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Julia Scholz und Dr. Max Böhm:
Die Große Wäsche im Wandel der Zeit
Die Waschküche

 
Ein eigener Raum nur fürs Wäschewaschen, ausgestattet mit allen nötigen Utensilien, blieb für viele Frauen ein Wunschtraum. Auf dem Bauernhof diente die „Waschküche“ meist mehreren Zwecken. Oft war sie zugleich Back- oder Schlachthaus und im Waschkessel wurden, mit wechselnden Einsätzen, Würste und Kesselfleisch gebrüht oder die Kartoffeln zum Füttern gedämpft.
Auf manchem Hof stand die Wanne mit der Waschlauge auch im Kuhstall und bei schönem Wetter im Freien. Gespült wurde die Wäsche, solange die Dörfer keine Wasserleitung besaßen, am Brunnen oder am Bach.
In den Ingolstädter Mietshäusern teilten sich in der Regel mehrere Parteien eine gemeinsame Waschküche im Keller oder ein Waschhäuschen im Garten.

Die ideale Waschküche
„Eine gute, geräumige Waschküche mit den notwendigen Einrichtungen versehen, erleichtert die Arbeit des Waschens ungemein; man findet sie in den besseren Häusern der großen Städte, besonders aber in feinen Villen jetzt oft in vollendeter Ausstattung. Da fehlt nichts; von der Wasserleitung, dem Herde, zwei Kesseln mit Abflußrohren, dem Gaskocher für Stärkebereitung, der Waschmaschine, dem großen Sandsteinbecken mit Zu- und Abfluß zum Spülen bis zu den verschiedenen Wannen und Bottichen, den Töpfen und Bottichen für Stärke- und Blaubereitung, den Waschbrettern, Litermaßen und Kellen.
In den neueren Mietshäusern liegt sie zumeist oben neben dem Trockenboden, in den Landhäusern auf flacher Erde, dem Bleich- und Trockenplatz nahe und verbunden mit der Roll- und Plättstube. Diese enthält die Wringmaschine, die Rolle, den großen Tisch zum Legen der Wäsche, einen kleineren Plättisch, die Plättbretter, die Eisen- und Rostetücher, die Wäschekörbe und alle Vorräte, in Porzellanbüchsen verwahrt, wie Stärke, Soda, Blaue, Borax usw.“
Das Buch der Wäsche, um 1910


Eine Waschküche auf dem Land

Ein Waschhaus auf dem Bauernhof erfüllte in der Regel mehrere Funktionen:

„Ja, da ist Wasser geschöpft worden und man hat das Waschhaus gehabt. Na, ein Schlachthaus, da is dann geschlachtet worden und gewaschen worden. Die großen Arbeiten, die halt viel Wasser verbraucht haben, das hat man alles da im Waschhaus gemacht. Damit man nicht das ganze Gebritschel im Haus gehabt hat. […] Im Waschhaus war nichts gefliest, da war ein Betonboden drin und halt ein Abfluss. Meistens ist da keine Abwasserbeseitigung gewesen. Da ist nur hinten ein Loch raus gegangen und da ist das Wasser halt raus gelaufen. Bei uns war halt vorne im Hof eine Rinne, die ist durch die ganze Gemeinde durch gegangen und in die Rinne sind die Abwässer alle rein geflossen.“ K. S., Niederstimm


Ein Waschhaus in der Stadt

„Das Waschhaus war früher ein separates, angebautes Haus am Haus. […] An der Haunwöhrerstraße, wo meine Großeltern des Haus gekauft haben, war überall hinten an dem Basishaus ein Anbau, den man über den Hof erreichen konnte. Im Anbau waren ein Stall und ein Waschhaus. Im Waschhaus war nur ein Brunnen und nicht schon das Leitungswasser. […] Das Waschhaus war eingerichtet mit einem Kessel, mit verschiedenen Wannen in verschiedener Größe. Mit einem Waschtisch, das war ein Tisch, vielleicht einen Meter tief und eineinhalb Meter breit […] Das Waschhaus war ein Raum mit fünfzehn oder zwanzig Quadratmetern, mit Steinboden und einem Gully in der Mitte. Das ist schon abgelaufen, in eine Versitzgrube damals.“ K. H., Ingolstadt

Autoren: Julia Scholz und Max Böhm


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