Logo Kurt Scheuerer Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Baiuwaren
Katalog des Fundgutes

Geographisch-kulturgeschichtliche Erwägungen haben gezeigt, daß das Ingolstädter Becken und sein Umfeld durchaus eine gesonderte Betrachtung verdient. Hinzu kommt, daß die denkmalpflegerische Praxis, ergänzt durch private, ehrenamtliche Sammeltätigkeit, eine besonders gewichtige »Ernte« einbrachte. Die Ergebnisse hieraus sollen im folgenden zusammen mit den bisherigen Funden vorgelegt werden.

Die Angaben zu den Funden beschränken sich auf die notwendigsten Details. Noch nicht publizierte Ausgrabungen werden nur in ihren wesentlichen Gesichtspunkten vorgestellt. Die römischen Münzfunde des 4. Jhdts. nördlich der Donau können noch nicht systematisch berücksichtigt werden. Altfunde sind nach der vorliegenden Literatur zitiert.


Stadt Ingolstadt

Zum heutigen Stadtgebiet gehören als Stadtteile mehrere ehemalige Gemeinden des Altlandkreises Ingolstadt.

Nördlich der Donau:

1. Gerolfing Das Reihengräberfeld im Ortsbereich wurde bei Baumaßnahmen angeschnitten und ist seit längerem bekannt. In jüngster Zeit wurden Funde vorgelegt, die bei einer privaten Baumaßnahme geborgen wurden. Es handelt sich um Beigaben eines zerstörten Skelettgrabes mit einem Knickwandschälchen mit Einglättverzierung vom Typ Altenerding-Aubing sowie einem fragmentarisch erhaltenen Henkelkrug, der in Drehscheibentechnik hergestellt ist (Taf. 26). Literatur: Ortsakten BLfD Ingolstadt. K. H. Rieder, s. Anm. 80.

2. Irgertsheim Östlich von Irgertsheim befinden sich ausgedehnte vor- und frühgeschichtliche Fundareale. Aus der Sammlung H. Schleicher stammt die Wandscherbe eines schrägkannelierten Gefäßes (ohne Abb.). Literatur: unveröffentlicht.

3. Mühlhausen Literatur: J. Reichart, s. Anm. 3.

4. Unterhaunstadt Literatur: J. Reichart, s. Anm. 3.

Südlich der Donau:

5. Zuchering Bei Luftaufnahmen wurden in der Gemarkung Zuchering nördlich von Seehof d rei römische Lager entdeckt. An der nordwestlichen Ecke des sog. Lagers I konnte ein spätrömischer Burgus lokalisiert werden. Rund 200 Meter südlich davon wurde schon in der Ortsflur von Oberstimm ein ausgedehntes Reihengräberfeld im Luftbildbefund festgestellt. Aus dem weiteren Umfeld ist bei der Nachsuche mit der Metallsonde durch R. Zwyrtek und G. Pertzel eine größere Anzahl an Fundgegenständen aufgelesen worden. a) Aus dem Umfeld des Burgus liegen bisher mehr als 100 Kleinmünzen vor. Eine vorläufige Bestimmung weist sie alle ins 4. Jhdt. b) Die Fundauflese erbrachte mehrere Fragmente von Zwiebelknopf- fibeln (Taf. 6). c) Unter den Lesefunden fanden sich einige Metallfunde spätantiker Provenienz und jünger (Taf. 6). d) Wohl aus Reihengräbern stammt eine Reihe von Metallfunden (Tafel 27 u. Abb. 18), u. a. eine Vogelfibel (Abb. 17; s. auch Oberstimm). Literatur: O. Braasch: Das archäologische Jahr in Bayern 1981, S. 162/63. Neufunde unveröffentlicht.


Landkreis Pfaffenhofen

Nördlich der Donau:

1. Menning a) Östl. Auhöfe Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4; J. Reichart, s. Anm. 3. b) Säuerberg Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4; J. Reichart, s. Anm. 3.

Südlich der Donau:

2. Manching Literatur: R. Gensen, s. Anm. 27.

3. Oberstimm Die Lokalisierung der Detektorfunde aus dem Umfeld des »Lagers 1« von Zuchering ist nicht exakt gesichert, so daß es möglich ist, daß Stücke bereits aus der südlich anschließenden Gemarkung von Oberstimm stammen. Das durch Luftbildaufnahmen nachgewiesene Reihengräberfeld liegt bereits auf der Gemarkung Oberstimm. Literatur: O. Braasch, s. o. unter Zuchering.

4. Irsching Literatur: U. Koch s. Anm. 76.

5. Pichl Bei Geländebegehungen wurde durch R. Zwyrtek das Fragment einer Zwiebelknopffibel aufgelesen. Literatur: unveröffentlicht (Abb. 9).


Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

Nördlich der Donau:

1. Bergen Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.

2. Bittenbrunn Literatur: R. Christlein, s. Anm. 62.

3. Dittenfeld Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.

4. Hütting/Feldmühle Die Untersuchung eines mehrperiodigen Talübergangs mit zugehörigem Siedlungsplatz zwischen 1982 und 1985 durch das BLfD lieferte 2 Bronzefibeln des 4./5. Jhdts. (Tafel 7, 4 u. 5). Über eine gleichzeitige Siedlung etwa am Talrand läßt sich nichts aussagen, da bislang keine zugehörige Keramik vorliegt. Literatur: K. H. Rieder, s. Anm. 41.

5. Laisacker Literatur: R. Roeren, Zur Archäologie und Geschichte Südwestdeutschlands im 3. bis 5. Jhdt. n. Chr., Jahrbuch RGZM 7, 1960, 272 ff.

6. Ried Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.

7. Unterstall Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.

Südlich der Donau:

8. Burgheim a) Literatur: zusammenfassend E. Keller, s. Anm. 17. Nun auch M. Trier, Die frühmittelalterliche Besiedlung des unteren und mittleren Lechtales nach archäologischen Quellen. Dissertation, Köln 1990. b) Bei Untersuchungen im bekannten Reihengräberfeld in der Ortsmitte anläßlich einer privaten Baumaßnahme wurde eine spätrömische Kleinmünze geborgen. Literatur: unveröffentlicht. c) Anläßlich einer Baumaßnahme auf dem Marktplatz von Burgheim wurde bereits vor längerer Zeit eine eiserne, völkerwanderungszeitliche Pfeilspitze geborgen (Tafel 2). Verbleib: E. Waldrich, Burgheim. Literatur: unveröffentlicht.

9. Bruck Literatur: F. Wagner, Das Ende der römischen Herrschaft in Raetien. BVBL 18/19, 1951/52, I., 29 ff.

10. Neuburg a. d. Donau a) Literatur: zusammenfassend E. Keller, s. Anm. 10. b) In den Jahren 1983 bis 1986 wurde vom BLfD der Innenhof der »Münz« untersucht. Hierbei zeigten sich Befunde des 4. u. 5. Jhdts. Ein starkes Gußmauerwerk läßt vermuten, daß es sich dabei um die Fundamente des spätrömischen Kastells handelt (s. Abb. 7). Literatur: unveröffentlicht. c) Im Jahre 1988 wurde in der oberen Stadt (Herrenstr. A 98) ein Gräberfeld des 4. Jhdts. angeschnitten (Taf. 3-5). Neben knapp einem Dutzend nahezu beigabenloser Körpergräber fand sich auch ein Brandgrab (Taf. 5). Keramikfunde des 4./5. Jhdts. ergänzen den Fundbestand. Literatur: unveröffentlicht. Dissertation von E. Pohl in Vorbereitung.

11. Oberhausen Literatur: M. Eckstein, s. Anm. 11.

12. Straß a) Literatur: M. Eckstein, s. Anm. 11. b) Bei der Neutrassierung der B 16 zwischen Straß und Burgheim wurden 1984 etwa auf halber Strecke zwischen den genannten Orten durch L. Lang eine Bronzefibel (Abb. 4) und eine Versteifungsleiste eines spätrömischen, kerbschnittverzierten Militärgürtels (Abb. 8) aufgelesen. Literatur: unveröffentlicht.

13. Weichering Literatur: M. Eckstein, BVBL 17, 1948, S. 87.


Landkreis Eichstätt

1. Beilngries a) Beim Begehen der Felder in der Flur »Kevenhüller Loch« wurde von K. Beitler der verzierte Bügel einer unvollständig erhaltenen germanischen Bronzefibel geborgen (Abb. 10). Literatur: unveröffentlicht. b) Bei Untersuchungen des BLfD im Zuge des Rhein-Main-Donau-Kanals wurden eine vollständige Armbrustfibel sowie der kerbschnittverzierte Beschlag eines spätrömischen Militärgürtels und Keramik vom Typ Friedenhain geborgen. Literatur: unveröffentlicht (frdl. Mitteilung M. Hoppe, F. Lorµ).

2. Böhming a) Literatur: F. Winkelmann: O. R. L. Bd. VII, 1914, S. 9, Taf. 2,2. b) Bei einer Baumaßnahme (Am Brühl 16) wurde 1980 durch den Verfasser germanische Keramik geborgen. In den folgenden Jahren konnten im Garten des Grundstücks das Fragment eines Astragalröhrchens von einem spätrömischen Militärgürtel sowie weitere Keramikreste gefunden werden (Taf. 14 u. 15 sowie Abb. 12). Literatur: unveröffentlicht. c) Im Vorgriff auf eine Baumaßnahme (Am Brühl 14) wurde durch den Verfasser eine Untersuchung durchgeführt, wobei Holzbaubefunde dokumentiert werden konnten. Der überwiegende Teil der Befunde ist durch Keramikfunde als germanisch anzusehen (Taf. 16). Literatur: unveröffentlicht. d) Am östlichen Rand des alten Dorfes wurde vom Verfasser germanische Keramik geborgen. Funde von Eisenschlacken könnten eine Eisenverhüttung am Ort anzeigen. Literatur: unveröffentlicht.

