- Um Christi Geburt reichte der römische Einfluß von Spanien bis Syrien, im Norden aber nur bis zum Alpenhauptkamm.
Deswegen unternahmen die Truppen des Kaisers Augustus 15 vor Christus einen Feldzug, durch den das Alpenvorland erobert und dem Römerreich eingegliedert wurde.
Auch der Raum Ingolstadt geriet damals bis an die Donau unter römischen Einfluß.
Unter Kaiser Claudius wurde das neu erworbene Land ausgebaut.
Es erhielt eine große Verbindungsstraße ins italienische Mutterland, die "via Claudia", die durch das heutige Schwaben verlief und dort streckenweise noch erkennbar ist.
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- Die Donau wurde als Grenzfluß mit einer Kette von Kastellen ausgestattet, so daß der Fluß nicht mehr unbeobachtet überschritten werden konnte.
Im Raum Ingolstadt übernahm das Kastell Oberstimm die Kontrollfunktion.
Hauptstadt der Provinz, die den Namen Rätien bekam, wurde Augsburg, wo ein vornehmer Römer aus dem Ritterstand als Statthalter residierte.
Eine Legion wurde in Rätien vorerst nicht dauerhaft stationiert. Die Kastelle waren mit Hilfstruppen besetzt, die meist aus "Nicht-Römern" bestanden.
- Bei den Wirren nach Tod dem Tode Kaiser Neros zeigte sich, daß die bisherige, "nasse" Grenze entlang der Flüsse Rhein und Donau für Truppenbewegungen sehr unvorteilhaft war.
Um von den Donauprovinzen in die germanischen Provinzen links des Rheines zu gelangen, mußte immer das Rheinknie bei Basel umgangen werden, wollte man sich nicht in ungesichertes Land außerhalb der Reichsgrenze begeben.
Unter Kaiser Verspasian wurde daher Anfang der 70er Jahre des ersten Jahrhunderts ein direkter Verbindungsweg von dem wichtigen Legionslager Straßburg nach Rätien gebaut.
Er führte quer durch das heutige Baden-Württemberg, das zu diesem Zwecke besetzt wurde und den Namen "Dekumatenland" bekam. Später verband man sogar Mainz und Augsburg durch eine direkte Straßenverbindung.
Freilich war es mit dem Straßenbau nicht getan.
Die Reisenden mußten vor Überfällen geschützt werden.
Um diese Aufgabe zu erfüllen, mußte das römische Militär neue Stützpunkte nördlich der Donau und östlich des Rheines errichten.
- Wiederum entstand eine Kastellkette.
Ein Postenweg, Wachttürme, und schließlich eine steinerne Mauer kamen hinzu. Binnen etwa eines Jahrhunderts hatte sich der Limes entwickelt, wie wir ihn noch heute kennen.
Denn auf den Feldern und in den Wäldern von Ingolstadt haben sich noch viele Reste dieser beeindruckenden Grenzbefestigung erhalten, die unsere Vorfahren bewundernd und argwöhnisch als "Teufelsmauer" bezeichneten.
Diese Grenzbefestigung war keine Chinesische Mauer, die man wie eine Stadtmauer von einem Wehrgang aus verteidigte.
Es war vielmehr ein "Kontroll- und Frühwarnsystem".
Bei einem Überfall konnten die Wachen auf den Türmen die Besatzungen der Kastelle im Hinterland durch Lichtzeichen oder Hornsignale alarmieren.
Mitte des 2. Jahrhunderts sind am Limes 4 Alen (Reitereinheiten) und 14 Kohorten (Fußsoldaten) stationiert.
- Das Kastell bei Pförring war einer dieser Truppenstützpunkte.
Es ist noch heute im Gelände besonders gut erkennbar, auch wenn die Mauern, Türme und Tore längst verschwunden sind.
Blickt man vom Standort aus nach Westen, erkennt man deutlich das Plateau, auf dem sich die Befestigung erhob. Deshalb sind die Geschichtsforscher schon früh auf diesen Platz aufmerksam geworden.
Schon Aventin, der "Vater der Bayerischen Geschichtsschreibung", Professor an der Universität Ingolstadt, erforscht im 16. Jahrhundert die römische Vergangenheit des Platzes.
Wegen einer mißverstandenen römischen Inschrift dachte er, daß die Ruinenstätte den Namen "Epona" getragen hätte.
1823 fanden die ersten bekannte Grabungen durch den Eichstätter Stadtpfarrer Dr. Fr. A. Mayer statt.
Leider haben sich von diesen Forschungen keine Aufzeichnungen erhalten.
1891-1893 führte der Limeskommissar J. Fink gezielte Ausgrabungen durch. Auf seinem Bericht beruhen bis heute die Kenntnisse zum Kastell.
Er wurde in dem berühmten Limeswerk der Reichslimeskommission veröffentlicht. Diese Kommission hatte das junge Deutsche Reich ins Leben gerufen, um die römischen Grenzbefestigungen auf ihrer ganzen Länge zu erforschen.
Ein ehrgeiziges Unterfangen, das in vorbildlicher Art und Weise gelang. Mayer und Fink identifizieren das Kastell mit dem "Celeusum" der Tabula Peutingeriana.
Dieser Ortsname leitet sich von einem einheimisch-keltischem Gewässernamen ab, auf den auch die Bezeichnung "Kelsbach" für den Bach, der am Kastellgelände vorbeifließt, zurückgeht.
- Im Kastell Celeusum war eine Reitertruppe stationiert.
Ihr voller Name lautete Ala I Flavia Singularia civium Romanorum pia fidelis).
Aus ihrem Namen geht hervor, daß sie sich aus besonders ausgewählten und verdienten Soldaten zusammensetzte, die für ihre Verdienste schon vor dem Ausscheiden aus dem Militärdienst das römische Bürgerrecht innehatten.
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- Anfangs wurde das Kastell nur aus Holz errichtet.
Im Jahr 141 wurde es von Ala I Flavia Singularium in Stein neu gebaut.
Eine Bauinschrift an Kaiser Antoninus Pius, die in Äckern südöstlich des Kastells gefunden worden ist, informiert uns über diese Baumaßnahme.
Das Haupttor des Kastells lag im Norden und schaute somit zur Alb, einem potentiellen Feind entgegen.
- Die Wehranlage war fast quadratisch, mit 200 m Seitenlänge und 1,1 m dicken Mauern.
Vor den Mauern lagen 2 Spitzgräben.
- Um das Kastell herum erstreckte sich das Lagerdorf.
Es unterstand ebenso wie die Garnison dem Kastellkommandanten.
Hier fanden die Soldaten alles, was sie über ihren Dienst hinaus benötigten. Es gab Läden, Tempel, Kneipen und andere öffentliche Gebäude.
Die Lagerdörfer (vici) hatten auch die Funktion von Marktorten. Außerdem wohnten hier die Familien der Soldaten. An den Ausfallstraßen außerhalb der Ortschaft lagen die Bestattungsplätze.
- Text und Gestaltung der Radtour: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt
- (Grafik oben: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)
- (Luftbild oben: © Bayerische Vermessungsverwaltung)
- Station 3 - Station 5 - Radtour 1997 Auswahl
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