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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 39
Tabakstampfe der Schnupftabakfabrik Lotzbeck & Cie., 19 Jahrhundert.

 
Die Herstellung von qualitätvollem Tabak unterliegt einem schwierigen und langwierigen Prozess. Der Zubereitungsweg von Rohtabak über das Halbfabrikat bis zum fertigen Produkt dauert in der Regel ein bis eineinhalb Jahre. Einen wichtigen Platz bei der Herstellung nimmt das Zerreiben oder Zerstampfen der fermentierten Tabakblätter ein. Je nach Tabakart und benötigter Menge geschah dies in früherer Zeit mit kleinen Tabakreiben, in Mörsern, "Towagescherm" genannt oder in Tabakmühlen unter Verwendung von Mahlsteinen oder von Mahlwerken aus Metall in späterer Zeit.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Die Schnupftabakfabrik Lotzbeck & Cie. in Ingolstadt benutzte bis 1977 zum Zerkleinern des Tabaks die in diesem Raum eingebaute Tabakstampfe, die aus dem vorigen Jahrhundert stammt und bis 1928 bei der Schnupftabakherstellung bereits in Augsburg verwendet wurde.

Die Stampfe war in der Lage, durch Maschinenantrieb beim geringstmöglichen Einsatz menschlicher Arbeitskraft ein Höchstmaß an Produktivität zu liefern. Mit dieser Maschine, die durch mehrere Personen bedient wurde, kann exemplarisch der Übergang zum Maschinen- und Industriezeitalter aufgezeigt werden.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Der Einsatz dieser Stampfe bis in unsere Zeit beruhte auch auf dem Vorteil, dass die Holztröge im Vergleich zu Mühlen aus Metall den aggressiven Stoffen des Stampfgutes gegenüber unempfindlich waren. Die Fermentierung der Tabakblätter erfolgte durch eine Salzbrühe. Auch die Gefahr des Verklebens der Messer durch den feuchten Tabak war weitgehend ausgeschaltet. Mit einem Holzstock wurde der Tabak immer wieder unter die Messer geschoben.

Eine Partie Tabakblätter, die in einer Saison zu verarbeiten war, umfasste ca. 4000-5000 kg.
Der Tabak wurde mit einem Holzwagen aus dem Fermentierkeller zur Stampfe gebracht und eingefüllt.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Mit Hilfe eines leistungsfähigen Elektromotors wurden die Stampfbalken über Treibriemen durch die seitlichen Eisenflügel kurvenartig in Bewegung gesetzt und somit konnten die Tröge wechselweise gefüllt und entleert werden.

Nach Ereichung der gewünschten Körnung wurden die Tröge entleert, das Stampfgut gesiebt und die groben Bestandteile wieder zurückgefüllt.

Der zerstampfte Tabak wurde als Halbfabrikat zur weiteren Ausfermentierung in Fässer gelagert und je nach Erfordernissen des Marktes unter Anwendung geheimer Mischrezepte zum Fertigprodukt Schnupftabak verarbeitet.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, ca. 1990.
Fotos: Kurt Scheuerer


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