3. Breitenfurt Literatur: H. Dannheimer, s. Anm. 8.

4. Egweil Beim Absammeln einer römischen Villa rustica fand M. Pfaffel 1990 Fragmente von hartgebrannten, stark quarzgemagerten Kümpfen. Literatur: unveröffentlicht.

5. Eichstätt Literatur: A. Kessler, s. Anm. 54 (Taf. 8-10).

6. Gaimersheim A) Steinberg a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; J. Reichart s. Anm. 3. b) 1984 fand U. Kranzow eine durchlochte spätrömische Kleinmünze wohl der Söhne des Constantin I. Literatur: unveröffentlicht. c) Beim Absammeln der Felder auf dem Steinberg westlich von Gaimersheim wurde 1990 von G. Weigand das Beschlagteil eines kerbschnittverzierten spätrömischen Militärgürtels gefunden (Abb. 11). Literatur: unveröffentlicht. B) Brunnhöhe a) Literatur: J. Reichart s. Anm. 3. b) In den Jahren 1985/86 wurde vom BLfD die Stelle einer römischen Villa rustica untersucht. Im Fundgut sind Fragmente von schwarzpolierter Keramik vom Typ Friedenhain enthalten (s. Taf. 17, 5-7). Literatur: unveröffentlicht.

7. Großmehring a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; J. Reichart s. Anm. 3. b) In der Flur »Auf der Wiege« östlich von Großmehring fand A. Schmidt germanische Keramik des 4./5. Jhdts. (Abb. 16). Literatur: unveröffentlicht.

8. Irfersdorf Literatur: M. Schulze s. Anm. 15; sowie Fr. A. Mayer, Abhandlung über den Grabhügel eines altdeutschen Druiden im Fürstentum Eichstätt. Eichstätt 1831.

9. Kemathen Im September 1990 wurde anläßlich einer Flurbereinigungsmaßnahme im unteren Bereich einer westexponierten Sanddüne ein germanisches Kriegergrab gefunden. Es enthielt neben einem spätrömischen Militärgürtel u. a. als Grabbeigabe eine Schale vom Typ Friedenhain. Im weiteren Umgriff fanden sich darüber hinaus gleichzeitige Siedlungsbefunde in Form von Hausstellen, Grubenhäusern, Abfallgruben sowie Reste einer Kulturschicht (Abb. 15). Literatur: unveröffentlicht.

10. Kipfenberg Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; H. Dannheimer s. Anm. 8.

11. Konstein a) Im Jahr 1982 fand L. Klingenberg auf einem bronzezeitlichen Grabhügel im Talkessel zwischen Konstein, Wellheim und Aicha eine Bügelknopffibel (Abb. 13). Literatur: K. H. Rieder, Nassenfels 1900 Jahre Römerort, 1986. b) Im Fundgut des 1983 untersuchten Grabhügels fand sich eine angeschmolzene germanische Bronzefibel (Abb. 14). Literatur: unveröffentlicht.

12. Pförring a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; J. Reichart s. Anm. 3. b) In den 80er Jahren hat der Münchener Architekt H. Schleicher mit seinem Sohn wiederholt einen Acker westlich der Ortschaft von Pförring abgesucht. Dabei fand er eine große Anzahl von Keramikscherben und eine versilberte Bronzefibel (Taf. 7, 2). Unter den Keramikfunden fanden sich auch zahlreiche Gefäßfragmente vom Typ Friedenhain (Tafeln 18-25). Literatur: unveröffentlicht. c) Unter den ausgegrabenen Brandgräbern des römischen Gräberfeldes befindet sich ein »germanisches« Inventar (Tafel 1). Verbleib: Sammlung P. Schleicher, München Literatur: unveröffentlicht.

13. Pfünz a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4. b) Bei Straßenbauarbeiten nw von Pfünz im sog. Stadtfeld nahe dem antiken Brückenübergang wurde 1978 aus dem maschinell abgeschobenen Erdreich vom Verfasser und K. Kreitmeir germanisches Keramikmaterial geborgen, unter dem sich Scherben vom Typ Friedenhain befanden (Taf. 11-13). Literatur: unveröffentlicht.

14. Wolkertshofen Aus dem Umfeld einer römischen Villa rustica östlich von Wolkertshofen fand M. Pfaffel 1988 einige z. T. sekundär verbrannte Keramikscherben mit Ziermuster vom Typ Friedenhain (Taf. 17, 1-4). Literatur: unveröffentlicht.


Zusammenfassung

Über die schon 1982 bekannten Fundorte hinaus wurde bis Herbst 1990 an ca. 25 Orten der Region germanische Keramik des 4. und 5. Jhdts. gefunden, an vier Orten zusammen mit Trachtzubehör des spätrömischen Militärs (Teile von Militärgürteln). Vor allem von diesen Funden gehen die folgenden Beobachtungen und Überlegungen aus.


Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, 99. Jahrgang, 1990
Karl Heinz Rieder, Ingolstadt 1991. S. 11-15.

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