Ingolstädter Brauwesen
- In Ingolstadt kann das Brauwesen auf eine lange Tradition zurückblicken, die bis in die Anfänge der Stadtwerdung zurückreicht. Getreide und Hopfen standen im Umland reichlich zur Verfügung.
- Mit der Bevölkerungszunahme der Stadt seit dem 13. Jahrhundert, der Gründung der Universität 1472 und dem Ausbau der Landesfestung seit 1537 stieg auch der Bierkonsum.
- Von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es in Ingolstadt bis zu 30 Brauereien. Freilich handelte es sich hierbei um kleine Familienbetriebe, die vor allem für den eigenen Hausschank brauten.
- Die Schleifung der Festung und die Verlegung der Universität im Jahr 1800 versetzten dem Ingolstädter Brauwesen einen schweren Rückschlag. Erst der neuerliche Festungsbau seit 1828, mit Tausenden durstiger Kehlen von Schanzarbeitern und Soldaten, ließ den Bierkonsum wieder aufleben.
- Mit der Industrialisierung entstanden auch in Ingolstadt größere Brauereien mit Dampfmaschinen und modernen Sudhäusern. Immer mehr kleine Familienbetriebe wurden aufgekauft oder stellten den Braubetrieb ein. Letztlich teilten sich drei Brauereien weitgehend den Ingolstädter Markt: Das Bürgerliche Brauhaus (später Herrnbräu), Schöffbräu (später Ingobräu) und das Brauhaus Oberhaunstadt (Nordbräu).
Wirtshäuser in Ingolstadt
- Wirtshäuser gehören zu Bayern wie das Bier. Auf dem Land sind sie gewissermaßen das weltliche Gegenstück zur Kirche. Mit der Gewerbefreiheit im Jahr 1857 stieg die Zahl der Wirtshäuser in Bayern stark an. Seit den 1980er Jahren spricht man dagegen vom „Wirtshaussterben“, denn ihre Zahl nimmt immer mehr ab.
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- In den Ingolstädter Brauerei-Gaststätten schenkte der jeweilige Brauer sein Bier direkt aus. Im 16. Jahrhundert kamen „freie“ Wirtschaften hinzu. Hier entschied der Wirt selbst, von welchem Brauer er sein Bier kaufte.
- Unterschieden wurde zwischen Schankwirten, die nur Getränke ausschenken durften, und Tafernwirten, bei denen auch Speisen verkauft wurden. Daneben gab es Weinwirtschaften, die in ihrem Namen gerne das „Gold“ in Anlehnung an die goldene Weinlese trugen.
- Im 19. Jahrhundert kam ein neuer Gaststättentyp auf: die Ausflugslokale vor den Toren der Stadt. Außerhalb des Glacis entstand eine ganze Reihe von Sommerwirtschaften. Auch die Brauer richteten während des Sommers Bewirtungen direkt bei ihren Bierkellern ein. Der sonntägliche Spaziergang führte auch weiter hinaus, ins Mooshäusl, zur Antoniusschwaige, zum Sommerkeller nach Oberhaunstadt oder gar bis zum Högnerhäusl bei Wettstetten. Der Biergarten war geboren.
Die Ingolstädter Brauerzunft
- Die Brauerzunft gehört zu den ältesten Zünften Ingolstadts und ist seit 1369 nachweisbar. Vertreter der Brauer finden sich immer wieder unter den Amtsträgern des Stadtmagistrats.
- Wie alle Ingolstädter Zünfte spendeten auch die Brauer für den Bau des Ingolstädter Münsters. Die Kapelle der Brauer wurde im Jahr 1514 fertiggestellt. Noch heute kann man dort ein bleiverglastes Buntglasfenster mit einem Engel und den Zunftzeichen der Brauer bewundern.
- Mit der Gewerbefreiheit im 19. Jahrhundert kam das Ende der Zünfte. Die Ingolstädter Brauer schlossen sich 1852 zur Bierbrauer-Innung Ingolstadt zusammen. 1880 wurde der Bayerische Brauerbund (BBB) in München gegründet.
Weißbierbrauen
- Für das Brauen des obergärigen Weißbiers war in Bayern eine spezielle Genehmigung notwendig. Denn bis 1789 war dies ein Monopol der Landesherren.
- In Ingolstadt besaßen seit 1723 die Ordensschwestern vom Kloster Gnadenthal das kurfürstliche Recht zum Weißbierbrauen. Sie übten das Braurecht bis 1904 aus.
Zeitweilig hatte das Kloster sein Braurecht verloren, weil die Schwestern nicht nur für den Eigenbedarf brauten, sondern das Bier unerlaubter Weise auch an die Bevölkerung ausschenkten – vorgeblich als Medizin.
- Im Jahr 1874 kam es zur Gründung des Weissbräuhaus in der Schwaigergasse (heute Dollstraße) durch einen Josef Hörlein. 1896 kaufte Josef Glossner das Weissbräuhaus.
- Im Jahr 1929 übernahm das Bürgerliche Brauhaus den Betrieb der damals noch einzigen eigenständigen Weißbierbrauerei in Ingolstadt. 1959 wurde der Brauereibetrieb in der Dollstraße eingestellt.
Autoren: Julia Scholz und Max Böhm
- Siehe auch:
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