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Zur Lepanto-Monstranz in Maria de Victoria
Die Kette auf der Monstranz

 
1612 gründeten die Bürger der Stadt Ingolstadt eine eigene "Bruederschafft unßer Lieben Frauen Mariae de Viktoria". 1617-19 errichteten sie ein Oratorium gegenüber der Südseite des Münsters. Die zahlreiche Anhängerschaft und die großen Spenden ermöglichten eine kostbare Ausstattung des Innenraumes (Lepantomonstranz 1708, Barockisierung 1713, neuer Hochaltar 1717, Schiffskanzel 1756).

Der damalige Mesner Josef Bauer schrieb 1962 in der Gedenkschrift zum 350jährigen Jubiläum der Bürgerkongregation Maria vom Siege zu Ingolstadt auf Seite 12:
»Im kleinen zierlichen Strahlenkranz, der nach außen hin den Abschluß des Ostensoriums bekränzt, ist ein ornamentaler Schmuck eingearbeitet, der, in Emaille gefaßt, mit Rubinen und schwarzen Granaten übersät ist.
Laut mündlicher Überlieferung soll dieser Schmuck aus dem Brautschatz der katholischen spanischen Infantin Isabella stammen. Der Kostbarkeit dieses eigenartigen Schmuckes nach zu urteilen, könnte diese Annahme etwas Wahrheit in sich bergen.«

Dr. Siegfried Hofmann, damals Leiter des Ingolstädter Stadtarchivs, veröffentlichte 1976 im Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt eine Zusammenfassung der noch erhaltenen Abrechnungen der Ingolstädter Bürgerkongregation (Auszüge daraus s.u.).
Wichtig erschien ihm an dieser Stelle der Nachweis, dass von dem Augsburger Goldschmied Zeckl, der die Lepantomonstranz anfertigte, für die Schlachtenszene der Entwurf eines Malers (er hat den Künstler - nach eigenem Bekunden - leider noch nicht gefunden) und für den Fuß der eines Bildhauers verwendet wurde.

Erzengel Michael, darunter drei Kettenglieder. Foto: Manfred Scheuerer, um 1970
Jedoch ergibt sich aus seinen damaligen Ausführungen auch der Hinweis, dass die Bürgerkongregation im Besitz einer wertvollen Kette war, die schon mehrmals im Wert von 20 Gulden beliehen worden war.
Diese wurde 1681, bis auf drei Glieder, dem Goldschmied Wilsch zur Verwendung in einer neuen Monstranz übergeben.
Als 1708 der Augsburger Zeckl mit der Fertigung einer neuen Monstranz beauftragt wurde, übergab man ihm dazu die alte. Von Zeckl wurde deren Wert lediglich nach dem enthaltenen Silber berechnet, so dass daraus geschlossen werden kann, dass die in der alten Monstranz offenbar mitverarbeitete Kette nun auch in die neue mit eingearbeitet worden ist. In seiner gesamten Abrechnung werden auch keine Edelsteine aufgeführt, obwohl die Auflistung insgesamt sehr detailliert ausgeführt wurde. Wahrscheinlich sind ihm auch die im Hostienhalter eingearbeiteten Edelsteine von der Bürgerkongregation aus altem Bestand übergeben worden.

Die Kettenglieder sind klein und sehr sorgfältig gearbeitet, es könnte sich dabei durchaus um den Halsschmuck einer vornehmen Dame gehandelt haben.
Die zentralen Steine eines jeden Gliedes sind oben glatt geschliffen, die vier Steine in den Ecken sind durchwegs gemugelt, also oval geschliffen.
Zwischen den kleinen Steinen sind sehr fein ausgearbeitete Emaille-Verzierungen aufgetragen.
All dies könnte auch auf eine Herstellungszeit noch vor 1600 schließen lassen. Weitergehende Aussagen bedürften jedoch einer genaueren Untersuchung durch einen Schmuck-Fachmann.

Im Rund des Strahlenkranzes der Lepanto-Monstranz sind 18 Kettenglieder verarbeitet worden, unter dem Erzengel und unter Maria befinden sich je drei. Die Kette bestand also aus mindestens 24 Gliedern. (Sollte es sich dabei um die an Wilsch übergebene Kette handeln, dann könnte sie ursprünglich aus 27 Gliedern bestanden haben, da drei damals zurückbehalten worden sind. Andererseits könnten diese drei aber auch nachträglich noch an Zeckl übergeben worden sein - hierzu sind wir leider ohne Nachricht.)
Ein Kettenglied ist etwas unter 2 cm breit, die Halskette sollte also eine Länge von etwa 50 cm gehabt haben.


