- Zum Grundbestand von Handwerksbetrieben, die man in jeder mittelalterlichen Stadt erwarten konnte, gehörten Schreinereien.
In deren Erzeugnissen spiegelte sich nicht nur das Können der Handwerker, sondern auch die jeweilige Wohnkultur der Bürger.
Schreiner fertigten Türen, Fenster, Vertäfelungen („Täfelwerk"), Möbel der unterschiedlichsten Art, aber auch Altäre, Kanzeln und Gestühl mit Ausnahme des zugehörigen Bildhauerwerks.
- Der wohl anspruchvollste Auftrag des späten Mittelalters ging an Meister Wieland, dem zeitweilig von anderen Meistern unterstützt, von 1487 bis 1490 (?) die Ausstattung des Neuen Schlosses mit Fenstern, Türen, Getäfel und Mobiliar oblag.
- Im 15. Jahrhundert waren die Ingolstädter Schreiner in einer Zunft organisiert, aus dem 15. Jahrhundert ist eine von Schreinern, Schlossern, Naglern und Sporern gemeinsam erlassene Ordnung erhalten, die Ausbildung, Zulassung, Abgaben an die Zunft u.a. regelte und auch Vorschriften über die Lebensführung enthält.
Ein angehender Meister hatte nicht nur wie die anderen Handwerker eheliche Geburt nachzuweisen, sondern auch einen Harnisch und Wehr zu besitzen.
An Meisterstücken war gefordert: eine „zwipondige Truhen mit zwifachen Ladlgeschirr", ein „zugelegter Tisch" und ein „Spilbrett".
- Die Schreinerordnung von 1700 verlangte zur Meisterprüfung einen Riß (Plan) „von einem doppelten Kasten auf acht Schuech" innerhalb 8 Tage, einen Ausziehtisch aus Eiche oder Nussbaum, 4 Schuh breit und 8 ½ Schuh lang, mit zwei Flügeln, die sich hin und her wenden lassen, sowie einen vierlichtigen Kreuzstock (Fenster), die beiden letzten mussten innerhalb 8 Tagen gefertigt werden.
Im Stadtarchiv Ingolstadt hat sich eine Reihe von den Plänen zur Meisterprüfung von 1617 bis 1719 erhalten.
Schwierig war die Abgrenzung gegenüber Bildhauern und Zimmerleuten. So war den Schreinern von 1564 verboten, ein „ganzes Bild (ausserhalb, was zue Zierung irer arbaiten gehörig) von Holz schneiden oder machen".
- Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
- Siehe auch:
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