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Sagen aus Ingolstadt
Der Erbärmdechristus an der Moritzkirche

 
Foto: Stadtarchiv

Einst soll ein Student auf der Moritzstraße derart gotteslästerlich geflucht haben, dass die Christusfigur am Pfeifturm-Eck vor Entsetzen die vordem gefalteten Arme ausbreitete und in dieser Haltung erstarrte. (KS, 2014)

»Ueber all das verlautet aber in alten Büchern eine erschreckliche Sage von diesem Bildniße.
Um das Jahr 1621 herum kam ein adeliger Pole Adalbert von Benjowski auf die hiesige Universität, um den Studien zu obliegen, in Wahrheit aber um seinen Leidenschaften Zaum und Zügel frei zu lassen.
Er führte ein gar wüstes Leben, verschwendete sein Hab und Gut in Ueppigkeit und Zechgelagen und war ob seiner Wildheit der ganzen Studentenschaft ein sonderbares Aergerniß.
Mit vielen akademischen Strafen belegt und gar oft vom damaligen Rektor Magnifikus Leo Menzelius hart angelassen, verblieb er dennoch in seiner Unbändigkeit.
Einstmalen ging er nach Mitternacht die Schwaigergassen herunter, blieb dann vor dem Bildniß unsres lieben Heilandes stehen und lästerte mit so gräulichen Flüchen zu ihm hinauf, als ob er völlig von Sinnen und nicht anders, denn rasend wäre.
Da, o Wunder, that der Herr seine ausgespannten Arme über seine Brust zusammen, gleichsam als wollte er sein Vaterherz ihm verschließen; der Frevler aber ward von Gottesgericht getroffen, stürzte zu Boden nieder und ist Augenblicks gähen Todes verblichen.
Er wurde des andern Tags unter dem Galgen vor dem Donauthore eingescharret; diese schauerliche Kunde aber durchlief wie ein Lauffeuer die ganze Stadt und vermehrte unter den Einwohnern die Andacht und Verehrung zu diesem Christusbilde also, daß sie bis auf den heutigen Tag noch nicht erloschen ist.«
Gemminger, Ludwig. Das alte Ingolstadt. 1864. S. 82-85.


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