Archäologie | Juli 1997 No. 4 | |
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Entdeckungen und neue Funde aus der Region Ingolstadt |
Großmehring Baugebiet Ost II, Landkreis EichstättDas fruchtbare, lößbedeckte Plateau oberhalb der Donau ist seit Jahrtausenden besiedelt. Siedlungsspuren und Gräberfelder von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter belegen die topographischen Qualitäten der Terrassen entlang dem Flußtal.Im Umfeld einer längst aufgelassenen römischen Villa rustica siedelte sich im 7. Jahrhundert in Großmehring eine Adelsfamilie an. Die Gräber des Bestattungsplatzes bei der Hofstelle waren wie üblich bereits von den Zeitgenossen beraubt worden. So ist es als besonderer Glücksfall zu betrachten, daß im Frühjahr 1997 das ungestörte Grab einer hochgestellten Frau, wahrscheinlich der Herrin, freigelegt werden konnte. Neben Gebrauchsgegenständen wie Kamm, Messer und einem Lederbeutel mit kleinen Utensilien, darunter einem eisernen Schlüssel, kennzeichnen vor allem der Schmuck der Dame ihren besonderen Rang in der Gemeinschaft. Die goldenen Ohrringe sind filigran verziert. Ihre Machart greift auf den antiken Formenschatz zurück, wobei der byzantinische Einfluß unverkennbar ist. Als Vorbild kann die Herkuleskeule genannt werden. Auf der Brust trug die Tote zwei silberne Preßblechfibeln. Die eine ist mit der zur späten Merowingerzeit gängigen Flechtbandornamentik geschmückt. Das Motiv auf dem zweiten Schmuckstück ist der Lebensbaum, flankiert von zwei Vögeln. In der spätantiken und byzantinischen Kunst gilt der Baum, an dem sich die unsterblichen Seelen in Tiergestalt erquicken, als Symbol des Paradieses. So zeigt uns der Schmuck der hier bestatteten Frau nicht nur etwas über ihre gesellschaftliche Stellung, sondern auch über die Jenseitsvorstellungen ihrer Zeit. |
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