Das Folgende ist ausgewählt und zitiert aus:

Dr. Siegfried Hofmann.
Maria de Victoria - Nachruf auf die einstige Kirche der Kongregation Maria vom Sieg.
SHVI 1976. S. 81-138.

  • 1680 erwarb man vom Ingolstädter Goldschmied Michael Freytag »2 Markh Silber« für 27 fl. 44 kr. zur Verfertigung einer neuen Monstranz.

  • Mit der Ausführung wurde Johann Adam Willisch (= Johann Wilsch), ein aus Schlesien stammender Ingolstädter Goldschmied beauftragt.
    Am 26.2.1681 wurden ihm für die gemachte Monstranz 88 fl. 30 kr. bezahlt. Hinzu kam ein Trinkgeld von 30 kr.
    Zu der Monstranz gab man eine kostbare Kette:
    »Das Beheng, so iedesmahlen bishero in der Cassa verbliben vund für 20 fl. in der Guetmachung verrechnet, weillen aber selbiges, wie in der Stukhrechnung fol. 40 zu sehen, zue der neuen Monstranzen auser 3 Stukh verwendet worden, also werden gedachte 20 fl. weillen auch selbe vnder den gemainen Einnambsempfang begriffen, disorths wider pro Ausgab gesetzt worden, id est 20 fl.«
    Willisch erhielt 20 kr. als Trinkgeld »vmb daß er die guldene Kötten geschätzt« hat.
    1685 wurde anscheinend die Abrechnung für die Monstranz zum Schluss gebracht:
    »... Herren Hinkhlman vmb zur Monstranzen hergegebenes Silber, yber die anhero verehrte 8 lauth Scheins noch bezahlt worden: 37 Loth à 48 kr., tut: 29 fl. 36 kr.« (S. 110.)

  • 1696 wurde die Kanzel errichtet.

  • 1697 wurden zwei Silberbildnisse (Maria und Joseph) bei dem Augsburger Goldschmied Johannes Zeckl in Auftrag gegeben. 1698 wurden sie auf den Altar gestellt und abbezahlt.
    "7 fl. 30 kr. betrug der Fuhrlohn für die Anlieferung der beiden Bildnisse aus Augsburg, 8 fl. 22 kr. zahlte man Zeckl für 2 Tage Kost und Trunk sowie Rittgeld."
    "Trotz der Ausgaben der vorausgegangenen Jahre für die Kanzel und anderes hatte man 1697/98 zwei Silberbilder in Auftrag gegeben und auch bezogen, deren Kosten diejenigen für die Lepantomonstranz sogar noch überstiegen. ..."

  • "Im Jahre 1708 erhielt man wieder eine ungewöhnlich kostspielige Sendung von Johannes Zeckl auch Augsburg: Silberbildnisse von Joachim und Anna." (S. 115.)
    Auch diese beiden Silberbildnisse waren teurer gewesen als die Lepantomonstranz:
    »Johann Zeckhl, Goldtschmidt in Augspurg, wegen zwey neuen silbernen Brustbilder, den h. Joachim vnd die h. Anna vorstellen, an vnderschidlich zusammen geschmelzten Silber 146 fl. 25 kr., am paarem Geldt: 1113 fl. 4 h.«
    "Eine Zusammenstellung von etwa 1754 gibt die Ausgaben für die vier silbernen Brustbilder 1698 und 1707 mit 2818 fl. 6 kr. an." (S. 117.)

    Lepantomonstranz:

  • Bruderschaftsrechnung von 1708:
    • »Johann Zeckhl, Goldschmidt in Augspurg, wegen einer neuen Monstranzen, zu welcher die alte daran geben vunnd abgewogen, auch zu Gelt angeschlagen wordten per 189 fl. 38 kr., an paarem Gelt aber theils yberschickht, theils ihme selbsten zuhandten gestellt, nach Laut Scheins 761 fl. 28 kr.
    • Dem Mahler wegen des Riss absonderlich bezalt: 15 fl. -
    • Von gedachter Monstranzen von Augspurg herundter ze führen, bezalt: 1 fl. 15 kr. -
    • Des Goltschmidts seinen Gesellen Verehrung geben: 3 fl. 21 kr. -
    • Herrn P. Simoni Mayr S. Jesv wegen grosser vnnd villfelltigen Bemüehungen mehrgedachter Monstranz, bis solche verferttiget wordten, an Verehrung yberschickht mit: 6 fl.«
    Und im Nachtrag:
    »Wie in der ferttigen Rechnung fol. 41 zu sechen, seint zu Bezallung der neuen Monstranzen 500 fl. aufgenommen wordten vnnd also für heur daran, wie Beylag weiset, abgezalt wordten: 100 fl.« (S. 119.)
    "Man war also nicht in der Lage gewesen, die Monstranz im Jahre der Lieferung ganz zu bezahlen."

