- Geographisch-kulturgeschichtliche Erwägungen haben gezeigt, daß das
Ingolstädter Becken und sein Umfeld durchaus eine gesonderte
Betrachtung verdient. Hinzu kommt, daß die denkmalpflegerische
Praxis, ergänzt durch private, ehrenamtliche Sammeltätigkeit, eine
besonders gewichtige »Ernte« einbrachte. Die Ergebnisse hieraus
sollen im folgenden zusammen mit den bisherigen Funden vorgelegt
werden.
- Die Angaben zu den Funden beschränken sich auf die notwendigsten
Details. Noch nicht publizierte Ausgrabungen werden nur in ihren
wesentlichen Gesichtspunkten vorgestellt. Die römischen Münzfunde
des 4. Jhdts. nördlich der Donau können noch nicht systematisch
berücksichtigt werden. Altfunde sind nach der vorliegenden
Literatur zitiert.
Stadt Ingolstadt
- Zum heutigen Stadtgebiet gehören als Stadtteile mehrere ehemalige
Gemeinden des Altlandkreises Ingolstadt.
- Nördlich der Donau:
- 1. Gerolfing
Das Reihengräberfeld im Ortsbereich wurde bei Baumaßnahmen
angeschnitten und ist seit längerem bekannt. In jüngster Zeit
wurden Funde vorgelegt, die bei einer privaten Baumaßnahme geborgen
wurden. Es handelt sich um Beigaben eines zerstörten Skelettgrabes
mit einem Knickwandschälchen mit Einglättverzierung vom Typ
Altenerding-Aubing sowie einem fragmentarisch erhaltenen
Henkelkrug, der in Drehscheibentechnik hergestellt ist (Taf. 26).
Literatur: Ortsakten BLfD Ingolstadt. K. H. Rieder, s. Anm. 80.
- 2. Irgertsheim
Östlich von Irgertsheim befinden sich ausgedehnte vor- und
frühgeschichtliche Fundareale. Aus der Sammlung H. Schleicher
stammt die Wandscherbe eines schrägkannelierten Gefäßes (ohne
Abb.).
Literatur: unveröffentlicht.
- 3. Mühlhausen
Literatur: J. Reichart, s. Anm. 3.
- 4. Unterhaunstadt
Literatur: J. Reichart, s. Anm. 3.
- Südlich der Donau:
- 5. Zuchering
Bei Luftaufnahmen wurden in der Gemarkung Zuchering nördlich von
Seehof d rei römische Lager entdeckt. An der nordwestlichen Ecke
des sog. Lagers I konnte ein spätrömischer Burgus lokalisiert
werden. Rund 200 Meter südlich davon wurde schon in der Ortsflur
von Oberstimm ein ausgedehntes Reihengräberfeld im Luftbildbefund
festgestellt. Aus dem weiteren Umfeld ist bei der Nachsuche mit der
Metallsonde durch R. Zwyrtek und G. Pertzel eine größere Anzahl an
Fundgegenständen aufgelesen worden.
a) Aus dem Umfeld des Burgus liegen bisher mehr als 100 Kleinmünzen
vor. Eine vorläufige Bestimmung weist sie alle ins 4. Jhdt.
b) Die Fundauflese erbrachte mehrere Fragmente von Zwiebelknopf-
fibeln (Taf. 6).
c) Unter den Lesefunden fanden sich einige Metallfunde spätantiker
Provenienz und jünger (Taf. 6).
d) Wohl aus Reihengräbern stammt eine Reihe von Metallfunden (Tafel
27 u. Abb. 18), u. a. eine Vogelfibel (Abb. 17; s. auch Oberstimm).
Literatur: O. Braasch: Das archäologische Jahr in Bayern 1981, S.
162/63. Neufunde unveröffentlicht.
Landkreis Pfaffenhofen
- Nördlich der Donau:
- 1. Menning
a) Östl. Auhöfe
Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4; J. Reichart, s. Anm. 3.
b) Säuerberg
Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4; J. Reichart, s. Anm. 3.
