seit 1878 verwaist war, weil der dortige Musikmeister Neidhart zum 1. Infanterieregiment nach München berufen wurde. Er bewarb sich für diese Stelle, bekam sie und konnte so am 1. Juni 1878 die Stelle als Stabshoboist im 10. Infanterieregiment übernehmen. (18)

Natürlich fielen in der damaligen Zeit gute Musiker nicht vom Himmel. Für Schott war klar, dass er seinen Traum, mit seinen Musikern höchstes künstlerisches Format zu erreichen, nicht mir einer etatmäßigen Stärke einer Infanteriekapelle erreichen konnte. Damit hätte er den Ingolstädtern vielleicht eine gute Marschmusik bieten können, niemals aber ein gut funktionierendes „Symphonieorchester", mit dem er „Klassik" zelebrieren konnte. Er sah sich daher aufgerufen, seine Militärkapelle so auszubilden, dass sie zu einem wahren Kulturträger wurde. Mangelhafte Musiker genossen deshalb in seinem Musikkorps keine lange „Aufenthaltserlaubnis", „di konn i net braucha", (19) lautete sein Urteil über musikalische Nichtskönner. Als erfahrener und weit über Ingolstadt hinaus bekannter Militärmusiker holte er sich im Laufe der Zeit seine Leute aus allen Gauen, wobei er vom humanen Verständnis seiner Vorgesetzten voll und ganz unterstützt wurde. Schott war sich sicher, dass jene Musiker, die bei ihm die Aufnahmeprüfung für sein Musikkorps bestanden hatten, geeignet waren, seine „Vision" von einem den höchsten Ansprüchen genügenden und hervorragend geschulten Orchester zu verwirklichen. Im Jahre 1906 beispielsweise, da war seine 10er Regimentskapelle mit 54 Mann um 20 Musiker stärker als die Kapelle des 1. bayerischen Infanterieregiments in München mit ihren 34 Mann. (20) Im Herbst 1889 konnten sich Ingolstädter Bürger und ihre Gäste aus nah und fern von der großen Dirigierkunst ihres Mitbürgers Max Schott überzeugen, als sie zu einem ganz besonderen musikalischen Leckerbissen in Ingolstadts größtem „Vergnügungsetablissement", dem sog. Kolosseum in der Donaustraße, eingeladen wurden. Auf dieser Wohltätigkeitsveranstaltung – der Erlös kam der bayerischen Lehrerwaisenstiftung zugute – dirigierte er am 26.10. im

Zusammenspiel mit seinem Musikkorps von den 10ern einen 185 Mann starken Lehrerchor – es waren allesamt Reservisten in Ingolstadt – der als Glanzpunkt des Abends Richard Wagners „Liebesmahl der Apostel" aufführte. Dank Musikmeister Schotts „Direktionstüchtigkeit" (gemeint ist dabei wohl die ganze Organisation des Konzertes) hatte dieser Konzertabend „in vieler Beziehung die Erwartungen der kompetentesten Kenner übertroffen", meldete die Ingolstädter Zeitung am 27.10.1889.

In seinem langen Musikerleben galt seine besondere Liebe der Musik des großen Richard Wagner. Seine Werke hatte er oft in der Münchner Hofoper gehört, dabei wurde auch ihm bewusst, dass diese Musik für die Kulturmenschheit gar nicht hoch genug geschätzt werden kann. Diese Musik wollte er unbedingt mit seinen Musikern pflegen. Das war aber nicht so einfach, denn vorher mussten die Kompositionen für die Militärmusik und für die jeweiligen Instrumente hergerichtet, d. h. arrangiert werden. Schott begann also zusammen mit seinem Freund, dem Musikdirektor Högg vom Münchner Infanterieregiment, Arrangements der Werke Richard Wagners als erste in die bayerische Militärmusik, sowohl für Streich- als auch für reines Blasorchester, einzuführen. (21) Ob er sich dabei bewusst war, dass er damit eine Novität geschaffen und Neuland betreten hatte? Er hat es wohl geahnt und nahm, beseelt von einer ihm eigenen Schaffenskraft, diese musikalisch-künstlerische Herausforderung an und wurde so zu einem anerkannten hervorragenden Interpreten Wagnerscher Musik, die er den musikalisch interessierten Bevölkerungskreisen näher brachte. Dabei führte er seine jungen Militärmusiker von Erfolg zu Erfolg, wie die zahlreichen Kritiken in den verschiedenen Ingolstädter Zeitungen bezeugen. Viele seiner Konzerte strotzten geradezu von Darbietungen Wagnerscher Musik. Arrangements aus Richard Wagners Parsifal, der sog. „Charfreitags-Zauber", die Fantasie aus der Oper „Hans Heiling" von Marschner sowie die Fantasie aus der Oper „Das Nachtlager in Granada" befinden sich als handschriftliche Partituren im Stadtarchiv Ingolstadt.

