- Ingolstadt hält die Erinnerung an seine glanzvolle Zeit als eine bayerische Hauptstadt und Sitz der bayerischen Landesuniversität bis heute wach, auch wenn sie vor mehr als zwei Jahrhunderten zu Ende gegangen ist. Für Historiker, Kunsthistoriker und Archäologen ist diese Zeit bei ihrer täglichen Arbeit aber immer noch gegenwärtig. Der Inhalt eines auf den ersten Blick unscheinbaren Abfallschachtes führt jenen Umstand besonders deutlich vor Augen. Die auffallenden Fayencegefäße, die er enthielt, veranschaulichen die Sonderrolle der Stadt im Herzogtum Bayern. Ihre Auffindung im Jahr 2003, die schon bald als Sensation gewertet wurde, verlangt nach einer Erklärung.
- Der Fund und seine angemessene Würdigung wurden durch eine Reihe positiver Umstände ermöglicht. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Ingolstadt setzten, der zentralen Lage der Grabungsfläche beim Rathausplatz entsprechend, die bis dahin umfangreichste archäologische Untersuchung in der Altstadt an. Besonders hervorzuheben ist die Umsicht der Ingolstädter Grabungsfirma ProArch, die mit den Ausgrabungen in der Moritzstraße betraut war. Denn der Abfallschacht mit seinem wertvollen Inhalt war eingebettet in einer Vielzahl von Mauerzügen aus neuerer und neuester Zeit, von denen er sich auf den ersten Blick kaum unterschied.
- Die kleinteilig zerscherbten Gefäße hätten die Bedeutung des Inhaltes des Abfallschachtes für die Apothekengeschichte Ingolstadts und für die Keramikforschung in Süddeutschland ohne den Fleiß der ehrenamtlichen Helfer des Historischen Vereins Ingolstadt nicht oder erst sehr viel später offenbart. Tausende von Scherben mussten unter der Aufsicht des Stadtmuseums Ingolstadt gereinigt und ihrer Herkunft in der Grabungsfläche entsprechend gekennzeichnet werden. Da dies in kurzer Zeit für das gesamte Fundgut der Ausgrabung möglich war, standen sämtliche Fayence und Steinzeugscherben für die anschließende Restaurierung zur Verfügung.
- Prof. Dr. Dr. Christa Habrich vom Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt untersuchte die sechs Fayencegefäße mit pharmazeutischen Signaturen und ordnete sich ebenso akribisch wie kenntnisreich in den historischen Kontext ein. Durch die Rekonstruktion der Signaturfragmente konnte sie die enthaltenen Arzneien identifizieren und anschaulich beschreiben. Dr. Werner Endres aus Regensburg würdigte als Spezialist für frühe Fayencen nicht nur diesen bedeutenden Komplex, sondern auch die übrigen, bemerkenswerten Keramikfunde aus dem Abfallschacht und stellte aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse aufschlussreiche Bezüge zu anderen Fundorten her.
Dr. Beatrix Schönewald und Dr. Gerd Riedel vom Stadtmuseum Ingolstadt untersuchten aus archivalischer und aus archäologischer Sicht die Frühzeit der Ingolstädter Stadtapotheke. Schließlich stellte Dr. Gerd Riedel die Alltagsgefäße aus Irdenware im Abfallschacht vor, ordnete sie in die Ingolstädter und regionale Keramikentwicklung ein und fragte nach den Bezügen zur Stadtapotheke.
- Die Redaktion übernahmen Dr. Beatrix Schönewald, Doris Wittmann, Horst und Dr. Gerd Riedel. Das Kulturreferat, das Stadtmuseum Ingolstadt und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege haben es ermöglicht, dass der außergewöhnliche Fundkomplex in einer seiner Bedeutung angemessenen Art und Weise veröffentlicht werden konnte. Ganz herzlichen Dank für all die Arbeit und Mühe, die für das Zustandekommen dieses Buches nötig war.
- Werner Endres/Christa Habrich/Gerd Riedel/Beatrix Schönewald,
- Apothekengefäße von 1571 bis ins 18. Jahrhundert in Ingolstadt.
- Beiträge zur Geschiche Ingolstadts Band 7, Ingolstadt 2011
- Verlag Dr. Faustus, ISBN 978-3-932113-54-3
- s.a.: Literatur zur Geschichte Ingolstadts
Text: Gerd Riedel
- Siehe auch:
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