- Zur Festigung des herzoglichen Besitzes in Bayern gehörte im Mittelalter auch die Förderung der eigenen Städte. So erhielt das an einem wichtigen Donauübergang gelegene Ingolstadt gegen Mitte des 13. Jahrhunderts auch das Stadtrecht, was vermutlich einen starken Zustrom an Neubürgern auslöste. In den folgenden Jahrzehnten wurde es umwallt und mit Köstern im Norden und einer Residenz - dem Herzogskasten - im Osten versehen. Zur Stärkung der Wirtschaft wurde wohl die Schutter mit den Mühlen an die westliche Stadtmauer herangeführt. Im Zentrum entstand der Salzmarkt mit den Fleischbänken (heute Rathausplatz).
- So gerüstet bildete die Stadt einen wirtschaftlich starken Brückenkopf am nördlichsten Punkt des Teilherzogtums Oberbayern. Zwar lief der Hauptarm der Donau noch weit im Süden an der Stadt vorbei (heutige Sandrach mit Zuchering, Oberstimm und Manching am Südufer), jedoch bestand im Ingolstädter Donautal-Becken seit jeher ein wesentlicher Übergang der Fernstraße vom fränkischen Wirtschaftszentrum Nürnberg zum Brenner.
- Fremdes Geld strömte hier nach Bayern ein. Um den Wert der bayerischen Münze nicht zu gefährden, musste dieses in einheimische Währung umgetauscht werden. Berechtigt für diesen Umtausch waren die Münzstätten und die Geldverleiher. Letztere waren den damaligen christlichen Vorstellungen entsprechend (Zinserhebung war unstatthaft) die vom Herzog ebenfalls angesiedelten Juden. In Ingolstadt waren diese an der Schäffbräustraße beheimatet. Auch die Abgaben der Juden in der freien Reichsstadt Regensburg standen dem bayerischen Herzog zu. So wird es sich bei dem vor wenigen Jahren in Regensburg im Judenviertel gefundenen großen Goldmünzenschatz wohl um den Inhalt eines Banktresors gehandelt haben.
- Die großen Münzstätten des 13. Jahrhunderts im süddeutschen Raum waren Wien, Salzburg, Passau, Prag, Regensburg, Nürnberg, Hall und Würzburg. Kleinere Münzen waren in Ötting, Landshut, München, Ingolstadt, Amberg u.a. beheimatet. Die alte bayerische Münze stand in Regensburg. Diese teilte sich der Bischof mit dem niederbayerischen Herzog. Es lag also auf der Hand, dass in den beiden oberbayerischen Herzogsstädten München und Ingolstadt Münzen geprägt werden mussten. Und trotzdem ist aus dieser Zeit nur ein einziger Silber-Pfennig bekannt, der sicher der Prägestätte Ingolstadt zugewiesen werden kann. Er zeigt ein Einhorn mit den Buchstaben ING auf dem Rücken. Der Grund dafür dürfte wohl in der seltenen Anwesenheit des oberbayerischen Herzogs Ludwig des Strengen in diesem Landesteil zu suchen sein. Er hatte sich überwiegend in der Pfalz aufgehalten.
- Erst zur Zeit Ludwigs des Bayern, der ja nach 1300 einige Zeit im Ingolstädter Herzogskasten residiert hatte, sind wieder einige wenige Münzen aus Ingolstadt bekannt. Die Pest im 14. Jahrhundert warf den Geldverkehr darnieder. Ein fast gänzliches Ausbleiben der Münzprägung in ganz Bayern war die Folge.
- Das Aufblühen der bayerischen Wirtschaft in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts brachte eine Zunahme des Münzenausstoßes und dabei auch die erste Münze mit dem Ingolstädter Panther. Die Hauptmünzen jedoch waren nach wie vor Regensburg und Nürnberg. Erst mit der Teilung von 1392 unter die drei herzoglichen Brüder wurde die Münzprägung in den Städten München, Ingolstadt, Landshut und Neuötting vorangetrieben und durch mehrere Münzverträge genauestens geregelt. In Bayern wurden nun Schwarzpfennige (aus ungebleichtem Silber) geschlagen, zunächst einseitig mit dem Stadtwappen, dann beidseitig mit den Initialen des Herzogs. In Ingolstadt war der Panther das Kennzeichen, im Ingolstädter Wasserburg der gekrönte Löwe.
- Die immerzu drohende Münzverschlechterung sollte durch fortwährend neue Verträge verhindert werden. Insbesondere die umliegenden Grafschaften brachten eine "böse", also kupferhaltige "Münz" heraus. Ein interessantes Schreiben des Ingolstädter Stadtrates an die Kollegen in München ist erhalten, in welchem sie den Münchnern mitteilten, dass ihre jeweiligen Herzöge beabsichtigten, gemeinsam eine neue Münze herauszubringen und anfragten, wie sich die beiden Städte nun dazu stellen sollten. Auch dies ein Zeichen des fundierten Selbstverständnisses innerhalb des bayerischen Herzogtums.
- All diese Bemühungen konnten nicht verhindern, dass die Münzverschlechterung aus Wien in Kriegszeiten herüber nach Bayern griff. Um 1460 wurde in der Feldmünze in Ingolstadt aus guten alten Silbermünzen die fünffache Menge an - mit Kupfer versetzten - "Schinderlingen" hergestellt. Der Landshuter Herzog versuchte damit noch seine Schulden in München zu bezahlen. Kurz darauf jedoch wurden die Schinderlinge in Bayern und Österreich verboten und im Verhätnis 1:6 abgewertet.
- Nach diesem Rückschlag wurden in Bayern für Jahrzehnte kaum noch Münzen geprägt. Erst die Münzordnung von 1506 brachte neuen Aufschwung. Geprägt wurden nun in München Goldgulden, Halbbatzen, Pfennige und Haller. Für Ingolstadt war die Zeit als Münzstätte vorbei.
- Erst wieder gegen Ende des ersten Weltkrieges wurden in Ingolstadt, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, sogenannte Notmünzen ausgegeben. Vom Pfennig bis zur Mark sind Geldersatzmarken hergestellt worden. Herausgeber waren die großen Betriebe wie das Bahnhofsrestaurant, der Consum-Verein Central-Bahnhof, das Technische Betriebsamt Ingolstadt (T.B.I.), das Königliche Hauptlaboratorium, die Geschützgießerei und Geschoßfabrik, das Artilleriedepot Ingolstadt, das Artillerie Regiment Ingolstadt, das Rekrutierungsdepot Ingolstadt, das Technische Betriebs-Battaillon Ingolstadt und das Kriegsgefangenenlager Ingolstadt.
- Die Stadt selbst brachte von 1917-1923 nur Geldscheine heraus, keine Münzen.
- Kurt Scheuerer, Ingolstadt 1997
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