- Ins Große erweiterte Lebensformen und große technisch-organisatorische Möglichkeiten führen nicht immer zu Überfluss und Muße, sondern im Gegenteil oft zu schärferer Erfassung der einzelnen Arbeitskraft und knapperer Nahrungszuteilung.
Der Bedarf an Versorgungsgütern wächst dann so, dass selbst ausgedehnte Stadtanlagen von Ackerbürgerstruktur wie die Oppida nicht mehr autark sein können, zumal wenn - wie bei Manching - das nahe Umland für Landwirtschaft ausfällt.
Tierknochenfunde
- Insofern mögen die Massen von Tierknochenfunden bei den Ausgrabungen in der Manchinger Keltenstadt trügen.
Allein nach den Kampagnen 1955-1961 waren aus 2,5 ha Grabungsfläche im Stadtzentrum nahezu 400000 Tierknochen von Schlachtungs- und Speiseabfällen nach Tierarten zu bestimmen und zoologisch auszuwerten:
Von diesen 388952 bestimmbaren Knochen stammten 388144 Belege von Haustieren, 44 Knochen von Haus- oder Wildtieren und nur 764 Knochen sicher von Wild. Hierdurch ist Viehhaltung und Viehzucht oder Handel mit Vieh als wesentliche Wirtschafts- und Nahrungsgrundlage der Stadt erwiesen.
- Für den genannten Grabungssektor entfallen dabei auf das Hausrind 162596 Fundstücke und auf das Hausschwein 125960 Fundstücke, danach kommen Hausschaf und Hausziege mit 77887 Fundstücken, das Hauspferd mit 18438 Fundstücken, der Haushund mit 3088 und das Haushuhn mit 175 Fundstücken.
Haustiere
- Nach Ermittlung von Mindestindividuenzahlen aus diesen Fundzahlen entspricht das rund 8000 Haustieren: 2315 Rindern, 2400 Schweinen, 2600 Schafen und Ziegen, 230 Pferden, 318 Hunden und 32 Hühnern, wobei aufgrund bezeichnender Spuren an Knochen von Pferd und Hund auch das Fleisch dieser Tiere verzehrt wird.
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- Von zoologischen Kalkulationen zum Schlachtalter und Schlachtgewicht der Tiere oder von Schätzungen der Fleischrationen beliebig zu setzender Stadteinwohner darf hier abgesehen werden, die Berechnung der Körpergrößen und Darstellung von Pferde-, Rinder- und Schweineschemen nach Manchinger Funden in Bezug auf domestikationsbedingte Veränderungen dieser Tierarten führen aber wieder in anschauliche Verhältnisse der Tierkunde und Kulturgeschichte zurück.
- Die durchweg mögliche und im Fall von Pferd, Rind und Schwein auch nachweisbare Rolle der Nahrungstiere in Religion und Mythenwelt der Kelten bleibt von all dem unberührt:
- Heilige Tiere können, müssen aber nicht Speiseverboten unterliegen.
- Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
- Fotos: Kurt Scheuerer
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