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Emmi Böck
Sagenforscherin aus Ingolstadt

  

Bayerns sagenhafteste Frau

Emmi Böck wird 70 - Feier im Bauerngerätemuseum

Die "sagenhafteste Frau Bayerns" (Münchner Merkur), die Schriftstellerin Emmi Böck, feiert am 17. Juni ihren 70. Geburtstag. Die Autorin hat sich um die Bewahrung und Pflege historischen Sagenmaterials im bayerischen Raum außerordentliche Verdienste erworben und gilt auf diesem Gebiet als absolute Expertin. Die Stadt Ingolstadt hat Emmi Böck bereits in den Jahren 1992 und 1997 mehrere Veranstaltungen gewidmet, vor zwei Jahren wurde ihr der Kulturpreis der Stadt Ingolstadt zuerkannt.

Foto: Kurt Scheuerer
Um den 70. Geburtstag der Kulturpreisträgerin in angemessener Weise zu würdigen, organisiert das Kulturamt eine Veranstaltung im Bauerngerätemuseum Hundszell am Sonntag, 30. Juni, um 17 Uhr. Neben Volksmusik, dargeboten von der Schanzer Ziachmusi, werden verschiedene Sagen von Emmi Böck vorgetragen. Danach gibt es einen kleinen Umtrunk mit frisch gebackenem Brot
(Foto: Emmi Böck mit Gabriel Engert)

Die Autorin wurde 1932 in Zweibrücken in der ehemals bayerischen Rheinpfalz geboren. Seit ihrem sechsten Lebensjahr wohnt sie in Ingolstadt. Nach dem Abitur 1952 an der Gnadenthal-Oberrealschule begann sie im Herbst 1953 ein Germanistik-Studium in München, das unterbrochen war durch etwa 30 Werkstudententätigkeiten und mehrere Krankenhausaufenthalte.

1961 fing Emmi Böck mit ihrer volkskundlichen Sammeltätigkeit an. Ihr erstes Buch veröffentlichte sie im Jahr 1966. Es war ein Bildband über Ingolstadt. Sieben Jahre später, 1973, nach einer langen "Durststrecke", war Emmi Böcks Fundus an Erzählmaterial so reichhaltig, daß sie mit dem Titel "Sagen und Legenden aus Ingolstadt und Umgebung" erstmals eine Sammlung von Sagen herausgab. Ebenfalls 1973 erschien ihr Bildband über die Hallertau, der als unerreichtes Standardwerk über das Hopfenland gilt.

1975 wurden ihre "Sagen aus der Hallertau" veröffentlicht, die Prof. Benno Hubensteiner "ein Musterbeispiel an Feldforschung" nannte. Zwei Jahre später (1977) kamen die "Sagen aus Niederbayern" sowie "Sagen und Legenden aus Eichstätt und Umgebung" in den Buchhandel.

1980 erhielt Emmi Böck einen Forschungsauftrag der Bayerischen Landesstiftung, der sie verpflichtete, drei Bände Oberpfalz-Sagen zu erarbeiten: Das gigantische Regensburg-Werk ist der erste Band dieser Trilogie (1982); es folgten "Sagen aus der Oberpfalz. Aus der Literatur" (1986) und "Sitzweil. Oberpfälzer Sagen aus dem Volksmund" (1987), ein Buch, das längst zur Lieblingslektüre der Oberpfälzer zählt. Seither kann sich die Oberpfalz rühmen, das bedeutendste und größte Sagenwerk zu haben, über das ein deutscher Regierungsbezirk verfügt.

Weitere Forschungsaufträge schlossen sich an: einer für die Arbeit an den "Sagen aus dem Neuburg-Schrobenhauser Raum" (1989) und einer für Mittelfranken vom Bezirk Ansbach, der Gutmann-Stiftung (Weißenburg) und der Landesstiftung.

Außer Beiträgen zu Heimatbüchern (z.B. Erlingshofen, Gaimersheim, Hepberg, Pfaffenhofen, Pförring, Titting), zu Anthologien ("Ingolstädter Lesebuch" u.a.), zu den Jahrbüchern des Deutschen Alpenvereins (1976 und 1977 ff) und zu Schullesebüchern (z.B. "Lesespaß 4", Westermann Vlg., mit Porträt) stammen von ihr "Bayerische Legenden" (1982) und "Regensburger Wahrzeichen" (1987), Sitzweil (1987), "Sagen aus dem Neuburg-Schrobenhauser Land" (1989), "Bayerische Schwänke" (zusammen mit Max Direktor, 1992), "Köschinger Sagenbiachl" (1993) "Sagen aus Mittelfranken". Aus der Literatur. (Teil 1 der geplanten Trilogie - 1995) "Kleine Regensburger Volkskunde" (1996), "Legenden aus Ingolstadt ......." (1998).

Emmi Böcks volkskundliche Publikationen sind nach anerkannt fachlichem Urteil die hervorragendsten Sagenbücher, die wir - seit Mitte des letzten Jahrhunderts - für bayerische Landschaften besitzen. Die Autorin zählt zu den ganz großen Sagensammlern und -forschern Deutschlands. Ihr Werk wurde u.a. für das Freiburger Forschungsprojekt von Prof. Lutz Röhrich (Dämonologische Sagen) ausgewertet. Ein Autograph sowie ein Porträt von ihr wurden in die Österreichische Nationalbibliothek aufgenommen.

Der Freistaat Bayern würdigte mit der Verleihung des Bayerischen Verdienstorden (1987) an sie - das Bundesverdienstkreuz hat sie bereits 1981 erhalten - ihren "bedeutenden Beitrag zur Brauchtums- und Kulturpflege in Bayern". Durch den "überraschend reichen Ertrag" dieser Sammlungen habe sie der wissenschaftlichen Volkskunde "fruchtbare Impulse" verliehen, aber auch für den Unterricht an Schulen wertvolle heimatkundliche Zeugnisse zugänglich gemacht.

Die Stadt Ingolstadt richtete ihr 1992 ein großes Geburtstagsfest aus, 1997 wurden mit ihrem Werk die Literaturtage eröffnet und 2000 verlieh man ihr den Kulturpreis der Stadt.

Ihr überzeugendes Engagement und ihre unglaubliche Kontaktfähigkeit machen wohl den Erfolg dieser nicht nur durch ihre erfrischende Direktheit beeindruckenden Frau aus.

IN Newsletter vom 30.06.2002


Nachruf im Donaukurier vom 20.12.2002:

 

 

N A C H R U F

Die Stadt Ingolstadt trauert um Frau

Emmi Böck

Sie hat als die Forscherin und Sammlerin eine Fülle von
Sagen und Legenden aus Bayern in mühevoller Feldforschung
zusammengetragen und diese damit vor dem Vergessen bewahrt.
Im Jahr 2000 verlieh die Stadt Ingolstadt Frau Emmi Böck den Kulturpreis
als Würdigung für ihre Verdienste um das kulturelle Leben
und das Ansehen der Stadt Ingolstadt.
Wir halten ihr Andenken in Ehren.

Stadt Ingolstadt
Dr. Alfred Lehmann, Oberbürgermeister
 

 


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