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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 39
Industrie und Gewerbe bis 1945

 
Festung, Garnison, Rüstungsbetriebe – das Militär ist es, das bis 1919 die Stadtentwicklung ausschlaggebend und danach bis 1945 immer noch nachhaltig bestimmte.

Mit dem Ausbau der Stadt zur bayerischen Landesfestung, von 1827/28 bis ca. 1900, endete eine Phase städtischer Bedeutungslosigkeit und Verarmung. Erst waren es die zahlreichen Baustellen und Zulieferbetriebe, vor allem die Ziegeleien und Steinbrüche, die Arbeiter zu Tausenden an die damals sicher größte Arbeitsstätte Bayerns zogen und Handel und Gewerbe zu neuer Blüte verhalfen. Später ist es die Garnison, und schließlich, in den Jahren ab 1880, die Errichtung von Geschützgießerei und Hauptlaboratorium (Munitionsfabrik), die die Stadt zum bayerischen Hauptwaffenplatz machten.

Die Monostruktur mit dem Militär als wirtschaftlichem Dreh- und Angelpunkt und auch Motor der industriellen Entwicklung hatte allerdings eine Kehrseite. Das lange gültige Verbot von Neubauten im Festungsvorfeld (Rayon) und der hohe Platzbedarf der Heeresbetriebe und –dienststellen gab der privaten industriellen Entwicklung wenig Raum. Die Dampfschifffahrt auf der Donau konnte der Stadtentwicklung keine Impulse geben und wurde 1874 eingestellt. Dafür entwickelte sich die Stadt, aus günstiger geographischer Lage wie auch aus militär-strategischen Gründen zum Eisenbahnknotenpunkt zwischen München (Anschluß 1874), Nürnberg (1870), Regensburg mit der Donautalbahn (1874) und Augsburg (1875). Erst mit dem Eisenbahnausbesserungswerk der Reichsbahn im Süden der Stadt entstand nach dem 1. Weltkrieg ein größerer industrieller Betrieb mit ca. 1.500 Beschäftigten, auch er ein Staatsbetrieb.

Für die handwerklichen Dienstleistungsbetriebe, die Handelsgeschäfte sowie die Brauereien und Wirtschaften war der ständige Zustrom von Soldaten und Militärarbeitern dagegen eine gute Geschäftsgrundlage. Daß sich die Stadt immer mehr auch zur Arbeiterstadt entwickelte, wird an den neu entstehenden Stadtvierteln außerhalb der Altstadt deutlich. Im Süden in der Nähe von Hauptbahnhof und Bahnbetrieben sowie im Norden beim Hauptlaboratorium wuchsen neue Siedlungen und Geschäfte aus dem Boden, erstellt in Eigenregie der Arbeiter-Genossenschaften, als Werkswohnungen der Heeresbetriebe oder als sozialer Wohnungsbau der Stadt.

Die Abhängigkeit vom Militär traf die Stadt empfindlich, als nach dem Ersten Weltkrieg die Waffenproduktion eingestellt und die Garnison auf einen kleinen Bestand reduziert wurde. Ein schwieriger Umbau der Heeresbetriebe auf die Produktion ziviler Güter, vor allem Spinnereimaschinen und Armaturen, und die fehlende Nachfrage der Arbeiter und Soldaten zog die gesamte Wirtschaft der Stadt in eine tiefe Krise. Eine Ansiedlung neuer Industriebetriebe gelang nicht, als größere Betriebe hielten sich neben den beiden Metall- und Eisenbahnbetrieben eine Fabrik für Holzhausbau, eine Schnupftabakfabrik, ein Kieswerk und die Brauindustrie.
Nach dem verstärkten Ausbau der Garnison, der wiederum durch hohen Platzbedarf Raum für andere Entwicklungen belegte, öffnete erst die völlige Niederlegung militärischer Betriebe nach dem Zweiten Weltkrieg ein grundlegend neues Kapitel Ingolstädter Wirtschaftsentwicklung.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


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