- Südlich der Donau:
- 2. Manching
Literatur: R. Gensen, s. Anm. 27.
- 3. Oberstimm
Die Lokalisierung der Detektorfunde aus dem Umfeld des »Lagers 1«
von Zuchering ist nicht exakt gesichert, so daß es möglich ist, daß
Stücke bereits aus der südlich anschließenden Gemarkung von
Oberstimm stammen. Das durch Luftbildaufnahmen nachgewiesene
Reihengräberfeld liegt bereits auf der Gemarkung Oberstimm.
Literatur: O. Braasch, s. o. unter Zuchering.
- 4. Irsching
Literatur: U. Koch s. Anm. 76.
- 5. Pichl
Bei Geländebegehungen wurde durch R. Zwyrtek das Fragment einer
Zwiebelknopffibel aufgelesen. Literatur: unveröffentlicht (Abb. 9).
Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
- Nördlich der Donau:
- 1. Bergen
Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.
- 2. Bittenbrunn
Literatur: R. Christlein, s. Anm. 62.
- 3. Dittenfeld
Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.
- 4. Hütting/Feldmühle
Die Untersuchung eines mehrperiodigen Talübergangs mit zugehörigem
Siedlungsplatz zwischen 1982 und 1985 durch das BLfD lieferte 2
Bronzefibeln des 4./5. Jhdts. (Tafel 7, 4 u. 5). Über eine
gleichzeitige Siedlung etwa am Talrand läßt sich nichts aussagen,
da bislang keine zugehörige Keramik vorliegt.
Literatur: K. H. Rieder, s. Anm. 41.
- 5. Laisacker
Literatur: R. Roeren, Zur Archäologie und Geschichte
Südwestdeutschlands im 3. bis 5. Jhdt. n. Chr., Jahrbuch RGZM 7,
1960, 272 ff.
- 6. Ried
Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.
- 7. Unterstall
Literatur: P. Reinecke, s. Anm. 4.
- Südlich der Donau:
- 8. Burgheim
a) Literatur: zusammenfassend E. Keller, s. Anm. 17. Nun auch M.
Trier, Die frühmittelalterliche Besiedlung des unteren und
mittleren Lechtales nach archäologischen Quellen. Dissertation,
Köln 1990.
b) Bei Untersuchungen im bekannten Reihengräberfeld in der
Ortsmitte anläßlich einer privaten Baumaßnahme wurde eine
spätrömische Kleinmünze geborgen.
Literatur: unveröffentlicht.
c) Anläßlich einer Baumaßnahme auf dem Marktplatz von Burgheim
wurde bereits vor längerer Zeit eine eiserne,
völkerwanderungszeitliche Pfeilspitze geborgen (Tafel 2). Verbleib:
E. Waldrich, Burgheim.
Literatur: unveröffentlicht.
- 9. Bruck
Literatur: F. Wagner, Das Ende der römischen Herrschaft in Raetien.
BVBL 18/19, 1951/52, I., 29 ff.
- 10. Neuburg a. d. Donau
a) Literatur: zusammenfassend E. Keller, s. Anm. 10.
b) In den Jahren 1983 bis 1986 wurde vom BLfD der Innenhof der
»Münz« untersucht. Hierbei zeigten sich Befunde des 4. u. 5. Jhdts.
Ein starkes Gußmauerwerk läßt vermuten, daß es sich dabei um die
Fundamente des spätrömischen Kastells handelt (s. Abb. 7).
Literatur: unveröffentlicht.
c) Im Jahre 1988 wurde in der oberen Stadt (Herrenstr. A 98) ein
Gräberfeld des 4. Jhdts. angeschnitten (Taf. 3-5). Neben knapp
einem Dutzend nahezu beigabenloser Körpergräber fand sich auch ein
Brandgrab (Taf. 5). Keramikfunde des 4./5. Jhdts. ergänzen den
Fundbestand.
