Im „Reich der Bäuerin“
- Die Arbeitswelt der Frauen auf dem Lande umfasste traditionell zwei große Bereiche:
- die Arbeit in der Landwirtschaft und die Führung des Haushalts. Auf dem Hof waren die Frauen insbesondere für die Versorgung der Schweine, des Milch- und Kleinviehs und für die Bestellung des Gemüsegartens zuständig. Mit dem Verkauf von Milchprodukten, Eiern und Geflügel kam Bargeld auf den Hof, das häufig von der Bäuerin verwaltet wurde. Sie konnte damit zusätzliche Nahrungsmittel und die kleinen Dinge des Haushalts kaufen, was der (weiblichen) Hauswirtschaft eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit verschaffte.
- Neben den Hofarbeiten waren die Frauen aber auch kräftig auf Feld und Wiese gefordert, etwa beim Futterholen, bei der Heu- und Getreideernte oder beim Kartoffelklauben.
- Zusätzlich zu ihren „bäuerlichen“ Aufgaben hatte die Frau nach traditionellem Rollenverständnis – auf dem Land wie in der Stadt – den gesamten Haushalt zu bewältigen. Kochen, Putzen, Wäschepflege und die Kinder waren in aller Regel alleinige Aufgabe der Frauen. Je nach Hof- und Familiengröße lastete die „weibliche“ Arbeit auf mehr oder weniger vielen Schultern: der Bäuerin selbst, ihrer Kinder, der Austräglerin, auf den größeren Höfen auch eines oder mehrerer weiblicher Dienstboten.
- Doch so lebenswichtig für Hof und Familie die alltäglichen Arbeiten der Frauen waren, so wenig wurden sie oft anerkannt. In privater wie öffentlicher Wertschätzung standen sie meist im Schatten der „großen“ Männerarbeiten mit Pflug, Fuhrwerk oder Dreschmaschine.
- Im Bauerngerätemuseum Hundszell soll den Themen der Hauswirtschaft künftig ein fester Platz hier im Obergeschoss des ehemaligen Bauernhauses gewidmet sein. Den Kern dieser neuen Abteilung bildet, mit wechselnden Exponaten und Schwerpunkten, eine dauerhafte Präsentation textiler Handarbeiten. Von der alltäglichen Ausbesserungsarbeit bis zur kunstvollen Ziertechnik werden Beispiele aus dem Schatz häuslicher Textilien gezeigt, die häufig der ganze Stolz der Hausfrau waren.
- Parallel dazu werden in wechselnden Ausstellungen wichtige Aspekte der traditionellen Arbeitswelt der „Bäuerin“ in ihrer Vielfalt und Bedeutung für die ganze Hauswirtschaft vorgestellt werden. Den Anfang macht die „große Wäsche“.
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Liebe Besucher,
- zur Vorbereitung dieser Ausstellung wurden einzelne Gewährspersonen zu ihren Erinnerungen an den Waschtag befragt. In den großen Abläufen stimmen die Berichte überein, im Detail aber kommen viele Besonderheiten und Varianten zum Vorschein. Es gab Unterschiede zwischen Stadt und Land, kleinen und größeren Bauernhöfen, von Dorf zu Dorf und selbst von Haushalt zu Haushalt.
- Eine Ausstellung vermag diese Vielfalt der Verhältnisse nicht auszubreiten. Gezeigt wird, wie „die große Wäsche“ in ihren einzelnen Arbeitsschritten und im Allgemeinen mit Blick auf die Region Ingolstadt abgelaufen ist. Einzelne Zitate aus den Erzählungen mögen eine Ahnung von der Vielfalt im Konkreten geben.
- Als Besucher haben Sie in der Ausstellung die Möglichkeit, Ihre persönlichen Erfahrungen in Form von schriftlichen Notizen einzubringen. Wenn Sie uns ausführlicher berichten wollen, nehmen wir uns gerne Zeit für ein persönliches Gespräch. Ihre Notizen, Berichte oder Fotografien können auch noch Eingang finden in eine Publikation, die begleitend zur Ausstellung erscheinen wird.
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Sitzweil
- Seit dem Jahr 2010 beheimatet das Bauerngerätemuseum Hundszell die „Sitzweil“. Dort treffen sich Handarbeitsbegeisterte jeden Alters, um in geselliger Runde zu stricken, zu häkeln, zu sticken und zu klöppeln. Der Kreis ist für alle offen, die sich gerne austauschen, um voneinander zu lernen und auf diese Weise dazu beitragen möchten, traditionelle Handarbeitstechniken weiterzutragen und manches fast schon in Vergessenheit geratene Wissen zu erhalten.
- Eine Teilnahme ist gratis. Interessierte treffen sich an jedem 3. Samstag im Monat ab 14 Uhr hier, in der hauswirtschaftlichen Abteilung des Museums.
Anlaufstelle Handarbeit
- Nach den Wünschen des Museums soll sich in diesen Räumen in Zusammenarbeit mit den Aktiven der „Sitzweil“ und unter Leitung von Frau Annemarie Schindlbeck eine Art regionale Anlaufstelle in Sachen textiler Handarbeit entwickeln.
- Anschauungsbeispiele in Form von Mustertüchern und Werkstücken für die verschiedensten Techniken sind für Sie in Vitrinen und Schubläden zugänglich.
- Für eine persönliche Beratung unter Hinzuziehung der Textilsammlung des Museums, von Fachliteratur und Musterbüchern stehen Ihnen Frau Schindlbeck und Spezialistinnen für besondere Techniken nach Anmeldung über die Museumskasse zur Verfügung.
Autoren: Julia Scholz und Max Böhm
- Siehe auch:
Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
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