- Goldschmiede-Ausstellung in Ingolstadt 1988
- Eine Kurzfassung von Kurt Scheuerer
- Renaissance
- Im 15. und 16.Jh. verstärkte sich die Macht der Fürsten und auch der städtischen Bürger. Mit der Ausbeutung Südamerikas flossen große Silbermengen nach Europa. Karl V. versuchte die Churfürsten für seine Kaiserwahl zu bestechen, was zu vorübergehendem Reichtum in der Bevölkerung führte. (Bis 1600 verschlechterte sich jedoch die wirtschaftliche Situation sehr stark, so daß eine deutliche Geldentwertung eintrat, die Kipper- und Wipper-Zeit.)
Prachtentfaltung und aufwendige Lebensweise waren die Folge. Die prunkvolle Kleidung erforderte außerordentlichen Schmuck (Halskette einer Nürnberger Bürgerstochter; Pfalzgrafen von Neuburg); die Stellung der Person wurde durch wertvolle, seltene Gegenstände und Gerätschaften erhöht; bedeutende fürstliche Kunstsammlungen entstanden (s. Schatzkammern in Wien und München; das Münzkabinett in München).
- Nürnberg, Pokale
- Das Goldschmiedehandwerk erlebte insbesondere in den Reichsstädten Nürnberg und Augsburg in dieser Zeit einen gewaltigen Aufschwung.
Vor allem entstanden Pokale, Becher und Humpen, welche nicht nur zur Repräsentation sondern auch als vornehmes Gastgeschenk dienten.
Die gotische Art mit gebuckelter Oberfläche ging in gegliederte, horizontal geschichtete Form über.
Ab 1600 entstanden schlanke Buckelpokale, nach dem 30-jährigen Krieg wechselte dies zu barockem Blumendekor mit figürlichen und szenischen Darstellungen.
- Barock
- Im 18.Jh. entstanden Régence- und Rocailledekor.
Die Festlichkeiten verloren ihre Derbheit und erhielten höfische Vornehmheit und Elegance; es entstand das einheitlich gestaltete Tafelgeschirr.
Großen Aufschwung nahm nun der Genuß von Kaffee, Schokolade und Tee, welche am französischen Königshof unter anderem zur Dämpfung des übermäßigen Alkoholgenusses eingeführt worden waren; entsprechende Kannen und Tassen wurden hierfür geschaffen.
- 19./20. Jahrhundert
- Gegen Ende des 18.Jh. entstand der Klassizismus mit strengen, antikisierenden Formen, welche staatliche und militärische Macht zum Ausdruck bringen.
Die teilweise fabrikmäßige Produktion des 19.Jh. erlaubte es auch dem einfacheren Bürgertum, eine gewisse Prunkentfaltung zu zeigen.
Neben den industriellen Massenprodukten entstehen bereits im frühen 20.Jh. einfache, zweckmäßige, konkrete Geräte; Ästhetik und Funktion wird vereinigt.
- Goldschmiede-Ausstellung in Ingolstadt 1992
- KS. DK 6.8.92
- Die Goldschmiede-Schätze des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg werden nur noch wenige Wochen in Ingolstadt ausgestellt. Gezeigt werden zwei Abteilungen: zum einen im Obergeschoß des Stadtmuseums die Periode zwischen der Zeit Dürers und dem Dreißigjährigen Krieg, in welcher die Kaiserstadt Nürnberg den Schwerpunkt bildete, zum anderen in den Sonderausstellungsräumen die Zeit des Barock und Rokoko, in welcher die Reichsstadt Augsburg dominierte.
- Im Unterschied zu der vor vier Jahren in Ingolstadt gezeigten Ausstellung ist es nun das Ziel, die Vielfalt und auch das Charakteristische der deutschen Goldschmiedekunst aufzuzeigen und ihre Eigenständigkeit innerhalb Europas auszuweisen.
Trotz starker regionaler Unterschiede ergaben sich durch das - spezifisch deutsche - Gesellenwandern überwiegende Gemeinsamkeiten. Ausländische Einflüsse aus Italien, Frankreich und England sind an den Randgebieten im Süden, Westen und Norden erkennbar und tragen zu der außerordentlichen Vielfalt der Goldschmiedekunst im deutschsprachigen Raum bei.
- Willkomm
- Nach germanischen Vorstellungen begrüßt Wotan die gefallenen Kämpfer vor seinem Schloß Walhall mit einem Willkommenstrunk aus einem Trinkhorn.
Durch Beibehalten dieser Sitte entstanden bis heute als typisch deutsche Form eine Unzahl von Pokalen, welche als Ehrengeschenk, Tischzierde und Schatzkammergut Verwendung fanden.
- Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Pokale in Form von Äpfeln, Birnen, Tieren oder auch Schiffen angefertigt; es entwickelten sich Tischbrunnen und verschiedene Scherzgefäße.
- Als Beispiel ein in Nürnberg um 1500 entstandener Apfelpokal aus Silber mit Feuervergoldung; der Kelch wurde in Treibarbeit hergestellt, der Fuß wohl nach einem geschnitzten Holzmodell gegossen.
Der Entwurf für diesen Pokal wird Albrecht Dürer zugeschrieben.
- Siehe auch: Deutsche Goldschmiedekunst - Inhaltsverzeichnis
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