Verkündigung des Heils
- Die Verkündigung des Heils war Ignatius ein persönliches Anliegen.
Die Idee der Missionierung in fremden Ländern gründete bei ihm im Verständnis der Menschwerdung Jesu.
- Ignatius sah bei deren Betrachtung die Menschen aller Rassen und Völker, »die auf dem Angesicht der Erde leben in so großer Verschiedenheit hinsichtlich der Trachten und des Benehmens, die einen weiß und die anderen schwarz.«
Das Heilsangebot ist universal, das neue Weltbild des Zeitalters der Entdeckungen meldete sich hierbei zu Wort. (H. Dumoulin, S. 255 f.)
Aussendung
- Die Satzungen des hl. Ignatius gehen dann detailliert auf das »Aussenden der Glieder bei dem Weinberg Christi, unseres Herrn« ein.
- Der Papst und die Ordensoberen stehen bei der Aussendung an Stelle seiner göttlichen Majestät, an erster Stelle der Papst, an zweiter der Ordensobere gemäß dem vom Papst gemachten Zugeständis (concesión), »und immer wird es dem Untergebenen zukommen, seine Mission freudig wie von Gott Unserem Herrn entgegenzunehmen«.
- (Hier nach der Übersetzung bei H.U. v. Balthasar: Die großen Ordensregeln, Einsiedeln 1974, S. 387.)
taktische Überlegungen
- Grundstrukturen für diese Missionierung sind hierbei der Respekt vor den Menschen anderer Kulturen und ihrer Sitten, Sprachen und Denkweisen (H. Dumoulin, S. 256.) und die Gründung fester Niederlassungen, die zumindest als gleichgewichtig mit dem »Umherziehen« gesehen werden.
- Schon bei Ignatius spielten hierbei taktische Überlegungen eine wichtige Rolle, wie aus einzelnen Anweisungen der Satzungen unmißverständlich hervorgeht.
- So solle man »bei sonst gleichen Bedingungen ... jenen Teil auswählen, wo größere Not herrscht: sowohl wegen des Fehlens anderer Arbeiter wie auch wegen des Elends und der Schwäche der dortigen Mitmenschen und wegen der Gefahr ihrer völligen Verdamnis«.
- Auch sei zu erwägen, wo man voraussichtlich mit den Mitteln, die die Gesellschaft anwendet, größere Frucht gewinnen könne.
- »Weil das Gute je allgemeiner desto göttlicher ist, müssen jene Personen und Orte bevorzugt werden, die durch ihren eigenen Fortschritt Ursache dafür sind, daß sich das Gute auf viele andere ausbreitet, die ihrem Ansehen folgen oder von ihnen gelenkt werden.
- So muß die geistige Hilfe, die man großen und in der Öffentlichkeit stehenden Männern leistet, seien es nun weltliche oder geistliche Herren, und die man Leuten erweist, die sich durch Wissenschaft und Ansehen jeweils mehr auszeichnen, als von größerer Wichtigkeit erachtet werden, aus eben dem gleichen Grunde des jeweils allgemeineren Gutes; aus demselben Grund muß auch die Hilfe vorgezogen werden, die man großen Völkern wie den Indern oder führenden Nationen oder Universitäten zuwendet, wo mehr Leute zusammenzuströmen pflegen, die, selbst gerettet, Arbeiter zur Rettung anderer senden können.«
- (Nach der Übersetzung bei H.U. v. Balthasar, a.a.O., S. 388 f.)
straffe Leitung
- Ignatius leitete trotz der weiten Entfernung straff alle Sendungen, wohin auch immer diese führten. Briefe wahrten den Kontakt.
Das Eingehen auf die jeweils vorgefundene kulturelle Situation war bereits in seinem Denken grundgelegt.
Franz Xaver
- Am 6.5.1542 ging Franz Xaver in Goa an der Westküste Indiens und 1549 in Japan an Land, das »christliche Jahrhundert« Japans brach an.
- 1551 wurde er der 1. Provinzial der indischen Provinz.
- Franz Xaver setzte Maßstäbe durch eigenes Vorbild wie durch die Art und Weise der Verkündigung im Eingehen auf die vorgefundenen Werte, berühmt ist sein »Großer Brief von Kagoshima vom 5.11.1549. (H. Dumoulin, S. 256 f.)
- s.a.: Der hl. Franz Xaver und Franz Xaver - Aufbruch in die Welt (Link)
Alessandro Valignano
- Was Inkulturation bei der Missionierung bedeutet, wird an Alessandro Valignano (1539 - 1606) deutlich, der erstmals 1574 als Visitator nach Indien kam und ab 1595 Visitator der fernöstlichen Missionen war und die maßgebende Autorität darstellte.
- Gerühmt wurden seine Geistesschärfe, Tatkraft, organisatorische Begabung, Kühnheit und sein Realitätssinn.
- Das Missionswerk in Japan war »der zeitlich früheste Versuch einer auf Inkulturation ausgerichteten Anpassung großen Stils«. (Heinrich Dumoulin, S. 260.)
