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Seladon - Vom Steinzeug zum Porzellan

 
In einem französischen Schäferroman trägt der Liebhaber Celadon Kleider mit einer zarten blaugrünen Farbe. Nach ihm wurde in Europa dann die in China ching-tzu (Grüne Ware) genannte Keramik benannt.
Es handelt sich um graues Steinzeug oder weißes Porzellan mit einer transparenten Feldspatglasur, welche mit Eisen- und Chromoxyd gefärbt grünlichbläuliche bis olivfarbene Töne aufweist. Von besonderer Bedeutung ist dabei auch das feine Craquelé, welches durch das absichtliche Aufbrechen der Glasur entsteht.

Jade

Zur Zeitenwende wurden in China häufig figürliche Grabbeigaben mit grüner Bleiglasur hergestellt. Als Vorbilder dürften hier kleine Tierfiguren aus Jade gedient haben, welche im 1. Jt. v.Chr. auf die Kleidung aufgenäht und auch den Verstorbenen auf Augen und Lippen gelegt wurden. Der weichen, sanft schimmernden Jade (chinesisch Yü) schrieb man magische Kräfte zur Erleichterung der Geburt sowie eine lebensverlängernde Wirkung zu. Auch heute noch werden in China in großer Anzahl kleine Jadefiguren geschnitzt.

Yüeh-yao

Im 1. Jh. n.Chr. (Han-Zeit) wurde in Yüeh ein, mit Jade verglichenes Steinzeug mit grauem Scherben und grüner Feldspatglasur entwickelt, welches nach dem Trocknen umgekehrt in die Glasurmasse getaucht wurde, so daß Basis und Fuß unglasiert blieben. Dieses Verfahren war dann auch typisch für die Tang-Zeit (618-906 n.Chr.), einem der Höhepunkte der Töpferkunst in China.
Durch zunehmend höhere Kaolinzusätze und höhere Brenntemperaturen entstand daraus ab etwa 600 n.Chr. zunächst die "Weiße Ware" und später dann ab etwa 800 n.Chr. das Porzellan.

Spätere Keramik

Seit dem 14. Jh. wurden weiße Porzellangefäße in Unterglasurblau- und Unterglasurrot-Technik hergestellt. Im 18. Jh. traten neue Glasuren auf; vielfarbige, bunte Keramik entsprach dem neuen Zeitgeschmack.
Gleichzeitig jedoch entstanden auch wieder einfarbige grüne Seladon- sowie rotbraune sogenannte Ochsenblut-Glasuren auf Porzellan-Gefäßen, von welchen wir moderne Kopien zeigen.
Heute werden in Ihsing Kopien alter Gefäße aus dem dort vorhandenen besonders feinen Ton hergestellt, welche in ihrem schlichten, natürlichen Farbton dem Erscheinungsbild der alten Originale, seien es nun Bronzegefäße oder auch Seladon-Steinzeuge, außerordentlich nahekommen.

Verlaufende Glasuren

Besonders in der Sung-Zeit (13./14. Jh.) wurden auf flachen Schalen dicke Farben aufgetragen, um diese dann verlaufen zu lassen. So entstanden Glasuren, welche in ihrer Einfachheit und auch Einzigartigkeit mit zu dem Besten gehören, was wir aus China kennen.
Unabhängig von chinesischen Vorbildern hat der Ingolstädter Künstler und Keramiker Pius Eichlinger seit Jahren in dieser Technik gearbeitet und Schalen geschaffen, welche guten sungzeitlichen Stücken durchaus gleichwertig sind.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt 1994


Siehe auch:
(Literaturbeispiel: Mary Tregear, Die Keramik der Song-Zeit, München 1982.)

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