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Karl Röttel:
Peter Apian - Leben und Werk

 

1. Kindheit

Peter Apian (Petrus Apianus, eigentlich Peter Bienewitz) wurde am 16. April 1495 in Leisnig, einer sächsischen Kleinstadt an der Freiberger Mulde, geboren. Über dem Eingang des Hauses Markt 13 in Leisnig (gegenüber dem Rathaus) befindet sich ein in Sandstein gehauenes Wappen, das auf Initiative des 1866 gegründeten Geschichts- und Altertumsvereins zu Leisnig 1870 angebracht wurde.
Eine Inbrandsetzung Leisnigs durch die Truppen Kaiser Karls V. während des Schmalkaldischen Krieges unterblieb, weil ein höherer Offizier in letzter Minute an einem Haus Apians Wappen als Glasmalerei in einem Fenster erkannt haben soll und daraufhin Leisnig verschont wurde. Der Kaiser wollte seinen Hofmathematiker nicht verärgern. Das Haus Markt 13 ist aber nicht das ursprüngliche Geburtshaus Apians. Dieses soll beim Stadtbrand im Jahre 1700 abgebrannt sein.

Die Eltern Peter Apians, Martin und Gertrud Bienewitz, gehörten zu den ratsfähigen Geschlechtern Leisnigs. Sein Vater war von Beruf Schuhmacher. Die Familie besaß ein Haus und ein Gartengrundstück am Marktplatz in Leisnig und das Bauerngut Tautendorf vor den Toren der Stadt. Seine Kindheit verbracht Peter gemeinsam mit seinen Brüdern Gregor, Nicolas und Georg abwechselnd in Leisnig, Tautendorf und Koltzschen.
Apian besuchte zuerst die Lateinschule in Rochlitz. An dieser Schule war der Magister Colius, ein Freund und späterer Amtsbruder Luthers, sein Lehrer. Ein Mitschüler von Apian war Johannes Mathesius, der Luthers Tischreden überliefert und eine erste Lutherbiographie verfaßt hat.

2. Studien in Leipzig und Wien

Im Sommersemester 1516 wurde Apian an der Universität Leipzig immatrikuliert. In Leipzig blieb Apian bis 1519, um dann in Wien seine Studien fortzusetzen. Im Zusammenhang mit Apians Leipzigaufenthalt wird erwähnt, daß Apian nach dem Vorbild seiner Zeitgenossen seinen Familiennamen Bienewitz in Apianus latinisierte.
Von September 1519 bis Juli 1521 war Apian dann Student in Wien. Erst eineinhalb Jahre nach seiner Immatrikulation trug sich Apian am 23.5.1521 in die Matrikel der Universität Wien ein. Am 22.7.1521 erwarb er dort das Baccalaureat.

In Wien fand Apian die besten Bedingungen vor, seine Kenntnisse, vor allem auf mathematisch-astronomischem Gebiet, zu vertiefen und Anregungen für seine weitere Arbeit zu erhalten. Die Pflege der mathematisch-astronomischen Wissenschaften an der Wiener Universität besaß schon zu Apians Zeiten eine lange Tradition. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte im Ergebnis der ersten und der zweiten Wiener mathematischen Schule die Mathematik, die Astronomie, die Kartographie und der Instrumentenbau einen hohen Entwicklungsstand erreicht.

Zu den konkreten wissenschaftlichen Leistungen gehören u.a.:
  • Schaffung einer systematischen Darstellung der ebenen und der sphärischen Trigonometrie durch Regiomontan
  • Berechnung einer Sinustafel für r = 107 und einer Tangententafel für r = 105 von Regiomontan
  • Beschreibung und Nutzung wissenschaftlicher Instrumente (Quadratum geometricum von Peuerbach, Sonnenquadrant von Gmunden, Jakobsstab und Torquetum von Regiomontan)
  • Darstellung einer neuen Theorie der Planetenbewegung durch Peuerbach
  • Beschreibung von Instrumenten zur Darstellung der Planetenbewegung

3. Aufenthalt in Landshut und Ingolstadt

Möglicherweise spielen drei Gründe eine Rolle, warum er nach seinem Wienaufenthalt nach Bayern gegangen ist.:
  • Im Herbst 1522 brach in Wien eine große Pest aus. Diese Epidemie war Anlaß, daß viele Studenten die Stadt verließen.
  • Vielleicht hatte sein Lehrer Tannstetter, der ja in Ingolstadt studiert hatte, Apian empfohlen, sich nach Ingolstadt zu wenden,
  • die Aussicht auf günstige Bedingungen des Druckes literarischer Arbeiten in Landshut.

