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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 16
Humanismus

 
Im Jahr 1472 gründete Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut in Ingolstadt, der 1447 mit dem Herzogtum Bayern-Ingolstadt angefallenen Residenzstadt, die erste bayerische Landesuniversität, die im Jahre 1800 nach Landshut und 1862 nach München verlegt wurde.

Papst Pius II. (der Humanist Enea Silvio Piccolomini) hatte am 7. April 1459 auf Bitte des Herzogs das Privileg zur Errichtung der Universität erteilt. Am 26. Juni 1472 wurde sie feierlich eröffnet, der herzogliche Rat Dr. Martin Mayr hielt die programmatische, humanistischem Denken verpflichtete Festrede. Sitz der Universität wurde 1434 von Herzog Ludwig dem Gebarteten begonnene Pfründnerhaus, das im Volksmund den Namen "Hohe Schule" erhielt.

Die Universität Ingolstadt wurde sehr schnell zu einem Zentrum des Humanismus.
In seiner Antrittsrede vom 31. August 1492 entwarf Conrad Celtis (1491/92 - 1497 mit Unterbrechungen in Ingolstadt) ein Bildungsprogramm, das als Fanal wirkte. Neben das Studium der Antike traten das Bekenntnis zur eigenen Art und Beschäftigung mit der Geschichte und Beschaffenheit des eigenen Landes. Aventin rief in Ingolstadt 1516 eine gelehrte Gesellschaft, die "Sodalitas litteraria Angilostadensis", ins Leben.

Die Universität wurde Sitz einer wegweisenden Pflege antiken Bildungsgutes.
Es lehrten hier u. a. Jakob Locher ("Philomusus", 1498 - 1503, 1506 - 1528), Veit Ambach (1543 - 1557), Hieronymus Ziegler (1540-1542. 1554-1562) und die Hebraisten Peter Schwarz (Nigri, ab 1473), Johannes Böschenstein (1505-1513) und Johannes Reuchlin (1520-1521).
Gelehrte an und aus dem Umkreis der Universität schufen maßstabsetzende Werke der Geschichte und der Topographie Bayerns.
Aventin, der als erster versucht hatte, das Eigentümliche bayerischen Wesens in Worte zu fassen, als bayerischer Geschichtsschreiber (Annales ducum Boiariae", "Bayerische Chronik"), Wiguleus Hundt (1537-1540) als Historiker und Genealoge ("Metropolis Salisburgensis", Bayr. Stammen Buch") und Philipp Apian als Schöpfer des ersten bayerischen Kartenwerks ("Bairische Landtafeln")
Der Geograph und Astronom Peter Apian (1527-1552) setzte die Tradition großer Mathematiker wie Johannes Engel (1492-1498), Johannes Stabius (1498-1503) und anderer fort, denen die einstigen Ingolstädter Studenten Andreas Stiborius und Georg Tannstetter ("Collimitius"), die in Wien zu Ruhm gelangten, anzufügen sind. Peter Apians in eigener Druckerei erschienenes "Astronomicum Caesareum" stellt den Höhepunkt des Ingolstädter Buchdrucks dar.
Unter den Professoren der Medizin errangen Ruhm: Ulrich Ellenbog (1472), Wolfgang Peysser (1482-1526) Johann Agricola (Peurle, 1515-1570) und Leonhard Fuchs (bis 1533 mit Unterbrechungen in Ingolstadt), dessen Kräuterbücher ("Historia stirpium", New Kreuterbuch") Weltruhm erlangten und zu dessen Ehren die Fuchsien ihren Namen erhielten.
Von den Juristen seien Sixt Tucher (1487-96) und Hieronymus de Croaria (1497-1508) genannt.

Wenn auch die Bemühungen, Erasmus von Rotterdam und Philipp Melanchthon für Ingolstadt zu gewinnen, fehlgeschlagen waren, so reichte die Ausstrahlung der Universität doch weit über Bayern hinaus, auch wenn Landeskinder das weitaus größere Kontingent unter den immatrikulierten Studenten stellten.

Dr. Siegfried Hofmann, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt


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