- In den Kleinaltertümern des Museums spiegeln sich gewissermaßen drei Stufen oder Sphären antiker Religion:
- Zeugnisse der offiziellen römischen Religion und Mythologie,
- vorrömisch-keltische Göttervorstellungen (zu erschließen aus Aufnahme, Verbreitung und Fundkombination bestimmter römischer Bildformen), und
- Objekte zeitlosen Volksglaubens oder primitiver, dass heißt ältester allgemeiner Religion und Magie.
- Unter dem besonderen Schutz des Jupiter als des römischen Haupt- und Staatsgotts durfte sich etwa der Träger eines eisernen Fingerrings mit Jupiter-Gemme aus Oberstimm fühlen.
- Die Besitzerin des mit Bildern der Venus-Geschichte verzierten Oberstimmer Spiegels mochte Anmut und Schönheit von der Göttin Venus erhoffen, der als Astkeule, als Keule des Herkules gebildete Spiegelgriff sollte aber auch die Hilfe dieser Gottheit sichern.
- Als Votivgabe eines Hausheiligtums oder als Grabbeigabe ist dagegen die Terrakotte einer thronenden Muttergottheit mit Säuglingspaar aus Lenting zu denken, ein besonders in den gallisch-germanischen Provinzen verbreiteter Statuettentyp, der zum Denkmälerkreis des keltischen Matronenglaubens gehört.
- Die Hühner- und Hundeterrakotten aus Gräbern von Oberstimm dürften gleichfalls Devotionalien sein und von gallo-römischen Tiermythen abhängen.
- Der Abwehr von Unheil in Haus und Hof, dem Schutz vor Bösem Blick gegen Mensch und Tier (fascinatio) dienen dann Darstellungen der Medusenmaske, des menschlichen Phallus und des Halbmonds (lunula).
- Andere magische Formen und Zeichen sind der Amazonenschild (pelta) und der Faden- oder Drahtknoten (nodus).
- Auch bestimmte Stoffe (wie Hirschgeweihrosen und Lignit) oder Farben (das Blau der Glas- und Fayenceperlen) haben Amulettwert.
- Bei den Museums-Beispielen sind mehrfach spezifische Schmuck - und Amulettform oder besondere Stoffkraft kombiniert.
- Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
- Siehe auch:
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