Archäologie   Mai
2003
Nr. 33
Aktuell
Entdeckungen und neue Funde aus der Region Ingolstadt

 

Den ersten Rauchern Ingolstadts auf der Spur

Im Zentrum von Ingolstadt kam im Sommer 2002 bei der archäologischen Untersuchung des "Willnergrundstücks" in der Harderstraße ein kulturhistorisch sehr interessanter Fund aus dem Boden. Es handelt sich um das Fragment einer tönernen Tabakpfeife, die zu den frühen archäologischen Zeugnissen des Tabakkonsums nicht nur in Ingolstadt, sondern in ganz Bayern zählt.
Die Pfeife, am Stiel kurz nach der Ferse gebrochen, besteht aus feinem hellen Ton. Auf einer Seite befindet sich ein gelblicher Glasurfleck, die Innenseite zeigt starke Rußrückstände, die durch das Rauchen entstanden sind. Sie wurde im Gegensatz zu jüngeren Tonpfeifen nicht in einer metallenen Form hergestellt, sondern frei modelliert, die kurze Ferse nachträglich angesetzt und mit einem Speichenrad gestempelt. Die runde, kugelige Kopfform, die geringe Kopfgröße, der Fersenstempel, die freie Modellierung und der ungewöhnlich große Rauchkanal sprechen für eine frühe Datierung der Pfeife um 1620/1630.

Foto: Welker
Pfeiffenkopf und Fersenstempel. Foto: Gerd Welker

Nach Süddeutschland gelangten die beiden Tabaksorten Nicotiana tabacum und Nicotiana rustica etwa um 1570. Zu dieser Zeit galt das Interesse noch dem medizinischen Gebrauch des Tabaks. Erst langsam, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, setzte sich das Rauchen der getrockneten Blätter mit Hilfe von Pfeifen aus gebranntem Ton auch in unserem Raum durch. Dem Archäologen erschließt sich das Rauchen in diesen Zeiten nur über solche Tonpfeifen. Da sie sich aufgrund ihrer Formen, Marken, Dekore und Inschriften oft sehr genau datieren lassen, sind sie für die Neuzeitarchäologie zu einem Leitfossil geworden.

Stadtmuseum Ingolstadt - Historischer Verein Ingolstadt e.V.


Text: Natascha Mehler - - Gestaltung: Gerd Welker - - Foto und Herstellung Gerd Welker

Weiter zur nächsten Ausgabe von Archäologie Aktuell - - - Zur Auswahl-Liste von Archäologie Aktuell
Impressum - Nachricht hinterlassen: Kurt Scheuerer, Ingolstadt - - - Zur Seite der Ingolstädter Archäologie