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Stadtmuseum Ingolstadt - Archäologische Radtour - 1. Station:
Der Donauübergang bei Feldkirchen

Ingolstadt verdankt seine Bedeutung seiner verkehrsgünstigen Lage. Hier kreuzt sich eine wichtige Nordsüdverbindung vom Rhein nach Italien mit dem Wasserweg Donau und den sie begleitenden Landwegen. Einen der frühesten Hinweise auf die gute Anbindung des Raumes Ingolstadt an den Fernhandel stellt ein Bernsteinkollier dar, das im vorigen Jahr auf dem Gelände der Audi AG entdeckt wurde. Es stammt aus der Bronzezeit, also aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Mit seinen knapp 3000 Perlen stellt es einen Fund von europäischem Format dar. Das "Gold des Nordens" hatte zweifellos schon einen weiten Weg hinter sich, bevor es beim Augraben für Jahrtausende der Erde übergeben wurde.

In keltischer Zeit erfahren wir Genaueres über den Ingolstädter Donauübergang. Denn die große "Keltenstadt" bei Manching weist darauf hin, wo genau die günstigen Donaufurten gelegen haben dürfen: im Gebiet um Manching, Feldkirchen, Mailing und Großmehring, also östlich der heutigen Stadt Ingolstadt. Zahlreiche Funde aus dem Oppidum zeigen Handelskontakte nach Italien, aber auch nach Norden, zu den Germanen. Zahlreiche Güter und Rohstoffe wurden auch auf der Donau herbeigeschafft, z.B. Graphit aus dem Raum Passau, das dem Töpferton beigegeben wurde, um das Kochgeschirr widerstandsfähiger zu machen.

Die konkretesten Vorstellungen über den antiken Donauübergang haben wir aus römischer Zeit. Denn sowohl am Nordufer im heutigen Ort Feldkirchen, als auch östlich von Manching konnten römische Siedlungen archäologisch erforscht werden, die sehr wahrscheinlich mit der Donaufurt in Verbindung standen.
Graphik: Scheuerer. Karte: W. Grf. v. Holnstein, 1867
Nimmt man nun ein Lineal und verbindet diese beiden Fundorte, dann folgt diese gedachte Linie einem alten Straßendamm, der von Feldkirchen aus nach Südosten auf die Donau zuführt, von ihr aber unvermittelt abgeschnitten wird.
Daß er einmal weiter geradewegs auf die Manchinger Römersiedlung zuführte, sieht man noch heute an der Gemeindegrenze von Ingolstadt und Großmehring, die gleichzeitig die alte Burgfriedensgrenze von Ingolstadt war, also mindestens bis ins Mittelalter zurückreicht.

Feldweg. Foto: Kurt Scheuerer
Diesen Straßendamm erkennt man, wenn man vom Standort aus in Richtung Feldkirchner Kirche schaut. Bisher ist durch Ausgrabungen noch nicht endgültig bewiesen worden, daß es sich wirklich um eine alte Römerstraße handelt. Auch ist noch nicht bekannt, wo genau die Donau überschritten wurde, deren Hauptarm vor 2000 Jahren viel weiter südlich etwa im Bett der heutigen Sandrach floß. Wohl am interessantesten ist aber die Frage, wie lange man diesen Verkehrsweg nach dem Abzug der Römer von der Donau um 400 nach Christus weiterbenutzt hat. Denn die Feldkirchner Marienkirche, die direkt neben dem Straßendamm liegt, soll ja eine der "Urkirchen" von Ingolstadt gewesen sein.

Als 841 König Ludwig der Deutsche dem Abt Gozbald von Niederaltaich unter anderem den Herrenhof und zwei Kirchen der "villa" (= Gutskomplex) Ingolstadt schenkte, soll eine davon die Feldkirchner Kirche, die andere die Ingolstädter Moritzkirche gewesen sein. Wenn auch noch im 9. Jahrhundert der Donauübergang derselbe war, wie in römischer Zeit, dann dürfte das alte Zentrum von Ingolstadt am ehesten bei Feldkirchen gelegen haben. Feldkirchen wäre dann das "alte Herz" von Ingolstadt gewesen, die Feldkirchner Kirche vielleicht die "Mutterkirche". Viele Feldkirchner sind davon noch heute fest überzeugt. Ob die Antwort je gefunden wird?


Text und Gestaltung der Radtour: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt
Graphik: Kurt Scheuerer. Karte: W. Grf. v. Holnstein, 1867. Stadtarchiv Ingolstadt.
Station 2 - Radtour 1997 Auswahl
siehe auch:
Die Schmidmühle - Eine Wurzel Ingolstadts?


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