- Im letzten Jahrhundert hat man noch gerne einen Beinamen - manchmal auch einen Spottnamen - für die Bewohner benachbarter Gemeinden benutzt. So nannte man die Köschinger die Mantelflicker, die Heppberger die Stoabeisser, die Vohburger die Keastöck und die Ingolstädter die Schanzer. Diese Scherznamen bezogen sich auf Ereignisse in weit zurück liegender Vergangenheit oder auf örtliche Gegebenheiten.
- Die Schanzer zum Beispiel lebten in der Schanz, womit die Befestigung der Stadt gemeint war, ihre Wälle, Bastionen und Kavaliere.
- Ingolstadt war Bayerische Landesfestung über vier Jahrhunderte hinweg. Im 16. Jh. wollte der bayerische Herzog der Mode der italienischen Renaissance-Herrscher nacheifern und ebenfalls mit einer Landesfestung aufwarten können. Er wählte Ingolstadt, den bayerischen Brückenkopf am nördlichen Donauufer, dessen gute landwirtschaftliche Versorgungslage auch eine Ansammlung größerer Heerhaufen verkraften konnte.
- Ingolstadt, die ehemalige Herzogs-Residenz, welche bereits Sitz der bayerischen Landesuniversität war, erfuhr damit eine weitere Aufwertung. Gewaltige Wälle wurden aufgeworfen, Mauern und Basteien aus Ziegeln und Kalkstein errichtet. Viele Menschen fanden jahrzehntelang Arbeit und Brot. Auch die Bauern der Umgebung wurden zu Schanzdiensten verpflichtet, dafür durften sie im Kriegsfall in die schützenden Mauern der Festung flüchten. So bedeutend war die Festung, dass die Franzosen unter Napoleon sie 1800 schleifen ließen.
- König Ludwig I. ließ die Landesfestung dann Mitte des 19. Jhs wieder errichten; viele dieser Bauten stehen noch heute und beherbergen Büroräume, Schulen und das Stadtmuseum.
- Wenn man früher irgendwo in Bayern gesagt hatte, dass man aus Ingolstadt sei, wurde man gleich als Schanzer begrüßt, denn viele der Männer im Land hatten einen Teil ihrer Militärzeit in dieser Stadt verbracht und sie in deutlicher Erinnerung behalten.
Kurt Scheuerer
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