- Sein Traktat über die Anpassung an die japanische Lebensform setzte einen Markstein schlechthin.
Matteo Ricci, Inkulturation
- Eine zweite Leitfigur der Fernostmission war Matteo Ricci (1552 - 1610).
- Er begleitete 1583 Michele Ruggieri nach Chao-ch'ing.
- Da dessen Schrift »Wahrheitsgemäßer Bericht der heiligen Lehre« (»T'ien-chu, shih-lu«), dem chinesischen Denken nicht gerecht wurde, schuf Ricci seine »Wahre Bedeutung des Herrn des Himmels« (»T'ien-chu shih-i«), die aber erst 1603 erschien.
- Ricci trug bis 1595 die Kleidung der Bonzen, wollte aber als ein Gelehrter betrachtet werden, der das chinesische Denken studierte, um eine Basis für seine Botschaft zu gewinnen.
- So kann Ricci in China als der eigentliche Initiator der Methode des jesuitischen modus procendendi gesehen werden, bei dem es auf Adaption und Akkommodation ankam, indem er einen »Katechismus« vorlegte, »der dem Denken und den Glaubensvorstellungen der Chinesen Rechnung trägt« (Yves Raquin, S. 275 f.).
- Riccis Werk war noch mit offizieller Approbation erschienen.
Ritenstreit
- Nach Riccis Tod 1610 brach der Ritenstreit wegen der von Ricci verwendeten Gottesnamen und der Riten der Ehrung bzw. Huldigung des Konfuzius und der Ahnen los.
- Der Streit erfuhr eine Verschärfung, als 1631 Dominikaner und später auch noch Franziskaner eintrafen und Berichte an Rom auslösten.
- Es kam zur Verurteilung der Riten durch das Dekret der Propagandakongregation vom 12. Sept. 1645 und zu dessen teilweiser Zurücknahme von 1656. Es folgten schließlich das Verbot vom 20. November 1704, die apostolische Konstitution »Ex illa die« vom 19. März 1715 und die Bulle »Ex quo singulari« vom 11. Juli 1742.
- »Der große Traum Riccis und seiner ersten Gefährten war zunichte geworden«. Und erklärend: »Ricci wollte das Gleiche tun, was beim Beginn der Ausbreitung des Christentums in der griechisch-römischen Welt geschehen war: Er wollte die gewohnten Begriffe aufnehmen und ihnen einen neuen Inhalt geben.« (Yves Raguin)
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- Von beiden Leitfiguren der Inkulturation Allessandro Valignano und Matteo Ricci haben sich - wohl aus dem Ingolstädter Jesuitenkolleg - Porträts des 17. Jahrhunderts erhalten.
- Aus Keyßlers 1741 erschienener Reisebeschreibung wissen wir, daß von der Galerie der Bibliothek der Jesuiten in Ingolstadt die »Bildnisse vieler Jesuiten in der Kleidung von chinesischen Mandarins und in andern Trachten, welche sie in auswaertigen Laendern als Missionarii getragen haben«, hingen.
- Der Randvermerk »Jesuito-Mandarins« unterstreicht das Außergewöhnliche: Der Einsatz der Jesuiten in der Mission nötigte ihm sichtlich Bewunderung ab. Die Tatsache, daß man die Bilder Valignanos und Riccis über die Verbote des Ritenstreits hinaus im Ingolstädter Kolleg der Bibliothek in Ehren hielt, mag Ausdruck des hohen Respekts der Ingolstädter Jesuiten vor der großartigen Leistung dieser bahnbrechenden Theologen und Missionare gewesen sein, auch wenn man sich den Verboten Roms fügte.
- Dr. Siegfried Hofmann. Die Jesuiten in Ingolstadt. 1991.
- Bearbeitet von Kurt Scheuerer, Ingolstadt, 2004
Literatur zur Mission
- J. Oswald: Die China-Mission der Jesuiten, Katalog der Ausstellung Die Jesuiten in Bayern, S. 229 - 231 und Katalog Nr. 204 - 222 (S. 232 - 252).
- Ch. Bachmann: Die Paraguay-Mission der Jesuiten, Katalog der Ausstellung Die Jesuiten in Bayern, S. 253 - 255 und Katalog Nr. 223 (S. 255 - 265); dort auch weiterführende Literaturhinweise.
- H. Dumoulin, Inkulturation in der Jesuitenmission Japans, in: Ignatianisch. Eigenart und Methode der Gesellschaft Jesu, hg. v. M. Sievernich und G. Switek, Freiburg - Basel - Wien 1990, S. 254 - 271.
- Yves Raquin, Das Problem der Inkulturation und der chinesische Ritenstreit, in: Ignatianisch, S. 272 - 292.
- G. Treffer, Von der Donau nach Peking. Ingolstädter Gelehrte in der China-Mission der Jesuiten, in: Unser Bayern, Heimatbeilage der Bayerischen Staatszeitung, 34/3 (1985), S. 20 - 22.
- siehe auch:
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