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Jakob Balde / Sebastian Enzinger:
Jakob Balde - Der Philosoph

1. Wächter:
2. Wächter:

Ja, hau rein! Hau rein! Hau nur rein!
Das ist aber schwer, das Fass hier!
Hau doch mal nach dem Takt!
Fang an: Jetzt: Nach dem Takt!
Nochmal: Nach dem Takt!
Das Fass hier stinkt ja!
Ich weiß nicht, was drinnen ist oder g´wesen ist.
Mensch, das stinkt ja,
wie wenn so ein Philosoph drin ist
oder sonst so ein hundiger Hund.
Wer bellt denn da, wie ein Hund bellt?
Hm! Das Fass hier ist eine Hundehütte.
Brecht doch mal diese Riegel auf!
Schauen wir uns den Molosser an!
          Philosoph:
          Ja, was ist denn das für eine Unverschämtheit?
Sei gegrüßt, Fassbewohner!
          Das sind ja schon ziemlich ernste Scherze von euch da.
Verzeih! Wir haben dieses Fass hier gefunden,
und zwar beim Libyschen Tor.
Aber wer hätt´ uns denn sagen sollen,
dass Philosophen auch in Fässern wohnen?
          Philosoph:
          Ich bin schon auf dem Weg zu Ninus,
          dem König Assyriens.
          Wisst ihr nicht, dass mich dieser König Ninus
          zu sich hat rufen lassen,
          dessen Lebensgefährtin
          die schöne, ruhmvolle Frau Semiramis ist?
          Und da werd ich euch verklagen
          und so mit euch dann meinen Scherz treiben,
          so wie ihr mit mir.

          Der ist nämlich wirklich kein Mensch,
          der nicht auch zugleich Philosoph ist.
          Ich werde zwar verachtet;
          jedoch Verachtung durch die Welt
          ist der Philosophen Erbteil.

          Niemand lebt doch so angenehm,
          wie ein Philosoph lebt, der,
          weil er nichts hat, nach nichts verlangt
          und genug hat, weil er nichts hat.
          Es sind doch nur dumme Leute,
          die glauben, dass ich in so einem Fasse wohne.
          Dieses Fass ersetzt mir die Welt!
          Ich wohne in meiner Welt und esse Kichererbsen.

          Natürlich bin ich ein Gast der Götter.
          Aber verschon´ mich, Juppiter!
          Denn ich möchte mein Leben so lassen,
          wie es ist - mit deiner Hilfe.

          König Ninus ruft mich an seinen Hof,
          um meiner Weisheit weise Verkündigungen zu verkosten.
          Ich aber rede auch vor Königen offen.
          Ich bin auch ein König, viel größer als jener.
          Manche fürchten sich, Königen wahrzusagen.
          Ich habe keine Angst davor,
          ernsthaft Spaß mit denen zu treiben.

          Denn ihr werdet jetzt bald zu sehen bekommen:
          Sobald ich angekommen bin,
          wird der Ninus glauben,
          dass er mir etwas Angst machen könnte.
          Nichts da!
          Die Freiheit eines Philosophen ist dennoch unbezwingbar!
          Wird auch besondere Ehrfurcht sich erhoffen.
          Nichts da!
          Ich werde mit ihm auf dem Thron sein!
          Weil so ein Philosoph der größere König ist.
          Und wer würde den Scherz nicht ertragen?

Palast-Diener:
Bist du der Philosoph?
          Ich bin Philosoph.
          Aber ob ich der bin?
Der wegen seiner Weisheit kommen soll,
nämlich zum König Ninus.
          Der bin ich.
Komm!
          Ihr könnt mich in meinem Fasse finden.
          Wenn der König mich will,
          dann schick´ er mir keinen Diener,
          sondern einen Palasthauptmann oder andere Edelleute,
          dass sie mich zu ihm einladen.
          Sonsten komme ich nicht!
Eingebildeter, philosophischer Sauhund!

Sebastian Enzinger (nach Jakob Balde)


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