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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 21
Vom Barock zur Aufklärung

 
Während barockes Lebensgefühl in den Theologieprofessoren und Ingolstädter Pfarrern Ferdinand Eckher (gest. 1775) und Johann Georg Hagn (gest. 1765) seine Kulmination erfuhr, setzte sich an der Universität gleichzeitig schrittweise eine der Aufklärung verpflichtete Neuorientierung durch.

In dem 1723-1735 auf Betreiben des Professors der Medizin Johann Adam Morasch errichteten "Exercitien Gepäu" der medizinischen Fakultät, das Anatomie und die experimentellen Zweige der Medizin mit Physicum und Chemicum umfasste und dem anzulegenden Botanischen Garten zugeordnet war, fand der Sinn für Experiment und Demonstration unverwechselbaren architektonischen Ausdruck.
Eine Studiensammlung, die astronomische und mathematische Instrumente, Stücke der Türkenbeute von 1883, Textilien, Waffen, Münzen, Ostasiatica, Kunstgegenstände, Mineralien, Insekten u. a. umfasste, stand im Orbanschen Saal, einem für die Sammlung des P. Ferdinand Orban (1655-1732) im Jahre 1724 im Bereich des Jesuitenkollegs errichteten Museum, zur Verfügung.
Mit der Berufung Johann Adam Ickstatts (1702-1776) zum Professor und Direktor der Universität im Jahre 1746 brach sich die Aufklärung vollends an der Universität Bahn, tief greifende Reformen der Universität begannen. Einen weiteren Einschnitt brachte die Aufhebung des Jesuitenordens 1773. Mitglieder anderer Orden übernahmen nun die Lehrstühle von Jesuiten, doch konnte auf die Exjesuiten zunächst nicht völlig verzichtet werden. Professor Adam Weißhaupt (1748-1830) gründete 1776 in Ingolstadt ("Eleusis") den Geheimbund der Illuminaten, der 1785 als staatsgefährdend verboten wurde.

Aufs Ganze gesehen ging es den an der Universität Ingolstadt wirkenden Vertretern der Aufklärung mehr um wissenschaftliche Leistung und um einen maßvollen Kurs als um spektakuläre Auseinandersetzungen. Bedeutende Gelehrte geben der Universität auch in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts Ansehen.
Der Universitätsreformer Johann Adam Ickstatt war auch ein namhafter Jurist. Franz Xaver Moshammer (1755-1826) erhielt 1780 den neu errichteten Lehrstuhl für Kameralwissenschaften. Der 1781 berufene Benediktiner Coelestin Steiglehner (1738-1819) hielt als erster in einer Deutschen Universität Vorlesungen über Klima und Witterungskunde. Mit der Ernennung Georg Ludwig Claudius Rousseaus (1724-1794) zum fest bestellten der Chemie im Jahre 1760 wurde der Grund für ein Pharmazeutisches Universitätsinstitut gelegt. 1784 wurde der Botaniker Franz von Paula Schrank (1747-1835) auf den neuen Lehrstuhl für Botanik, Ökonomie und Forstwirtschaften berufen. Der Jesuit Matthias Gabler (1736-1805) gewann grundlegende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Elektrizität. Unter den Theologen kämpfte der Jesuit Benedikt Stattler (1728-1797) um eine an der mathematischen Methode orientierte Theologie ("Demonstratio Catholica", 1775, "Anti-Kant", 1788), während der Benediktiner Hermann Scholliner (1721-1795) und andere eine stärker an den historischen Quellen ausgerichtete Theologie vertraten. Johann Michael Sailer (1751-1832), Schüler Sattlers, schließlich selbst Professor in Ingolstadt, wurde zu einem der bedeutendsten deutschen Theologen.

Die Universität Ingolstadt hatte im ausgehenden 18. Jahrhundert durchaus modernen Charakter getragen, ihre prägende Kraft reichte weit ins 19. Jahrhundert. Selbst Graf Maximilian von Montgelas (1759-1838), der durch zum Teil rigorose Reformen den modernen bayerischen Staat schuf, hatte sein Studium 1777 in Ingolstadt durch ein Examen abgeschlossen.
Im Jahre 1800 wurde die Universität nach Landshut, 1826 nach München verlegt. Die Stadt Ingolstadt wurde durch diesen Verlust aufs empfindlichste getroffen.

Dr. Siegfried Hofmann, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


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