[Siehe auch: Konzert von Max Schott von 1913 mit Besprechung in der Ingolstädter Zeitung.]

Aber auch die Musik anderer berühmter Opernkomponisten brachte das Musikkorps des 10. Infanterieregiments unter Max Schott zur Aufführung. So spielten sie auch Kompositionen von Giacomo Puccini, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Joseph Haydn, Engelbert Humperdinck, Franz Liszt, Carl-Maria von Weber, Albert Lortzing und nicht zuletzt von Ciacomo Meyerbeer und Richard Strauß. Dass Max Schott bei seinen Konzerten aber auch berühmte Märsche und die Musik von Walzerkönig Johann Strauß (1825-1899) spielte, versteht sich von selbst. (22)

Als Dirigent war bei Max Schott alles ehrlich. Er dirigierte mit einem Minimum an Gesten, kaum dass er seinen Stab ein wenig senkte und hob. Mit seiner bewundernswerten Ruhe und Sicherheit strahlte er einen Enthusiasmus aus, dass das Orchester seinen extremsten Wünschen folgte. Er war aber bei seinen Konzerten nicht nur Dirigent und zuweilen auch Komponist, er war auch immer sein eigener Zuhörer. Für einen seiner Musiker war es schlimm genug, wenn er bei einem Patzer ertappt wurde. Schott war eben unerbittlich, wenn es sich um die Interpretation wertvoller Musik handelte. (23)

Dirigentenstab von Max Schott
Dirigentenstab von Max Schott. Stadtarchiv Ingolstadt.

Der hervorragende Ruf, den das Musikkorps des 10. Infanterieregiments unter seinem Musikmeister Max Schott genoss, verschaffte Gastspielreisen und Konzerte in Berlin, Hamburg. Breslau, Leipzig und Frankfurt. Besonders in Hamburg, wo er mehrmals gastierte, wurde er zu einer sehr populären und bekannten Person. Auch auf großen Turn- und Sängerfesten war er wie auf allen seinen Gastspielreisen ein gern gehörter Gast. (24) In den guten Kritiken, die er auf allen seinen Gastspielreisen erhielt, war viel Lobenswertes, u. a. auch über die überraschende Weichheit der Intonation seiner Blech- und Holzbläser, zu lesen. Dies ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, zumal ja damals der Norden Deutschlands auch stets auf den Ruhm seiner eigenen Militärkapellen bedacht war. (25) Auch die Stadt Rothenburg ob der Tauber verpflichtete öfters Max Schott und seine 10er zur Mitwirkung an großen Oratorienaufführungen, obwohl andere Garnisonen und deren Musiker viel näher an Rothenburg gelegen waren als Ingolstadt. (26) Sogar der Ingolstädter Fasching hielt unseren Meister und sein Orchester auf Trab. Seine Streich- und Blasmusiken in den sog. Redouten besonders im Schäffbräukeller oder die Auftritte im Weinhaus „Zur blauen Traube" (Am Stein) – wo im Fasching „Frauenzimmer" in Begleitung freien Eintritt erhielten – waren bei den tanzbegeisterten Ingolstädtern sehr beliebt.

