Logo Kurt Scheuerer, Ingolstadt Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 9
Die Konservierung der römischen Mühlenhölzer

 
Die insgesamt etwa 250 Einzelhölzer, davon knapp 90 massive Bauteile der Anlage (5,5 m³ Holz), wurden nach der Grabung in Plastikfolie eingewickelt und in das Dendrolabor in der DST Thierhaupten gebracht. Es wurde die Konservierung mit Melaminharz (Handelsname Kauramin) angewendet, die am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz entwickelt und sich bei den Römerschiffen von Manching-Oberstimm, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm, bewährt hat. Die Maßnahme wurde von den Restauratoren Susanne Klonk (heute Archäologische Staatssammlung München) und Hartwig Friedrich (damals Stadtmuseum Ingolstadt) durchgeführt.
Neben den sichtbaren Ergebnissen dieser Methode, also den zeichnungsgenauen, staub-unempfindlichen Oberflächen und einer beinahe ursprünglichen Holzfarbe, zählt auch das geringe Gewicht der konservierten Hölzer und ein dauerhafter Schutz gegen Befall von Mikroorganismen zu den Vorteilen, die speziell für den späteren Aufbau von Bedeutung sind.

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt

Die Nasshölzer wurden zuerst mechanisch mit weichen Bürsten unter fließendem Wasser gereinigt und danach schriftlich, fotografisch und zeichnerisch dokumentiert. Anschließend folgte ein Reinigungsbad in deionisiertem Wasser. Da Kauramin ein säurehärtendes Melaminharz ist, müssen Säurereste, wie z.B. die Gerbsäure im Eichenholz, auf diese Weise ausgewaschen werden, was einige Monate in Anspruch nehmen kann. Erreicht das Wasserbad einen nahezu pH-neutralen Wert, kann es gegen die Konservierungslösung ausgetauscht werden. Die Tränkungsdauer hängt von der Objektstärke ab. Mit je einem Monat pro Zentimeter fällt sie hier sehr viel kürzer aus, als bei anderen Konservierungsmethoden. Durch wöchentliche Dichte- und pH-Wert-Messungen wird das Tränkungsstadium kontrolliert.

Nach dem Ende der Konservierung wurden alle Objekte zum Aushärten des Melaminharzes einer etwa zweiwöchigen Wärmebehandlung bei ca. 50°C unterzogen. Das Holz soll hierbei nicht austrocknen, weswegen man es sowohl in nassen Zellstoff, der überschüssiges Harz aufnehmen soll, als auch in Folie einwickelt. Da für die meisten Hölzer die Maße des vorhandenen Wärmeschrankes (ca. 40 x 40 cm) nicht ausreichten, musste ein entsprechend großes Provisorium aus Holz, Planen und Styropor geschaffen werden, welches mit Radiatoren beheizt wurde.
Anschließend sollte die Trocknung des Holzes bis zu einer Holzfeuchte von ca. 15% erfolgen. Eine einfache, aber auch zeitintensive Methode ist die Folientrocknung, bei der das Holz in dampfdurchlässige Folie bzw. in PE-Tüten verpackt und für ein gleichmäßiges Trocknen entweder regelmäßig gewendet oder mit kleinen Klötzchen unterbaut wird. Sobald sich Kondenswasser an der Folie niederschlägt, muss dieses durch Abwischen entfernt und das Objekt für mehrere Stunden belüftet werden. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass die Trocknung langsam und schonend verläuft, da es sonst trotz Konservierung zu Rissen, Verformungen und Schwund am Holz kommt.

Die Oberflächenbehandlung der Hölzer mit der auf Leinöl basierenden Imprägnierlasur der Firma AURO bietet neben dem Schutz vor klimatischen Schwankungen und einer Farbtonintensivierung der Objekte eine zusätzlich fungizide Wirkung. Alternativ wurde auch eine kostengünstigere Mischung aus Leinölkobaltfirnis und Shellsol T eingesetzt. Für die Klebungen von kleineren leichteren Hölzern wurde ein Nitrocellulosekleber verwendet, massivere Teile wurden mit dem flexiblen Sista-Acrylkautschuk geklebt.

Die konservatorischen Arbeiten und die restauratorischen Maßnahmen sind heute weitgehend abgeschlossen. Schon bald darauf konnte mit dem Aufbau dieses, allein durch seine Größe so eindrucksvollen Objektes begonnen werden.

Text: Susanne Klonk, Restauratorin. Foto: Kurt Scheuerer


Siehe auch:


Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
Zur Auswahl Stadtmuseum Ingolstadt - - - Zur Hauptauswahl Wissensspeicher Ingolstadt