Literatur: unveröffentlicht. Dissertation von E. Pohl in
Vorbereitung.
- 11. Oberhausen
Literatur: M. Eckstein, s. Anm. 11.
- 12. Straß
a) Literatur: M. Eckstein, s. Anm. 11.
b) Bei der Neutrassierung der B 16 zwischen Straß und Burgheim
wurden 1984 etwa auf halber Strecke zwischen den genannten Orten
durch L. Lang eine Bronzefibel (Abb. 4) und eine Versteifungsleiste
eines spätrömischen, kerbschnittverzierten Militärgürtels (Abb. 8)
aufgelesen.
Literatur: unveröffentlicht.
- 13. Weichering
Literatur: M. Eckstein, BVBL 17, 1948, S. 87.
Landkreis Eichstätt
- 1. Beilngries
a) Beim Begehen der Felder in der Flur »Kevenhüller Loch« wurde von
K. Beitler der verzierte Bügel einer unvollständig erhaltenen
germanischen Bronzefibel geborgen (Abb. 10). Literatur:
unveröffentlicht.
b) Bei Untersuchungen des BLfD im Zuge des Rhein-Main-Donau-Kanals
wurden eine vollständige Armbrustfibel sowie der
kerbschnittverzierte Beschlag eines spätrömischen Militärgürtels
und Keramik vom Typ Friedenhain geborgen.
Literatur: unveröffentlicht (frdl. Mitteilung M. Hoppe, F. Lorµ).
- 2. Böhming
a) Literatur: F. Winkelmann: O. R. L. Bd. VII, 1914, S. 9, Taf.
2,2.
b) Bei einer Baumaßnahme (Am Brühl 16) wurde 1980 durch den
Verfasser germanische Keramik geborgen. In den folgenden Jahren
konnten im Garten des Grundstücks das Fragment eines
Astragalröhrchens von einem spätrömischen Militärgürtel sowie
weitere Keramikreste gefunden werden (Taf. 14 u. 15 sowie Abb. 12).
Literatur: unveröffentlicht.
c) Im Vorgriff auf eine Baumaßnahme (Am Brühl 14) wurde durch den
Verfasser eine Untersuchung durchgeführt, wobei Holzbaubefunde
dokumentiert werden konnten. Der überwiegende Teil der Befunde ist
durch Keramikfunde als germanisch anzusehen (Taf. 16).
Literatur: unveröffentlicht.
d) Am östlichen Rand des alten Dorfes wurde vom Verfasser
germanische Keramik geborgen. Funde von Eisenschlacken könnten eine
Eisenverhüttung am Ort anzeigen.
Literatur: unveröffentlicht.
- 3. Breitenfurt
Literatur: H. Dannheimer, s. Anm. 8.
- 4. Egweil
Beim Absammeln einer römischen Villa rustica fand M. Pfaffel 1990
Fragmente von hartgebrannten, stark quarzgemagerten Kümpfen.
Literatur: unveröffentlicht.
- 5. Eichstätt
Literatur: A. Kessler, s. Anm. 54 (Taf. 8-10).
- 6. Gaimersheim
A) Steinberg
a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; J. Reichart s. Anm. 3.
b) 1984 fand U. Kranzow eine durchlochte spätrömische Kleinmünze
wohl der Söhne des Constantin I.
Literatur: unveröffentlicht.
c) Beim Absammeln der Felder auf dem Steinberg westlich von
Gaimersheim wurde 1990 von G. Weigand das Beschlagteil eines
kerbschnittverzierten spätrömischen Militärgürtels gefunden (Abb.
11).
Literatur: unveröffentlicht.
B) Brunnhöhe
a) Literatur: J. Reichart s. Anm. 3.
b) In den Jahren 1985/86 wurde vom BLfD die Stelle einer römischen
Villa rustica untersucht. Im Fundgut sind Fragmente von
schwarzpolierter Keramik vom Typ Friedenhain enthalten (s. Taf. 17,
5-7).