[Anmerkung: Die anderen Militärkapellen, so des 13. Infanterieregiments, der Pioniere oder des Fußartillerieregiments waren als Tanzorchester ebenfalls voll im Einsatz.]

Viele Zuhörer hatten auch die sonntäglichen Frühschoppenkonzerte im Luitpoldpark oder auf dem Gouvernementplatz, wie man den heutigen Rathausplatz damals nannte. Hier spielte Schott abwechselnd mit seinem Kollegen Rudolf Kropp, dem Dirigenten und Leiter der benachbarten und nicht minder bekannten Musikkapelle des 13. Infanterieregiments. Während Kropp lieber die heiteren und Wiener Kompositionen dirigierte und aufspielen ließ, stand bei Schott immer wieder u. a. auch die Musik von Richard Wagner auf dem Programm. Die Ingolstädter Bevölkerung dankte es ihnen mit viel Beifall. (27)

Gartenkonzert

Aber nicht nur in honoriger Gesellschaft war Max Schott mit seinen Musikern präsent, er spielte auch zur Freude und Unterhaltung der Gäste in schattigen Biergärten und nicht selten konzertierte er zusammen mit seinem Orchester auch außerhalb der Stadt, wie beispielsweise im „Fuchsbüchler Keller" in Geisenfeld. Darüber hinaus gastierte er mit seiner Kapelle regelmäßig im Münchner Ausstellungs- bzw. Herzogspark sowie in verschiedenen Kellern und fast 25 Jahre lang erklang seine Musik beim weltberühmten Salvatorausschank auf dem Nockherberg. ( 28)

[Anmerkung: Lt. Auskunft der Paulaner Brauerei in München wurde die Brauerei zu nahezu 70 % zerstört. Zahlreiche historische Unterlagen wurden dabei vernichtet.
Dass aber seinerzeit Militärkapellen offenbar recht beliebt waren, ergibt sich aus den Oktoberfest-Unterlagen der nun mit Paulaner verbundenen Pschorr-Brauerei. In einem Liederheft von 1902 präsentiert sich z.B. der königliche Musikmeister Peuppus sogar „in deutsch-amerikanischer Uniform. (29)]

Schott war durch und durch ein Musiker, er verweigerte sich daher nicht der musikalischen Unterstützung von Gesangvereinen. So war er Mitglied und Dirigent beim Sängerverein Ingolstadt (gegründet 1845) und bei der im Jahre 1898 gegründeten sog. „Liedertafel". Auch als Kapellmeister des hiesigen Stadttheaters unter Direktor Zinker machte er sich einen Namen. Unter seiner musikalischen Leitung wurden nicht nur Operetten von Johann Strauß und Karl Millöcker, sondern auch so bekannte Opern wie „Carmen" von Georges Bizet, "Der Waffenschmied" von Albert Lortzing sowie „Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni aufgeführt. Von Beethoven hat Schott sämtliche Symphonien für sein Orchester bearbeitet und arrangiert und als vorzüglicher Klavierspieler brillierte er in verschiedenen Klavierkonzerten. (30) Schott wurde somit nicht nur in Ingolstadt, sondern auch in der näheren und weiteren Umgebung zu einem beliebten und allseits bekannten Musiker. Das geht aus einer Umfrage hervor, die um die Jahrhundertwende in unserer Stadt im Umlauf war. Auf die Frage, wer der bekannteste Mann in Ingolstadt sei, antworteten die meisten Leute, die gefragt wurden: „Der Musikmeister Schott". (31) An dieser Stelle darf ich einen Zeitgenossen, den Ingolstädter Rudolf Obermeier zitieren: „Bei den 10ern war Musikmeister der Schott Maxl, eine Persönlichkeit von seltenem Reiz, bei Groß und Klein bekannt, für uns Schanzer Buben einfach unser Schott. Selten hat ein Mann unter den kleinen Knirpsen eine derartig begeisterte Zuhörerschaft gehabt wie er. Ich habe keines seiner Standkonzerte versäumt, war stets da, wenn er mit seiner stattlichen Musikerschar in dem längst zerfallenen Mnusikpavillon im Luitpoldpark konzertierte..."

