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Archäologie Aktuell - Ausgrabungen in Ingolstadt
Krankheit, Pflege, Tod - Knochen zeigen individuelle Schicksale

 
Die angetroffenen Bestattungen, die sich auf beide Geschlechter annähernd gleich verteilen, belegen eine verhältnismäßig hohe Lebenserwartung der Bevölkerung, die um das Münster bestattet wurde.

Dennoch ist die Zahngesundheit geschlechterübergreifend zeittypisch mangelhaft. Zahnstein, Parodontitis, Kariesbefall und starke Abszessbildungen stellten ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Und doch wurden befallene Zähne weder sichtbar behandelt noch gezogen. Eine Besonderheit sind Veränderungen der Zähne durch das Rauchen. Neben dunklen Verfärbungen des Zahnsteins zeigen zwei Individuen sogenannte Pfeifenusuren, also Abnutzungen der Zähne, die zum Durchmesser damals gängiger Tonpfeifen passen.

Es fällt auf, dass eine schlechte Zahngesundheit in einigen Fällen mit dem Befall durch Syphillis einhergeht. Der Durchseuchungsgrad der bestatteten Bevölkerung mit Syphillis ist insgesamt als hoch einzustufen.

Neben Stoffwechselkrankheiten wie der Gicht, gibt es Belege für Mangelerscheinungen, z.B. Knochendegenerationen aufgrund Eisenmangels, aber auch Erkrankungen wie Tumore oder zwei Fälle von Hydrocephalie.

Die Bestatteten zeigen eine hohe Belastung der Schulter, des Beckens sowie der Knie und Füße. Männliche Individuen litten deutlich häufiger an Arthrose im Schulter- und Beckenbereich und den Handgelenken. Auch von Frakturen scheinen Männer häufiger betroffen gewesen zu sein.

Traumatische Einwirkungen auf den Schädel, die insgesamt acht Mal diagnostiziert werden konnten, bleiben ausschließlich auf männliche Individuen beschränkt. Für zwei Individuen konnte nachgewiesen werden, dass mit einem scharfen Gegenstand auf den Schädel eingeschlagen wurde. Doch beide überlebten die Verletzung. Ein Dritter hat seine Schädelverletzung nicht überlebt. Sein Stirnbein war mit einem einschneidigen Messer oder Bajonett durchstoßen worden. Es verursachte einen Berstungsbruch, der keinerlei Heilungsspuren zeigt.

Text: Dr. Gerd Riedel. Foto: Stadtmuseum Ingolstadt


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