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Münzkabinett im Stadtmuseum
Die keltische Münzprägung

Keltische Goldmünzen

Frühe Goldprägung

Dank der reichen Ausbeute aus den 357 v.Chr. eroberten Minen des thrakischen Pangaiongebirges war es Philipp II. von Makedonien möglich, Goldstatere nach attischem Fuß in großen Mengen auszuprägen, welche in kurzer Zeit die gesamte hellenistische Welt eroberten.
Es ist denkbar, daß gegen 300 v. Chr. keltische Söldner der Alexanderfeldzüge griechische Goldmünzen mit in ihre Heimat brachten, wo diese möglicherweise schon nach kurzer Zeit nachgeprägt wurden.
Als erste ahmten wohl die Boier im heutigen Böhmen die Statere von Alexander dem Großen mit dem Kopf der Athena und dem Bild der Nike nach; nur wenig später setzten vermutlich die ersten westkeltischen Prägungen nach dem Vorbild der Statere von Philipp II. mit dem Kopf des Apollon und einem Zweigespann ein. Bereits im frühen 3.Jh. wurde diese Münze (Kopf des Apollon / Rennwagen) in der Nordschweiz aus Rheingold zeitweise nachgeprägt.

Westkelten

Als Zahlungsmittel im Sinne von Geld setzten sich die Münzen aber wohl erst im 2. Jahrhundert v. Chr. bei den Kelten durch.
Durch die Siege der Römer 197 und 168 v.Chr. strömte makedonisches Beutegold nach Rom und über den Fernhandel rhôneaufwärts nach Gallien.
Die westgallischen Stämme münzten in Gold weiterhin nach dem Philipp-Stater mit Kopf und Pferd, hinter welchem der Wagenlenker oftmals nur noch symbolisch angedeutet ist.
Im Laufe der Zeit sank der Goldgehalt, den Münzen wurde zunehmend Silber und Kupfer beigemischt.

Mittelkelten

Der Goldstater Alexanders des Großen, welcher vor allem im asiatischen Bereich geprägt wurde, fand bei den Boiern in Böhmen (Oppidum bei Stradonice), vermutlich bereits nach 300 v.Chr. Nachahmung. Doppelaxt/Rolltier
Eine der zahlreichen Folgeserien (Doppelaxt/Rolltier) führte zur boischen Form der Muschelstatere, glatten, muschelartigen Gebilden.

Stater (Vogelkopf/Stern), Manching Deren Schüsselform hatten auch die Vindeliker im Oppidum bei Manching mit dem Münzbild Vogelkopf und Torques übernommen (»Regenbogenschüsselchen«).
Diese Münzen wurden wiederum nördlich des Mains und im Rheingebiet in Gold und auch in Bronze nachempfunden.

Nordgallien

Möglicherweise als Mischtypen aus der östlichen und der westlichen Entwicklungslinie bildeten sich die Goldmünzen in Nordgallien und Belgien aus, welche ihrerseits Vorbilder für die späteren britannischen Münzen waren.

Teilstücke

Während der Goldgehalt in Westgallien teilweise durch Kupferzumischung stark absank, legierten die Boier ihre Goldmünzen nur allmählich und zunächst nur geringfügig mit Silber.
Viertel-Stater (Auge/Punkt), Manching Die boischen Statere waren in 1/3-, 1/8- und 1/24-Stücke unterteilt.
Im westlichen Bereich und auch bei den Vindelikern waren nur 1/4-Teilungen üblich.

Die Keltische Goldprägung endete durchwegs in der Mitte des 1. Jhs v.Chr. mit den Eroberungen der keltischen Gebiete durch Germanen oder Römer.

 

Keltische Silbermünzen

Ausbreitung keltischer Silbermünzen

Westkelten (Gallien)

Über das Rhônetal und den Seehandel entlang der Küsten verband Massalia, das heutige Marseille, die mittelgallischen Kelten mit Italien und Griechenland. Schon im 5. Jh. erschienen eigene Obole, seit dem 4. Jh. Drachmen, wobei letztere vor allem in der Poebene zahlreiche Nachahmung fanden. Kreuzquinar Typ Schönaich, verwildert