Im Jahre 1527 wurde Apian als Lektor der Mathematik an die Universität Ingolstadt berufen. Vor seiner endgültigen Übersiedlung nach Ingolstadt wählte Apian nach einem Regensburgaufenthalt Landshut als Wohn- und Arbeitsstätte.

In Landshut wurden seine ersten literarischen Arbeiten gedruckt:
1524 Ein kunstlich Instrument oder Sonnen vr.,.
1523/24 Practica teutsch auff Das M.CCCC. vnd xxiiij. jar
1524 Cosmographicus Liber
Das zuletzt genannte Werk erregte in der damaligen Zeit viel Aufsehen. Es erlebte viele Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Mit diesem Werk lieferte Apian eine Weltbeschreibung, die seinen frühen Ruhm begründete und vor allem eine hohe Bedeutung für die Navigationskunde erlangte.
Apian konstruierte an der Südwand im Hof des Schlosses Trausnitz bei Landshut a.d. Isar eine große Süduhr mit den Planetenherrschern und den Kurven der Stunden, Zenitabständen der Sonne, Auf- und Untergang der Sonne, Tag- und Nachtlänge.

In Landshut lernte Apian seine spätere Frau Katharina Mosner kennen, Tochter des Ratsherrn Thomas Mosner zu Landshut, die er 1526 heiratete. Aus dieser Ehe gingen 14 Kinder hervor, neun Söhne und fünf Töchter. Peter Apians Frau wird als liebevolle Mutter und Gattin geschildert, die das Haus und den Grundbesitz verwaltete und bemüht war, das Erbe ihrer Kinder zu vermehren und zu erhalten. Mit der Berufung Peter Apians an die Universität Ingolstadt erfolgte im Jahre 1527 auch die Übersiedlung der Familie von Landshut nach Ingolstadt.

Im Herbst 1525 wurde Peter Apian von der Universität Ingolstadt als Mathematiker und Drucker angestellt. Die Anfänge der Apianus-Druckerei waren recht bescheiden. In den Jahren 1526 bis 1532 druckte Apian fast alle Schriften von Johannes Eck. Im Jahr 1530 hat der Künstler Michael Ostendorfer für Apian die Weltkarte in herzförmiger Projektion gezeichnet. Auch Zeichnungen für das Astronomicum Caesareum werden Michael Ostendorfer zugeschrieben. Diesen Prachtband druckte Peter Apian im Jahr 1540 und widmete ihn Kaiser Karl V., wofür sich dieser mit 3000 Goldgulden, der Ernennung Apians zum Hofmathematiker und der Erhebung in der Reichsritterstand bedankte.
Gegen Ende des Jahres 1526 nahm Apian seine Vorlesungen als Mathematiklektor an der Universität Ingolstadt auf. Wenig Auskunft gibt es darüber, was Apian im Hörsaal zum Vortrag brachte. Gegen Ende seines Lebens scheint er die Lehre aus gesundheitlichen Gründen sehr vernachlässigt zu haben. Sein Ansehen an der Universität war jedoch von Jahr zu Jahr gewachsen. Gehaltserhöhungen und auch die Rangfolge der Professoren demonstrieren Apians Aufstieg in der Universitätshierarchie zu einem der angesehensten Mitglieder der Universität Ingolstadts, wobei seine Stellung als kaiserlicher Mathematiker ebenso wie seine umfangreiche literarische Produktion ihn zu eine Art Aushängeschild für die Universität Ingolstadt werden ließen.

Auszüge aus: Karl Röttel (Hsrg), Peter Apian, Eichstätt


siehe auch:
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