- Trotz beeindruckender Vorarbeiten in Gestalt einzelner Untersuchungen steht eine umfassende Darstellung jesuitisch geprägter Kunst aus, ja es stellt sich die Frage, ob es eine spezifisch jesuitische Kunst überhaupt gegeben hatte und ob man Jesuitenkirchen nicht besser im Kontext der jeweils vor Ort bestimmenden Kunstlandschaft zu verstehen suchen sollte.
- Fest steht jedenfalls, daß man eine Antwort nicht vorschnell auf wenige wegweisende Objekte wie Il Gesu in Rom oder in Sachen Malerei auf Namen wie Andrea Pozzo fixieren sollte.
- Was die deutschsprachigen Länder betrifft, ist die grundsätzliche Unsicherheit um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Betracht zu ziehen. Das Bilderdekret des Konzils von Trient von 1563 hatte sich jedenfalls durch seine didaktisch-pädagogische Engführung zunächst restriktiv erwiesen.
Daß der katholische Barock dennoch in der von ihm eröffneten Perspektive stand, sei deshalb nicht in Abrede gestellt, wirft aber die Frage nach grundsätzlicher Weiterführung des Bilderdekrets auf.
- Hier aber kam es auf die in Architektur und Bilderwerk vergegenwärtigte Weltsicht, auf die vorhandene systematische Kraft und nicht zuletzt auf den Impetus der Erneuerung an.
Daß man jesuitischerseits dabei auf die Brennpunkte grundsätzlicher theologischer Auseinandersetzung den Blick richtete, dürfte selbstverständlich gewesen sein, sei es daß man auf theoretische Klärung durch führende Theologen oder auf das Vorbild der großen Kollegien hoffte. Von wegweisender Bedeutung wurde hierbei die Drucklegung des Werkes von Paleotti über die Bilderverehrung und der Kontroversen Bellarmins in Ingolstadt.
Prachtliebe in Kirchen
- Unbestreitbar ist eine in den jesuitischen Kirchen zutage tretende Prachtliebe. Sie wird am deutlichsten, wenn man den kostbaren, oft aus Stiftungen stammenden Besitz der Kirchen an Gold- und Silberschmiedearbeiten in Betracht zieht: Monstranzen, Kelche, Ciborien, Heiligenbüsten, Kandelaber, Antependien usf., die Litterae annuae berichten ausführlich darüber, nicht ohne jeweils die Schätzpreise anzugeben. Nicht selten blickte man deshalb scheel auf die dem Orden nahestehenden oder gehörenden Oratorien und Kirchen.
- In Werken wie dem Oratorium der Akademischen Marianischen Kongregation (heute »Maria de Victoria«) in Ingolstadt gewinnt dann jesuitisches Kunstwollen Vollendung schlechthin. Wie schwer das Verständnis des dort inszenierten inkarnatorischen Konzepts, das letztlich im Denken des hl. Ignatius gründet, noch heute fällt, wird an dem ratlosen Fragen nach der Rolle des Marianischen angesichts des von den Jesuiten selbst beglaubigten umfassenden Themas der Inkarnation deutlich.
Literatur
- Was aber die Literatur betrifft, so hatte die jesuitische Literatur ihr ureigenstes Feld in der neulateinischen, barocken Lyrik und Dramatik.
Im Jesuitentheater erwies sich Ingolstadt als Brennpunkt und Drehscheibe.
- Und von der Lyrik wie auch anderen Literaturgattungen gilt das Urteil Johann Gottfried Herders, der durchaus zu differenzieren wußte: "In allen Feldern der Literatur hat er Talentreiche, verdiente Arbeiter gehabt; fast jede Wissenschaft ist den Jesuiten etwas schuldig. Lateinische Dichter hat die Gesellschaft in großer Anzahl, fast in jeder Gattung der Dichtkunst, fast auf allen Stufen des Werths und Unwerths hervorgebracht, die sich dann auch nach Ländern und Zeiten unterscheiden."
- Und wie sehr Herder in dieser Fülle auch Perlen fand, zeigen seine Nachdichtungen von Oden Jakob Baldes.
Dr. Siegfried Hofmann. Gekürzt von Kurt Scheuerer
- Siehe auch:
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