Die lange Zeit ausgeprägten Obole scheinen die Münzbilder der südgallischen und süddeutschen »Kreuzmünzen« beeinflußt zu haben. Die süddeutschen Kreuzmünzen Typus Dühren und Schönaich entstanden in der zweiten Hälfte des 2. Jh. vermutlich im Neckargebiet und wohl auch in Manching.

ostmittelgallischer Quinar, FO: Manching Vermutlich bereits um die Mitte des 2. Jahrhunderts, noch vor der Errichtung der Provinz Gallia Narbonensis, drang der römische Denar (Roma/Dioskuren) rhôneaufwärts und wurde im östlichen Mittelgallien, wo sich eine Zone mit überwiegender Silberprägung ausbildete, nachgeprägt.
Die Münzen im Gewicht eines halben Denars (=Quinar) zeigten meist einen behelmten Kopf und ein Pferd.

 

Mittelkelten

Pferd-Schlangen-Quinar Typ A, Manching Die gallischen Münzen wurden wiederum von den Helvetiern im Neckargebiet und den Vindelikern an der Donau nachgeahmt (siehe: Kopf/Pferd).
Die vermutlich früheren Stücke zeigen auf der Rückseite ein Pferd, welches auf eine Schlange tritt.

Büschel-Quinar Typ B, Manching Im frühen 1. Jahrhundert veränderten sich Nase und Kinn des Kopfes zu einer Zange (sogenannte Büschelquinare).
Die in die Schweiz ausgewanderten Helvetier behielten diese Form in etwa bei.
Die Münzen vom Zangentyp C sind oft klein und fast kugelförmig. Die Technik der Schrötlingsherstellung muss sich wohl geändert haben.

Wirbel-Quinar, Typ E, Manching Die wohl letzten Prägungen aus dem Oppidum bei Manching zeigen einen Wirbel an Stelle des Kopfes.
Das Pferd wurde durchgehend beibehalten.
Auf diesen flachen, breiten und leicht schüsselförmigen Münzen ist die Rückseitenfläche mit fein gezeichneten Beizeichen versehen. Über dem Rücken des Pferdes ist hier ein doppelter Torques dargestellt. Davor ein Kreuz aus fünf Punkten und unten ein baumähnliches Gebilde.
Eine Deutung dieser Zeichen sollte nicht gewaltsam herbeigeholt werden. Sie sind vermutlich an die Stelle der, bei den gallischen Münzen noch häufigen Schrift entstanden.

 

Viertelquinare

Auch in Böhmen entstanden nun Silbermünzen, offenbar auf Anregung des Westhandels und in Nachfolge der winzigen Vierundzwanzigstelstatere.
Die zahlreich ausgeprägten Kleinsilbermünzchen von Stradonice wurden möglicherweise griechischen Obolen nachempfunden (Kopf/Reiter - Kopf/Pferd).
Nachgeahmt wurden sie vor allem im norischen Bereich.
Viertel-Quinar, Typ Manching

Offenbar als Viertelstücke zu den frühen Büschelquinaren und in Entsprechung zu boischen Kleinsilbermünzchen entstanden im vindelikischen Bereich Silbermünzen zu etwa 0,4 g in zahlreichen Varianten.

 

Ostkelten

Das Pangaiongebirge lieferte Philipp II. von Makedonien und seinem Sohn Alexander auch riesige Mengen an Silber, aus welchem sie Tetradrachmen zur Soldzahlung ihrer Heere schlugen.
Im mittleren und unteren Donauraum wurden ab der Mitte des 2. Jhs überwiegend die Silbertetradrachmen von Philipp mit dem Kopf des Zeus und einem Reiter nachgeprägt. Häufig wurden dabei die Prägestempel soweit abgenützt, daß aus dem Kopf nur noch ein unkenntlicher Buckel entstand.
An der Donaumündung liefen Münzen der Insel Thasos um und wurden dort nachgeahmt.

 

Keltische Potinmünzen

Leuker-Potin, FO: Manching
Auch die römischen Bronzemünzen des 2. Jahrhunderts wurden wie diejenigen von Massalia im östlichen Mittelgallien nordwestlich des Schweizer Jura nachgeahmt.
Hier wurden sie in stark zinnhaltiger Bronze (Potin) gegossen (Kopf/Pferd bzw. Eber).
Auch diese Münzen liefen in Süddeutschland häufig um.

 

Kurt Scheuerer, Ingolstadt


siehe auch:

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