  • Die Abrechnung der Lepantomonstranz hat sich als Kopie erhalten:

    »Anno 1708 den 5. Junii in Augspurg.
    In die hochlöbliche burgerliche Bruderschafft in Ingolstatt bey Maria de Victoria ein zihr vergulte Monstranzen mit einem ganz vergulten kupfernen Schein gemacht, wigt das Silber darbey 32 M. 15 Loth 1 q. 1 d.
    • Die M. per Silber, Golt vund Macherlohn 26 fl., thut: 856 fl. 52 kr.
    • Das Kupfer wigt 13 M. 5 Loth, vor die M. Kupfer vnd Macherlohn sambt dem Golt 6 fl., thut: 79 fl. 52 kr.
    • Mehr von das Eysen zu gulten vnd versilbern: [frei gelassen].
    • Des Goltarbeither seine Arbeith nach Laut des beygelegten Conto: 24 fl.
    • Mer vor die geschmelzte Arbeith bezalt: 8 fl.
    • Mer vor Türckhen am Fuß vnd am Stammen bezalt dem Bildhauer: 10 fl.
    • Mer vor die zwey Gläser von Spiegl bezalt: 1 fl. 20 kr.
    • Mer vor die Schrifft zu stechen bezalt: 1 fl.
    • Mer vor das geltisch Silber zu scheiden: 1 fl.
    • Mer vor ein Golt vnd Silber Prob bezalt: 32 kr.
    • Mer vor das Kistl, Spaget vnd Papier: 1 fl. 30 kr.
      Dienstwilligster
      Johann Zeckhl,
      Burger vnd Goldschmidt m. pr.
      Heryberg getragen 991 fl. 4 kr.

    • Auf solche Arbeith hab ich empfangen an Gelt auf zwey mahl: 169 fl. 24 kr.
    • Mer empfangen ein alte Monstranzen, hat das weisse Silber gewogen 8 M. 1 Loth, helt nach Laut des beyligenten Probzetl 11 Loth 2 q. 2 d., thut fein 5 M. 13 Loth 2 q. 3 d. Die M. per 18 fl. 44 kr., thut: 109 fl. 44 kr.
    • Das Vergulte hat gewogen 5 M. 15 Loth, helt fein nach Lauth des beyligenten Probzetl 11 Loth 2 q. 2 d., Golt allein 3 d., macht an Golt 4 Ducaten 1 1/2 Viertl à 4 fl. 10 kr., thut: 18 fl. 13 d.
    • Bleibt noch fein Silber yber Abzug des Golts 4 M. 4 Loth 1 q. à 18 fl. 44 kr., thut: 79 fl. 54 kr.
      Summa: 377 fl. 15 kr.
    • Restiert mir noch: 613 fl. 49 kr.
      Obige Summa: 991 fl. 4 kr.
    • Mer habe ich empfangen: 51 fl.
    • Restiert mir noch: 562 fl. 49 kr.
    • Mer empfangen: 300 fl.
    • Restiert mir noch: 224 fl. 11 kr.
    • Ist mir von diser Summe abgezogen worden: 39 fl.«
    (S. 119/120.)

     

  • 1710 werden 100 fl. als Rate verrechnet, 1711 250 fl.
    Es blieb ein Rest von 50 fl., dieser wurde von der »Frau Agnes Vrsula Weissin, gewesste Zuckherbacherin vnnd Wittib« insgeheim beglichen, was erst nach ihrem Tod bekannt wurde. (S. 121/122.)

  • 1713 lieferte Johannes Zeckl einen neuen Kelch, der sich heute noch im Besitz der Bruderschaft befindet:
    »H. Johann Zeckhl, Goldschmidt, wegen eines neuen Khölch, waran 2 alte angetauscht wordten, laut Conto behendiget: 19 fl. 5 kr.« (S. 122.)

    (Zitiert nach: Hofmann, Siegfried.
    Maria de Victoria - Nachruf auf die einstige Kirche der Kongregation Maria vom Sieg.
    SHVI 1976. S. 81-138.).

Kurt Scheuerer, 1998

Siehe auch:


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