Max Schott hat im Laufe seines Lebens nicht nur viele Kompositionen verschiedener Meister für sein Orchester arrangiert, er hat auch den sog. „Belgrad-Marsch" sowie den „Prinz- Ludwig- Marsch" selbst komponiert. Sein „Belgrad-Marsch" wird in 26 handschriftlichen Stimmenblättern im Stadtarchiv Ingolstadt (Mu 744) ebenso aufbewahrt wie auch die Noten seines „Prinz-Ludwig-Marsches". Die Noten des letztgenannten Marsches stellte die Familie Schott aus Donauwörth freundlicherweise zur Verfügung.

Max Schott wurde am 4.August1887 zum Musikmeister – er dürfte wohl in München das Konservatorium für den Musikmeisterberuf für seine Musikstudien besucht haben – am 1. Januar 1898 zum Militärmusikdirigenten und am 6. März 1909 zum Obermusikmeister befördert. Er war seinerzeit der wohl dienstälteste königlich bayerische Musikmeister und nur ganz selten dürfte ein anderer bayerischer Soldat eine so lange Zeit von über 40 Jahren bei ein- und demselben Regiment ohne Wechsel gedient haben. Seine Verbundenheit zu seinem 10er Regiment war sprichwörtlich. Ohne Zwang besuchte er trotz seines hohen Alters sein Regiment im Feld des 1. Weltkrieges (32) und spielte so manch gefallenem Kameraden den Trauermarsch. Anlässlich seines 40jährigen Militärdienstjubiläums bei den 10ern wurde ihm von Oberstleutnant Sämmer die Dienstauszeichnung I. Klasse überreicht, darüber hinaus ehrte ihn das Offizierskorps mit der Schenkung einer goldenen Uhr mit Gravur. Welch hohes Ansehen er sich im Laufe seiner langen Dienstzeit bei seinen Musikern erwarb, bewies die Tatsache, dass 21 in Berlin lebende ehemalige Hoboisten ihrem einstigen Dirigenten eine „herrlich ausgestattete Widmungs-Urkunde" überbringen ließen. Selbstverständlich war dieses Militärdienstjubiläum mit einem Festkonzert am 14.10.1919 im Schäffbräukeller – bei einem Eintritt von 1 Mark – verbunden. (33) Schott und sein Musikkorps spielten u.a. die von einer Militärkapelle äußerst selten zu hörende 9. Sinfonie von Beethoven (ohne Schlusssatz), dann die von seinem Freund Josef Bill, dem hiesigen Amtsgerichtsdirektor, komponierte „Romantische Ouvertüre", ferner das Terzett der Rheintöchter aus „Götterdämmerung" von Richard Wagner sowie zum Schluss Walzermelodien aus dem Rosenkavalier von Richard Strauß. (34)

[Siehe auch: Abschiedskonzert von Max Schott 1919.]

[Siehe auch: Orden und Ehrenzeichen von Max Schott.]

Max Schott, der sich bei der Ingolstädter Bevölkerung größter Wertschätzung erfreute, starb nach Empfang der hl. Sterbesakramente an den Folgen eines Schlaganfalls am 9. Mai 1934 in Bad Aibling im Alter von nicht ganz 78 Jahren. „Was man schon seit einiger Zeit vorausahnen konnte, ist nun zur traurigen Tatsache geworden. Obermusikmeister a. D. Max Schott weilt nicht mehr unter den Lebenden", so berichtete am 11. Mai 1934 die Bad Aiblinger Zeitung. Aber nicht nur dort, sondern auch in Ingolstadt wurde sein Tod mit großer Trauer aufgenommen, auch das hiesige Militär sowie ein großer Teil der Ingolstädter Bürgerschaft trauerte um einen Musiker der alten Garde, der nun so manchem Musikmeister des bayerischen Heeres in die „große Armee" nachgefolgt war. Gerade mal knapp neun Monate vorher war ihm der in Ingolstadt nicht minder bekannte Obermusikmeister Rudolf Kropp vom ehemals 13. Infanterieregiment voraus gegangen.

