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Objekte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 15
Tiere auf dem Chorgestühl aus Ebenhausen, 1521

 
Foto: Kurt Scheuerer
Die Bilder der Rücklehnen, von rechts gelesen, zeigen zunächst zwei Vögel. Der, eine Schlange - Symbol für den Teufel - fressende Reiher (oder Storch) des ersten Bildes ist ein Symbol für Christus, welcher das Böse überwindet. Das Hufeisen im Schnabel des Vogels im zweiten Bild identifiziert ihn als Strauß, welcher Eisen fressen kann, was auf die Stärke und Macht Gottes hinweist.
Das Spruchband des ersten Bildes »ich glaub um got« wird im Nebenbild mit »vater allmechtiger« weitergeführt und zitiert das christliche Glaubensbekenntnis. Dieses wird bekräftigt durch eine Schwurhand vor einem Kreuz im dritten Bild. All das folgt einem Jagdhund, einem kräftigen Bracken, welcher durch das Gestrüpp des Lebens dem Suchenden im Glauben wegweisend voraus läuft.
Dieser Deutung entsprechend müsste sich dieses Gestühl also auf der rechten Seite eines zum Altar blickenden Betrachters - der Epistelseite - befunden haben, was auch durch den Bericht des Ebenhausener Pfarrers Holzmann von 1859 bestätigt wird.
Foto: Kurt Scheuerer
Die Rücklehne des zweiten, gegenüber auf der Evangelienseite liegenden Gestühls weist in vier Quadraten ein schönes, paradiesisches Rankenwerk auf.
Jedes dieser Gestühle bietet drei Personen Platz, welche - diesem Bildprogramm entsprechend - wohl auf einen glücklichen Aufenthalt im Jenseits hoffen dürfen. Hier auf Erden jedoch sind sie den Versuchungen der Sünde ausgesetzt, welchen sie widerstehen müssen. Hieran erinnern die Bilder zu ihren Füßen, welche Anfeindungen und auch Hoffnung zum Ausdruck bringen.

Foto: Kurt Scheuerer
Foto: Kurt Scheuerer
Schreiten wir zwischen den Gestühlen hin zum Altar, dann kommt uns links zunächst ein grinsender Affe entgegen, die listig verführende Lüsternheit symbolisierend. Rechts empfängt uns eine drachengestaltige Harpyie, eine Totengeleiterin, deren Menschenkopf jedoch sehnsüchtig nach oben gerichtet ist, gleich den hoffenden Seelen im Fegefeuer.
Foto: Kurt Scheuerer
Foto: Kurt Scheuerer
Das zweite Bildpaar begleitet uns: Links zwängt sich nackter »Wilder Mann« durch das Gestrüpp, welcher die uns hemmende Sünde des Fleisches verkörpert. Rechts dagegen eilt ein weibliches Einhorn (oder ein Reh?) hinter einem ruhig lagernden männlichen Einhorn behende mit uns durch das Gestrüpp; die von Christus beschützte Unschuld lässt uns leichtfüßig die Hemmnisse überwinden.
Foto: Kurt Scheuerer
Foto: Kurt Scheuerer
Im letzten Bildpaar versucht uns links ein bösartig listiger Fuchs doch noch im letzten Moment zu überwältigen, so wie er die Gans schon erwischt und fest gepackt hat. Jedoch streckt ihm der Löwe rechts gegenüber triumphierend die Zunge heraus, Christus geleitet uns mit seiner Stärke sicher zum Heil.

Foto: Kurt Scheuerer
Der Kriegselephant auf dem Einzelbild gehört womöglich zu einem eigenen Chorstuhl, in welchem von einem Lektor die Epistel, die Lesung, vorgetragen wurde. Wie von der sicheren, festungsartigen Kanzel auf dem Rücken des unangreifbaren Elephanten aus, werden die Worte der Bibel aus dem Messbuch verkündet.

Text und Fotos: Kurt Scheuerer, 2015


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