Literatur: unveröffentlicht.
- 7. Großmehring
a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; J. Reichart s. Anm. 3.
b) In der Flur »Auf der Wiege« östlich von Großmehring fand A.
Schmidt germanische Keramik des 4./5. Jhdts. (Abb. 16).
Literatur: unveröffentlicht.
- 8. Irfersdorf
Literatur: M. Schulze s. Anm. 15; sowie Fr. A. Mayer, Abhandlung
über den Grabhügel eines altdeutschen Druiden im Fürstentum
Eichstätt. Eichstätt 1831.
- 9. Kemathen
Im September 1990 wurde anläßlich einer Flurbereinigungsmaßnahme im
unteren Bereich einer westexponierten Sanddüne ein germanisches
Kriegergrab gefunden. Es enthielt neben einem spätrömischen
Militärgürtel u. a. als Grabbeigabe eine Schale vom Typ
Friedenhain. Im weiteren Umgriff fanden sich darüber hinaus
gleichzeitige Siedlungsbefunde in Form von Hausstellen,
Grubenhäusern, Abfallgruben sowie Reste einer Kulturschicht (Abb.
15).
Literatur: unveröffentlicht.
- 10. Kipfenberg
Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; H. Dannheimer s. Anm. 8.
- 11. Konstein
a) Im Jahr 1982 fand L. Klingenberg auf einem bronzezeitlichen
Grabhügel im Talkessel zwischen Konstein, Wellheim und Aicha eine
Bügelknopffibel (Abb. 13).
Literatur: K. H. Rieder, Nassenfels 1900 Jahre Römerort, 1986.
b) Im Fundgut des 1983 untersuchten Grabhügels fand sich eine
angeschmolzene germanische Bronzefibel (Abb. 14).
Literatur: unveröffentlicht.
- 12. Pförring
a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4; J. Reichart s. Anm. 3.
b) In den 80er Jahren hat der Münchener Architekt H. Schleicher mit
seinem Sohn wiederholt einen Acker westlich der Ortschaft von
Pförring abgesucht. Dabei fand er eine große Anzahl von
Keramikscherben und eine versilberte Bronzefibel (Taf. 7, 2). Unter
den Keramikfunden fanden sich auch zahlreiche Gefäßfragmente vom
Typ Friedenhain (Tafeln 18-25).
Literatur: unveröffentlicht.
c) Unter den ausgegrabenen Brandgräbern des römischen Gräberfeldes
befindet sich ein »germanisches« Inventar (Tafel 1). Verbleib:
Sammlung P. Schleicher, München
Literatur: unveröffentlicht.
- 13. Pfünz
a) Literatur: P. Reinecke s. Anm. 4.
b) Bei Straßenbauarbeiten nw von Pfünz im sog. Stadtfeld nahe dem
antiken Brückenübergang wurde 1978 aus dem maschinell abgeschobenen
Erdreich vom Verfasser und K. Kreitmeir germanisches
Keramikmaterial geborgen, unter dem sich Scherben vom Typ
Friedenhain befanden (Taf. 11-13).
Literatur: unveröffentlicht.
- 14. Wolkertshofen
Aus dem Umfeld einer römischen Villa rustica östlich von
Wolkertshofen fand M. Pfaffel 1988 einige z. T. sekundär verbrannte
Keramikscherben mit Ziermuster vom Typ Friedenhain (Taf. 17, 1-4).
Literatur: unveröffentlicht.
Zusammenfassung
- Über die schon 1982 bekannten Fundorte hinaus wurde bis Herbst 1990
an ca. 25 Orten der Region germanische Keramik des 4. und 5. Jhdts.
gefunden, an vier Orten zusammen mit Trachtzubehör des
spätrömischen Militärs (Teile von Militärgürteln).
Vor allem von diesen Funden gehen die folgenden Beobachtungen und Überlegungen aus.
- Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, 99. Jahrgang, 1990
- Karl Heinz Rieder, Ingolstadt 1991. S. 11-15.
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