Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt | |
Ilse Ernst: | |
Karl Emil von Schafhäutl |
Karl Emil von Schafhäutl
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Der im Jahr 1803 in Ingolstadt Geborene besuchte nur zwei Jahre lang das Gymnasium, ging dann bei verschiedenen Handwerkern in die Lehre und wurde schließlich bei der Ingolstädter Zeitung als Buchdruckerlehrling eingestellt.
In zwei Forschungsphasen gelang es ihm im Jahr 1839, die Entstehung dieser Explosionen zu klären. Er hatte sich in der Villa eines Eisenherrn ein Laboratorium einrichten dürfen, und Zugang zu den Eisenwerken besaß er auch. Das war etwas ganz Besonderes. Grundsätzlich galten alle Besucher vom Festland und natürlich auch von Deutschland als Spione. Böhm aber gab am Abend bei den Eisenherren Flötenkonzerte. Seine Flöte hatte den beiden Bayern die Fabriken geöffnet! Das Ergebnis der ersten Phase seiner Forschung trug er in drei Vorlesungen der Royal Institution of Civil Engineers vor und veröffentlichte diese in englischer Sprache. Nicht zum Thema gehörig, aber für Bayern recht aufschlußreich ist das Urteil eines englischen Professors: „Dr. Schafhäutls Artikel gewährte mir ebensoviel Belehrung als Vergnügen und vermehrt nun die sehr große Liste der Verbindlichkeiten, die wir Engländer den Gelehrten Norddeutschlands schuldig sind...“ Einem Gelehrten aus Bayern traute man damals solche Kenntnisse nicht zu! Als Zeuge der aufsehenerregenden Explosion des Hull-Dampfbootes, dessen Kesseltrümmer er genau untersuchte, begann Schafhäutl die zweite Forschungsphase, deren Ergebnisse er in vier Sitzungen den Zivilingenieuren vortrug.
Er fand so viel Anerkennung bei den Fachleuten, daß diese ihn 1841 mit der großen silbernen Telford-Medaille ehrten.
Seine theoretische Forschung war damit beendet, die praktische Arbeit mit den Dampfkesseln sollte dann in der Heimat beginnen.
Schafhäutl selbst wurde im Jahr 1842 ohne akademischen Bildungsgang Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Professor für Geologie an der Universität München. Er organisierte die geologische Aufnahme Bayerns und war selbst vor allem im Voralpengebiet erfolgreich. Als einer der Ersten zog er die Chemie zur Erforschung der Erdgeschichte heran. Erfolgreich war er auch in der Wunderwelt der Mineralien. Mit der Musik blieb er als Forscher, Lehrer und Kritiker immer verbunden. Auf seinem Spezialgebiet „Akustik“ erarbeitete er die akustischen Daten für die Böhm-Flöte, die noch heute gespielt wird. Sein ganzes Leben lang war er der Aufgabe treu geblieben, die Menschen mit den Schöpfungen der Technik bekanntzumachen, auf die Gefahren beim Umgang mit ihr hinzuweisen und ihnen zu zeigen, wie man sie meistern kann. Freilich allein war er längst nicht mehr. Im Jahr 1870 hatten 43 bayerische Unternehmer den Bayerischen Dampfkessel-Revisionsverein gegründet.
Mit der sich ständig entwickelnden Technik wuchsen die Aufgaben immer mehr an.
Lit.:
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