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Siegfried Hofmann:
Jesuitische Theologen in Ingolstadt
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 

Jakob Gretser, Theologe

"Trotz seiner dreinschlagenden Polemik hatte auch Gretser noch nach 1600 Erstaunliches geleistet, man denke nur an seine liturgischen Werke über die Feste des Herrn und der Heiligen von 1612 und die kirchlichen Segnungen von 1615 und die auf den ersten Band über das Heilige Kreuz folgenden beiden Bände von 1600 und 1605."

Jakob Gretser (auch Gretscher, 1562-1625).
"Der gebürtige Oberschwabe Jakob Gretser ist neben Petrus Canisius nicht nur einer der bedeutendsten Kontrovers-Theologen und Polemiker des jungen Jesuitenordens, sondern zusammen mit Jakob Bidermann auch einer der führenden Vertreter des süddeutschen Jesuitentheaters. Das Legendendrama über den (nicht geschichtlichen) Erzbischof Udo von Magdeburg ist sein »dramatisch reifstes Werk« und als Vorläufer des Cenodoxus »das beste, was ... das Jesuitentheater in Deutschland vor Bidermann hervorgebracht hat« (Dürrwächter)."
Dr. Dietrich Briesenmeister. Kindlers Literatur Lexikon, Bd. II, 1982, S. 2652/2653.

Johann Michael Sailer, Theologe, Stattlerschüler

"In zwei Schriften sprang Sailer seinem nicht ohne eigene Schuld bedrängten Lehrer bei: in dem anonym erschienenen Büchlein "Neueste Geschichte des menschlichen Herzens in Unterdrückung der Wahrheit" (1780) und in der Schrift "Praktische Logik für den Widerleger an den Verfasser der sog. Reflexion wider die Demonstratio Catholica" (München 1780). Im Vorwort heißt es: »Vaterland! Man schwätzt von deiner Aufklärung jahrlang, und dem Mann, der im wichtigsten Fach den ersten Stein dauerhaftesten Gebäude derselben gelegt hat, macht man durch grundlose, boshafte Verachtung das Leben bitter.« - »Der Mönche, die mit ihrem Bruder in ein Horn blasen, seien zu viele.«"

Adam Tanner, Theologe

Ein weiterer bedeutender Name tritt mit Adam Tanner, dem gebürtigen Innsbrucker, in den Blick, der von 1603 bis 1618 mit Unterbrechungen in Ingolstadt Professor war. Scheeben nannte ihn nicht ohne Grund den einzigen deutschen "wahrhaft großen Theologen". 1617 erschien in Ingolstadt seine "Dioptra fidei", sein größtes Werk in deutscher Sprache. Sein theologisches Schaffen erfuhr seine Kulmination in der "Universa theologia scholastica" (Ingolstadt 1626-1627). Auch er folgte wie seine Mitpatres Thomas von Aquin, ohne sich ausschließlich für eine bestimmte Schule einvernehmen zu lassen. Dennoch war er mehr als ein wiedererstandener Gregor von Valencia. Er selbst versuchte seine Position zu bestimmen, wenn er diesem seinem Vorgänger einerseits Reverenz bezeugte, andererseits in der "Theologia scholastica" betonte, daß man mit Wahrheit sagen könne, daß in den letzten 30 Jahren, abgesehen von den feststehenden Glaubenswahrheiten, gleichsam eine großenteils neue Theologie entstanden sei.

In ihm vereinigt sich vieles: der Rückgriff auf die "Fontes theologici", die Klarheit der Analyse und Argumentation, die Kraft zum System und die Zurückhaltung im kontroverstheologischen Kampf gemäß dem Motto: "Vigeat caritas, vincat veritas". Und dennoch stößt man bei ihm auf eine merkwürdige Befangenheit angesichts naturwissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts etwa in seinem Festhalten an einem festen, konstanten Sternenhimmel; das Scheiden von theologischer und naturwissenschaftlicher Methode und Sicht sollte zum herausragenden Ärgernis und schließlich zur schwer errungenen theologischen Leistung werden. Zugleich aber blieb Tanner der Tiroler, der sich bestenfalls noch in Ingolstadt und Wien wohl fühlte, aber weniger in Rom und Prag, und in dem gelegentlich der alpenländische Volksschauspieler durchbrach wie beim Regensburger Colloquium, als Gretser fast alles zu verderben schien.

Ein protestantischer Bericht schildert ihn:
»So ein frecher, begieriger, grimmiger und fast trotziger Disputator seu potius Calumniator und ein echter Thraso gewesen, dem eine Hellebard in der Hand viel besser als ein Buch gestanden, freche Geberden an sich gehabt; entweder die Ärmel an beiden Armen hinter sich gestrichen, als wenn er zur Schlachtbank gehen wollte, oder aufgestanden, in die Hände geschlagen, die beiden Arme in die Seiten gestemmt, das Käpplein auf dem Kopf hin und wieder gerückt oder gar abgetan, bald aufgesetzt.«

Dr. Siegfried Hofmann.
Gekürzt und formatiert von Kurt Scheuerer


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