Der Zinssteit
- Eine Ingolstädter Dimension hatte auch der Streit um die Berechtigung des Erhebens von Zinsen bei Darlehen.
Bahnbrechend war das demonstrative Eintreten des Ingolstädter Professors Dr. Johannes Eck für die Berechtigung eines Zinses in Höhe von 5 % gewesen, wodurch er zu einem Vorkämpfer einer neuen Wirtschaftsethik geworden war.
- Unter den Jesuiten der Oberdeutschen Provinz war man sich keineswegs einig. Auf der Seite der Gegner der Zinsberechtigung standen die Brüder Petrus und Theoderich Canisius, der Engländer Haywood und andere.
Befürworter waren ausgerechnet Paul Hoffaeus und nicht zuletzt Gregor von Valencia, der zu einem der bedeutendsten Theologen Ingolstadts und des ganzen Jahrhunderts werden sollte.
- Eine erste Zuspitzung erfuhr der Streit bei der Generalkongregation von 1573, bei der Hoffaeus die Zinsgegner nicht zuletzt dadurch zurückdrängen konnte, daß er Petrus Canisius von der eingesetzten Spezialkommission fernhalten konnte.
- Ausgerechnet in Augsburg, wo die Zinsfrage im Blick auf die Fugger von besonderer Aktualität war, gingen die Wogen besonders hoch, ausgelöst durch einen Erlaß Bischof Egolph von Knöringens gegen die Zinsnahme, hinter dem die Theologen des Kollegs in Dillingen standen, mit Theoderich Canisius als treibender Kraft. Selbst der Ordensgeneral rief zur Zurückhaltung.
- Eine prekäre Verschärfung erfuhr die Auseinandersetzung, als der bayerische Herzog Paul Hoffaeus als Prediger in der Fastenzeit als Thema den Wucher stellte.
- In dem Streit um die Zinsnahme lag zweifelsohne einer der Gründe für die Bemühungen des Hoffaeus, Petrus Canisius in eine andere Provinz abzuschieben, und als dies nicht gelang, im November 1580 nach Freiburg in der Schweiz zu versetzen.
Daß die Zukunft den Befürwortern der Zinsnahme gehörte, war wohl selbstverständlich, Canisius war hier wohl allzu sehr religiöser Eiferer gewesen.
Dr. Siegfried Hofmann. (Formatiert von Kurt Scheuerer)
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