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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 6
Die ehemalige Keltenstadt,
das Oppidum an der Alten Donau bei Manching

 
Von der bisher sporadisch besiedelten südlichen Niederterrasse des Donautals wird im 2. Jahrhundert v.Chr. eine große Landfläche von 380 ha zusammengefasst und befestigt, wird nach dem Vorbild griechisch-römischer Städte und gallischer Oppida eine Stadt regelrecht gegründet: Auf kreisförmigem Grundriss von 2,2-2,3 km Durchmesser, mit einem nach den vier Weltgegenden gerichteten Hauptstraßenkreuz, mit Begrenzung durch die umgeleiteten Wasserläufe von Paar und Igelsbach im Westen und durch einen in gallischer Bauweise errichteten Mauerzug (murus Gallicus) von 7 km Länge im Süden, Osten und Norden.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Zugleich kommt es wohl auch zur Festlegung und Einbindung der sich hier kreuzenden Überlandwege und zur Kontrolle der Donauschifffahrt, denn von den vier Stadttoren ist das Nordtor sicherlich mit dem alten Donaulauf im Zug der heutigen Sandrach/Paar verbunden. Nach gallischen Beispielen kann man so mit der Erhebung von Zöllen rechnen.
Außerdem machen die zum Stadtmauerbau herzuschaffenden Holz- und Bruchsteinmassen den Wassertransport und Schiffs- oder Floßländen nötig.

Aus der Planung der Gesamtanlage wie aus Details der Durchführung scheint großzügig-rigorose Macht auf. Im Innern des Oppidums entsteht Holzarchitektur, wird ein West/Ost verlaufender breiter Mittelstreifen besonders dicht bebaut und als Stadtkern evident, im Süden, Osten und Norden des Berings erstrecken sich dagegen siedlungsfreie Zonen.

Dieser Hauptort und mutmaßlicher Fürstensitz der Vindeliker besteht jedoch nicht lange, er wird in der Mitte bzw. der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts infolge innerkeltischer Vorgänge aufgelassen.
Von diesem größten geschlossenen urgeschichtlichen Siedlungsplatz Mittel- und Nordeuropas sind heute nur noch Teile erhalten: Von der wallförmigen Ruine der Stadtmauer eine 2,5 km lange Strecke mit den Stellen des Ost- und Südtors, von der alten Stadtfläche mit im Untergrund bewahrten Bauspuren die zwischen dem neuen Ort Manching und dem Militärflugplatz Manching verbliebene Feldflur.

Die ausgestellten Funde stammen aus Bergungen des Historischen Vereins Ingolstadt von 1936//37. Seit 1957 erfolgen große Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts, durch die bis 1974 aber nur 8% der Fläche des Stadtkerns untersucht werden konnten. Mit Hilfe des Denkmalschutzgesetzes von 1973 sollen nur das archäologisch wichtigste Keltenstadtgelände und das Reststück des Keltenwalls als Bodendenkmal und Forschungsreservat erhalten bleiben.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
Fotos: Kurt Scheuerer


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