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Keramik aus China

 
Seit Konfuzius, um 500 v.Chr., ist in China die Tugend der Ehrerbietung, das Hochhalten des Ererbten, und damit die Verehrung der Ahnen einer der wesentlichen kulturellen Werte. Dies wirkt sich auch im Verständnis von Handwerk und Kunst aus: Man ehrt den alten Meister, indem man zunächst sein Werk exakt kopiert; erst dann entwickelt der Künstler eigenständige Formen.
Dies hat im fernen Osten immer wieder dazu geführt, daß alte Keramikformen und -Techniken nachvollzogen wurden, jedoch immer mit der eigenen Werks-Signatur. Auch heute werden vor allem in China Kopien alter Meisterwerke für den Handel mit dem Westen in vielen Manufakturen in Handarbeit hergestellt. Man kann sich derzeit ohne große Kosten eine Sammlung von chinesischer Keramik zulegen, welche durchaus künstlerischen und auch historischen Ansprüchen genügt.

Vorgeschichtliche Keramik

Die Herstellung von Keramik hat sich wohl im Vorderen Orient entwickelt, von wo aus sie durch die neolithischen Einwanderer im 5. Jt. v.Chr. nach Europa kam.
In Ägypten gab es im 3. Jt. bemalte Keramik und glasierte Fayence; in unserer Gegend tauchte bemalte Keramik erstmals im 1. Jh. v.Chr. im keltischen Oppidum bei Manching auf.
In China kannte man bemalte Keramik ebenfalls bereits im 3. Jt. v.Chr.; im 2. Jt. v.Chr. entstanden glasierte Steinzeugwaren. Mitte des 1. Jt. v.Chr. gab es dort eine geometrische Kammverzierung, ähnlich wie sie auch einige Jahrhunderte später in Manching hergestellt wurde.
In Griechenland wurde im 6. Jh. v.Chr. eine harte Keramik aus feingeschlämmtem Ton mit schwarzer figürlicher Malerei in höchster Vollendung geschaffen.
In der römischen Kaiserzeit entsprach dieser die unbemalte Terra sigillata, welche in Modeln geformt wurde.

grün glasiertes Steinzeug. Zeichnung: Kurt Scheuerer

Keramik aus China

Bereits in den ersten Jahrhunderten n.Chr. wurde in China Keramik mit weißen und grünen Farben bemalt (Han-Zeit). Es entstand auch grün glasiertes Steinzeug, welches in der Tang-Zeit als Yüeh-Ware mit glatter, jadefarbener Glasur in China hoch geschätzt wurde und auch ein begehrter Handelsartikel von Korea bis Persien war.

Arznei-Fläschchen,
grüne Glasur, Jade-Nachahmung,
M: 1,4:1

In der Tang-Zeit (7.-10. Jh.) kam es zur politischen Einung Chinas, es entstand ein neues ästhetisches Formgefühl, was zu einem der Höhepunkte der chinesischen Töpferkunst führte. Neben der grünen Glasur wurden auch Zwei- oder Dreifarben-Glasuren verwendet, es wurde die "Weiße Ware", ein Steinzeug mit transparenter Glasur, ein Vorläufer des Porzellans, entwickelt. Durch höhere Kaolinzusätze und höhere Brenntemperaturen entstand dann auch echtes Porzellan.
In Jingdezhen in der südchinesischen Provinz Jiangxi waren Kaolin und Feldspat in der unmittelbaren Umgebung in unerschöpflichen Mengen vorhanden, so daß die meisten Porzellane auch von dort stammen.
In der Sung-Zeit (10.-13. Jh.) entsprachen monochrome Glasuren dem höfischen Geschmack: Seladon, ein Steinzeug mit hochgebrannter grüner Glasur, meist mit einem Netz von unregelmäßig über die Glasur verlaufenden Sprüngen (Craquelée); Temmoku, eine Ware mit dunkler Eisenoxyd-Glasur und verlaufenden roten Flecken; Ch`ing-pai, »bläuliches Weiß«, lichtdurchlässiges Porzellan mit zart bläulicher oder grünlicher Glasur. Zu Beginn der Ming-Dynastie (14.-17. Jh.) wurde auf persische Anregung Kobaltblau unter der Glasur verwendet.
Im 15. Jh. befreiten sich die Töpfer weitgehend von außerchinesischem Einfluß und gestalteten Formen und Dekor wieder in einheimischer Tradition.
Die wirtschaftliche Lage verschlimmerte sich um 1600, zusätzlich zum islamischen Markt wurde nun auch für den Export nach Japan und Europa produziert.
In der Ching-Zeit (17.-19. Jh.) entstand um 1700 besonders qualitätvolles Blau-weiß-Porzellan; charakteristisch sind Landschaftsdarstellungen in abgestuftem Farbauftrag.

Porzellanvase. Zeichnung: Kurt Scheuerer
Porzellanvase. Foto: Kurt Scheuerer

Im 18. Jh. zeigte sich ein deutlicher Geschmackswandel, geschätzt wurden nun ein höfisch-eleganter polychromer Dekor über der Glasur sowie besondere Glasur-Effekte; auch entstanden weiße Porzellane mit farbloser Glasur über verborgenem Dekor.
Im späten 18. Jh. setzte eine zunehmende Neigung zu bloßer Wiederholung des bereits Entwickelten ein, das Blauweiß-Porzellan wurde strenger formalisiert und trug offiziell-feierlichen Charakter; in historisierender Manier wurden Ming-Kopien hergestellt.
Im 19. Jh. wurden verschiedene Dekortypen verbunden; diese Keramik wirkt gegenüber früheren Formen überladen und steif, der Endpunkt der Entwicklung war erreicht.

Export-Keramik

Schon während der Han- und der Tang-Zeit wurde normale chinesische Keramik aus China ausgeführt, gesonderte Exportware wurde jedoch erst seit der Sung-Zeit (10.-13. Jh.) hergestellt. Die hochentwickelte chinesische Töpfertradition war damals den keramischen Erzeugnissen der übrigen Welt weit überlegen.
Exportiert wurde zunächst besonders die Seladon-Ware und seit der Ming-Zeit vor allem Teller und Gefäße aus Porzellan mit kobaltblauer Unter-Glasur-Malerei oder mit kupfergrüner und eisenroter Über-Glasur-Malerei.
Auch die Keramikerzeugung der belieferten Länder wurde beeinflußt: im 12. Jh. entstand in Persien eine grünblau glasierte Keramik, im 17./18. Jh. in Europa die blauweiße Delfter Fayence und das Meißner Porzellan.

Kurt Scheuerer, Ingolstadt 1993


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