Die Beerdigung fand am 12. Mai 1934 auf dem Ingolstädter Westfriedhof statt. Neben den offiziellen Vertretern des Standortes Ingolstadt erwiesen hunderte von Ingolstädter Bürgern aus allen Bevölkerungskreisen den mit seiner Obermusikmeisteruniform und mit seinen Orden und Ehrenzeichen aufgebahrten königlichen Musikdirigenten die letzte Ehre. Nach den Gebeten in der Aussegnungshalle des Westfriedhofs begann unter Trommelwirbel der Marsch zum offenen Grab. Den Spielleuten folgte ein Ehrenzug der Traditions-Kompanie 5/20, ein Musikkorps der Reichswehr spielte den Trauermarsch von Beethoven. Dahinter folgten Fahnenabordnungen des Kriegsveteranen- und Kriegervereins, der Zehnervereinigung Ingolstadt und der Unteroffiziersgesellschaft II/20. Unmittelbar vor dem reich mit Blumen geschmückten Sarg schritt die amtierende Geistlichkeit, an ihrer Spitze Herr Stadtpfarrer Dr. Fick von St. Moritz. Nach dem Sarg folgten die engsten Familienangehörigen, seine Witwe, seine beiden Söhne sowie seine beiden Enkel. Den Schluss bildete eine fast unüberschaubare Zahl von Bürgern aus Ingolstadt und Umgebung. Nach den kirchlichen Gebeten und Gesängen wurde der Sarg unter Ehrensalut der Erde übergeben, die Reichswehrkapelle spielte den bayerischen Präsentiermarsch. In seiner Predigt pries Herr Stadtpfarrer Dr. Fick u. a. die edlen und trefflichen Eigenschaften des Verstorbenen sowie sein inniges Verhältnis zu seiner Familie. Seinen Lebensabend, so führte Herr Stadtpfarrer Dr. Fick weiter aus, „habe er auch dazu benützt, seinem Herrn und Gott, der ewigen unendlichen Schönheit und Harmonie immer näher zu kommen.. Was er in Ausübung seines Berufes geleistet hat direkt und indirekt zur Ehre Gottes, das möge ihm jetzt im Jenseits in reichstem Maße vergolten werden..." Herr Leutnant Graf als Vertreter der Traditionskompanie 5/20, Herr Vereinsführer Popp vom Kriegsveteranen- und Kriegerverein Ingolstadt sowie Herr Vereinsführer Ferstl von der 10er Vereinigung – bei der Max Schott Ehrenmitglied war – beendeten mit Nachrufen die Beerdigung. (39)

Max Schott ruht unweit südlich der alten Kapelle, etwas schräg gegenüber der in Ingolstädter Lazaretten verstorbenen Soldaten des 1. Weltkrieges, fast neben ihm sein Musikerfreund Rudolf Kropp und auch nicht weit entfernt von Adolph Scherzer (Nähe alte Kapelle), dem ebenfalls bekannten Ingolstädter Musikmeister. Jahrzehnte später erinnerte sich die Stadtverwaltung Ingolstadt an ihren ehedem geschätzten Bürger und Musiker, indem sie eine Straße im Nordwestviertel nach ihm benannte. Und wenn es im Himmel ein frohes Wiedersehen aller Verwandten und Freunde gibt – genauso wie es Franz von Kobell 1871 beim Brandner Kaspar beschrieben hat – dann werden dort oben in einem weißblauen Musikerstüberl die Ingolstädter Musikanten in fröhlicher Runde ganz bestimmt auch Schotts „Prinz-Ludwig-Marsch" erklingen lassen.

Josef Würdinger, Ingolstadt, im September 2005


Anmerkungen
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Siehe auch:


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