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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 3
Lagetypen von Siedlungen,
stets frequentierte Kleinlandschaften und Plätze

 
Sicher gibt es zu allen Zeiten gewisse Regeln für die Platzwahl von Siedlungen, die auf Erfahrungen der Menschen beruhen, die ja in früher Zeit der Natur des Landes stärker als heutzutage anheimgegeben und verbunden waren.

Andererseits ist solches Verhalten der Menschen nie genau zu berechnen, wie in vergleichbarem Zusammenhang Goethe 1814 bemerkt:
Die Ursachen, warum die ersten Bewohner dieser Ortschaften sich an solchen Plätzen angesiedelt, auszumitteln, würde ein angenehmes Geschäft sein. Bald ist es ein Bach, der von der Höhe nach dem Rhein fließt, bald günstige Lage zum Landen und Ausladen, bald sonst irgendeine örtliche Bequemlichkeit (Sankt Rochusfest zu Bingen am 16. August 1814).

Mit dieser Einschränkung ist demnach die während der Bronze- und Urnenfelderzeit auffallend zunehmende Besiedlung von Anhöhen und Bergen zu werten, wobei solche Höhensiedlungen gemäß dem jeweiligen Landschaftsrelief freilich unterschiedlich exponiert erscheinen.
Doch können in alter Zeit beispielsweise kleine Anhöhen und Terrassenvorsprünge unmittelbar oberhalb der Donau sehr wohl größeren Inselbergen oder Bergspornen in Albtälern hinsichtlich der Verkehrsgunst, Schutzlage und Verteidigungsmöglichkeit durchaus gleichkommen, manche dieser Höhenplätze wurden auch wirklich befestigt.

Die Karte bedeutender, d.h. wiederholt belegter Höhenstationen der Jungsteinzeit bis Latènezeit muss aber vor dem Hintergrund der wesentlich zahlreicheren Siedlungsplätze im flachen Land gesehen werden, die zufolge relativ kurzer Bestandszeiten und häufiger Ortsverlegung im archäologisch-statistischen Fundbild nur weniger deutlich hervortreten.

Eine Modellsituation für lang frequentierte Plätze und Landstriche bieten der aus einem der Flachrücken des Ingolstädter Beckens vorspringende Steinberg bei Gaimersheim und dessen Umgebung. Schon nach der Fundstatistik der Jahre 1936-1976 sind auf der flachgewölbten Dolomitkuppe oberhalb der Retzgraben-Niederung und einer diesen Bach speisenden starken Quelle folgende Materialspektren oder Siedlungsperioden erkennbar: Früh- und Spätneolithikum, Früh- und Mittelbronzezeit, Urnenfelderzeit, Ältere Hallstattzeit, Späthallstatt- und Frühlatène, Mittel- und Spätrömische Zeit nebst frühgermanischen Materialien, Frühmittelalter, Hoch- und Spätmittelalter (Stelle der abgegangenen Burg und des Orts Wernstall?).

Trotz dieser langen Reihe gut datierter und teils ineinander greifender Materialkomplexe und weiterer, nur als allgemein urgeschichtlich zu wertender Fundmengen kann von einer Siedlungskontinuität an diesem Platz über alle Perioden hin keine Rede sein, doch ist derlei Kontinuität im Rahmen der umliegenden Kleinlandschaft mit ihren Lößlehmböden nicht zu bezweifeln.
Zu klarer Mittelpunkts- oder Schwerpunktbildung auf dem Steinberg bei Gaimersheim kommt es während bestimmter Phasen der Jungsteinzeit, der Bronze- und Urnenfelderzeit sowie der Eisenzeit.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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