Archäologie   Nov.
2005
Nr. 34
Aktuell
Entdeckungen und neue Funde aus der Region Ingolstadt

 

Unvermuteter Luxus -
Ein „adeliger” Stangenbecher im Herzen von Ingolstadt

Foto: Welker Foto: Welker
 
Maßstab: ca. 1:1 und ca. 10:1 - - Foto: Gerd Welker

Im Juni 2005 wurden im Grundstück Bei der Schleifmühl 23 zwei Scherben aus Steinzeug gefunden, die sofort den Puls des Archäologen steigen ließen. Es handelt sich dabei um den unteren Teil eines zylindrischen Stangenbechers aus sächsischem Steinzeug, dessen Außenseite mit einer violetten Engobe und gestempeltem Schachbrettmuster verziert ist. Besonders auffällig ist der Boden: In der Nähe des Randes sind zwei Blumen mit Blüten, Stiel und Blättern als eingetiefte Ritzungen erkennbar. Eine solche Verzierung wurde bei dieser Warenart noch nie beobachtet. Vielleicht handelt es sich dabei um eine Art Signatur des Töpfers?
Der Becher ist zweifellos einer der bemerkenswertesten Funde aus dem mittelalterlichen Ingolstadt. Er stammt aus einer sächsischen Werkstatt, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Pokale, Becher und Krausen für die höchsten Kreise produzierte, und oft wird diese Warenart als qualitätvollste Keramik des Mittelalters in Deutschland bezeichnet. Die Produkte waren hoch geschätzt und wurden weit verhandelt. Sie tauchen meist als Einzelstücke und nur dort auf, wo sich Hochadel oder hohe Würdenträger der Kirche niederließen. Ihre Verbreitung reicht von Island bis nach Budapest, aus Bayern sind nur wenig Fragmente bekannt. Umso bemerkenswerter ist die Auffindung dieses luxuriösen Bechers im ehemaligen Handwerkerviertel der Altstadt.

Text: Natascha Mehler - - Gestaltung: Gerd Welker - - Foto und Herstellung Gerd Welker

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