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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 2
Altsteinzeit und Mittelsteinzeit

 

Zur Altsteinzeit und Mittelsteinzeit an Oberer Donau und Alb
Jägerische Höhlen- und Freilandstationen

Die Menschheitsgeschichte beginnt im Eiszeitalter oder Pleistozän, der in mehrere Kalt- und Warmzeiten gegliederten großen Erdgeschichtsperiode vor der geologischen Gegenwart, dem Holozän.
Die primitiven Menschenformen, Menschenrassen, bilden Gesellschaftskörper oder Kulturen, die innerhalb der großen Zeiträume entstehen, wachsen (Wachstum ist Differenzierung und Integration) und wieder verfallen. Auch durch geistiges Geschehen, durch Schöpfertum bestimmte Kulturen oder Zivilisationen sind Lebensphänomene und bleiben der natürlichen Umwelt verhaftet.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer
Im eiszeitlichen Mitteleuropa ist der menschliche Lebensraum auf den eisfreien Landstreifen zwischen Nordischer und Alpiner Vergletscherung beschränkt (siehe Karte), während der Vierten oder Weichsel/Würm-Kaltzeit sind hier auch schon die landschaftlichen Großformen und Flussläufe der Schwäbisch-Fränkischen Alb gegeben. Lebensgrundlage sind das Jagen von Tieren, das Fischen sowie das Sammeln essbarer Pflanzen und Früchte (Aneignende Wirtschaft, Wildbeutertum).

Seit Beginn der letzten Kaltzeit wird die Alb vom Menschen auf Jagdzügen begangen und zeitweise bewohnt.
  • Zunächst von Tundrajägern der sog. Homo primigenius-Stufe oder Neanderthaler-Gruppe und Mittleren Altsteinzeitkultur (Mittelpaläolithikum).
  • Das Jungpaläolithikum am Ende dieser letzten Kaltzeit wird bereits vom Homo sapiens getragen, d.h. von Menschenformen, die dem rezenten oder modernen Menschen unmittelbar vergleichbar sind.
  • Im Übergangsstadium zur Nacheiszeit (Holozän) setzt dann die Kultur der Mittelsteinzeit oder des Mesolithikums ein.

Für diese ganze Zeitspanne lassen sich hier relativ viele Spuren menschlicher Tätigkeit registrieren, zufolge der Mittlerrolle der Donauzone zwischen den Kulturgebieten im Westen und Osten gibt es auch Funde von überregionaler Bedeutung.
Hauptwerkstoffe sind Silex, d. h. durch Schlag und Druck spalt- und formbares Kieselsäuregestein (Zeitalter des geschlagenen Steins) sowie Bein und Geweih nebst den vergangenen tierischen Materialien für Fellkleidung etc.
Die zahlreichen Höhlen, und Felsdächer (Abris) in den Steilwänden der Albtäler werden von den Trägern der eiszeitlichen Paläolithkulturen in wohl klimatisch bedingtem Wechsel mit Rastplätzen im Freiland genutzt, solche Freilandlager finden sich auf dem Albplateau und auf den Lößstrichen des nördlichen Donautals.
Erst während des nacheiszeitlichen Mesolithikums werden die Moorflächen und Dünengebiete südlich der Donau erschlossen, doch bleiben Höhlen und Felsdächer stets bevorzugte Standorte. Die wiederholte Belegung der Höhlen und die so bewirkte Bildung von Kulturschichten hat an gut untersuchten Plätzen datierbare Stratigraphien erbracht, z. B. in den Weinberghöhlen des Wellheimer Tals und in der Sesselfelsgrotte des Unteren Altmühltals.
Unter den wenigen Originalfunden des Museums sind aus Abschlägen von Silexknollen gefertigte Halbkeile, Spitzen oder Spitzschaber der Freilandstation Ziegelei Ernst bei Gaimersheim hervorzuheben: Messerartige Universalgeräte, wie sie ergologisch am Anfang der menschlichen Technik stehen.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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