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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 16
Gegenreformation

 
1517 veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg 95 Thesen, die Reformation auslösten.
Dr. Johannes Eck (1486-1543), 1510 an die Universität Ingolstadt berufen, antwortete mit den "Obelisci". In der Leipziger Disputation vom 27. Juni bis 27 Juli 1519 trat dann Eck zur Disputation mit Karlstadt und Luther an.
Von März bis Juli 1520 bemühte er sich in Rom um ein entschiedenes Vorgehen der Kirche, schließlich wurde er mit der Veröffentlichung der Bulle "Exurge Domine" in Deutschland beauftragt. Noch 1520 erschien in Ingolstadt sein erstes systematisches Werk gegen Luther ("De primatu Petri adversus Ludderum") weitere Werke folgten, unter ihnen das "Enchiridion locorum communium adversus Ludderanos" (Landshut 1525). Der Kampf für die Kirche und gegen die neue Lehre wurde zur Lebensaufgabe des Ingolstädter Theologen. Dr. Eck spielte eine führende Rolle auf dem Augsburger Reichstag zu Regensburg 1541.

Reformatorisches Denken fand auch in Bayern Widerhall. In der Grünwalder Konferenz vom Februar 1522 beschlossen die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. einen entschiedenen Kurs gegen das Eindringen der neuen Lehre und für eine Reform der Kirche ihres Herrschaftsbereichs, am 5. März 1522 erschien das bayerische Religionsmandat. Die bayerische Kirchenpolitik wurde seit 1519 von dem Kanzler Dr. Leonhard von Eck (1480-1550) bestimmt, Partner wurde ihm der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang (1468-1540, 1529 Primas von Deutschland), beide ehemalige Studenten der Universität Ingolstadt. Die Universität Ingolstadt wurde mit Dr. Johannes Eck zu einem Zentrum der Gegenreformation in Bayern. Der kirchlichen Erneuerung sollten u. a. Dr. Ecks Bibelübersetzung (1537) und 5 Bände deutscher Predigten als landesweit verordnete Vorlagen für die bayerischen Klöster und Pfarreien dienen. Dr. Eck erwies sich überdies als eifriger Seelsorger in Ingolstadt (1519-1525 als Pfarrer von St. Moritz, 1525-1532 und 1538-1540 als Pfarrer zur Schönen Unserer Lieben Frau).

Reformatorische Bestrebungen zeigten sich auch in Ingolstadt. 1523 las der Weber Wolfgang Pruner vor der Spitalkirche aus den Schriften Luthers vor, Magister Arsacius Seehofer vertrat im gleichen Jahr lutherisches Gedankengut und wurde deshalb zur Rechenschaft gezogen. Argula von Grumbach und Luther traten durch Sendschreiben für ihn ein. Während des ganzen 16. Jahrhunderts fand der Rat der Stadt immer wieder Anlass, wegen reformatorischer Neigungen einzuschreiten, Hinrichtungen, vor allem von Wiedertäufern fanden statt, so 1531, 1545, 1556 und 1587, die Nähe von Pfalz-Neuburg, das mit Manching und Zuchering unmittelbar an Ingolstadt grenzte, erwies sich als ständige Gefahr.

Auch Ingolstädter Freunde und Kollegen Dr. Ecks wandten sich den neuen Lehren zu, unter ihnen Johannes Pettendorfer (1508-1512 Professor und Pfarrer in Ingolstadt, 1528 in Wien als Wiedertäufer verbrannt) und Urbanus Rhegius, der Erasmus von Rotterdam für Ingolstadt gewinnen wollte. Ehemalige Ingolstädter Studenten spielten eine bedeutende Rolle in der Auseinandersetzung mit der alten Kirche wie Georg und Johannes Forster, Andreas Osiander, der Psalmendichter und Manchinger Pfarrer Jakob Dachser, Hieronymus Baumgartner, Grenzgänger wie Veit Amerbach und Jakob Ziegler und die Spiritualisten Hans Denck und Sebastian Franck.

Mit dem Tode Dr. Johannes Ecks am 10. Februar 1543 in Ingolstadt verlor die Universität ihren herausragenden theologischen Repräsentanten, erst die Berufung der Jesuiten durch den Bayerischen Herzog im Jahre 1549 sollte wieder neue Akzente setzen.

Dr. Siegfried Hofmann, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


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