Logo Kurt Scheuerer, Ingolstadt Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Ruth Konstanciak:
Jesuitische Literatur (Auswahl ausgestellter Bücher)
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 

Jakob Balde, Jephte. Perioche

Die Aufführung von Baldes Jephte fand 1637 in Ingolstadt statt.
Das Drama enthält viele Musikstücke, unter anderem treten große Chöre auf, auch auf Instrumentalisten sind Hinweise gegeben.
Lagerort: BSB 8 Bavar. 4025, I, 11. Ko.

Jakob Balde, Jephtias

Den Aufführungen folgte erst 1654 der Druck in Amberg bei Haugenhofer.
In einem Anhang ist ein kleiner Notenteil beigegeben.
Lagerort: Wiss.St.B. IN. G 661. Ko.
De Backer-Sommervogel I, 822, 16. - Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 258.

Georg Bernardt, Theophilus

1621 fand die Aufführung des Theophilus in Ingolstadt statt.
Der Theophilus, dem Fauststoff eng verwandt, wurde 1621 vom Gymnasium der Jesuiten aufgeführt. An den Anfang der Perioche ist eine Zusammenfassung der Geschichte gestellt, wie sie von Vinzenz von Beauvais überliefert ist. Die Liste der "Personae Dramatis" zeigt, daß die Hauptrollen von den Studenten der Universität gespielt wurden, nur die kleineren Rollen wurden von Gymnasiasten aus den oberen Klassen übernommen. Auffallend ist, daß verschiedene Schauspieler für mehrere Rollen eingesetzt waren, so wurden Tugenden und Laster von denselben Darstellern gespielt.
In dieser Handschrift sind neben dem Theophilus drei weitere lateinische Dramen des Münchner Jesuiten Georg Bernardt, der in Ingolstadt Philosophie und Theologie studierte, enthalten: Tundalus Hiberniae Miles Redivivus (1622 und 1646 in Ingolstadt aufgeführt), Iovianus (1623 in Ingolstadt aufgeführt), Sanctus Thomas Cantuarensis Archiepiscopus Martyr.
Lagerort: BSB Clm. 26017.
Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 258.

Jacob Bidermann, Cenodoxus

Dieser Text des Cenodoxus von 1610/11 (aus dem Franziskanerkloster Kelheim) ist die älteste bekannte Fassung, der Schreiber war Johann Ferdinand Mayr, phil. candidatus monasterii Ingolstadii.
Lagerort: BSB Clm. 8089. Ko.

Bidermann, Cenodoxus. Perioche

Der Cenodoxus Bidermanns wurde 1617 in Ingolstadt am Academischen Gymnasium gespielt.
Nach einer kurzen Inhaltsangabe wird in der Perioche jede Szene mit einem lateinischen Satz und einer deutscher Übersetzung erklärt.
Auch hier übernahmen Studenten der Universität die größeren, die Gymnasiasten die kleineren Rollen. Ein "Chorus Diabolorum" ist ohne Auflistung der Sänger angegeben.
Lagerort: BSB 4 Bavar. 2193, I, 11. Ko.
Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 257.

Jakob Gretser, Udo von Magdeburg

Diese Handschrift gehört zu fünf Sammelbänden, die Jakob Gretser selbst von seinen eigenen und verwandten dichterischen Werken angelegt hat.
Der vorliegende Band enthält neben dem "Udo" von 1587 Ita Doggia Tragicomoedia von 1587, Comoedia de vita D. Nicolai episcopi Myraei et Friburgensium Patroni von 1586, Comoedia de vita Nicolai Unterowaldii Eremitae Helvetii von 1586, Oratio de D. Catharina, Humanitatis Regnum, Habitus est hic Dialogus Ingolstadii 18. Oct. 1587 in renovatione studiorum, Gedichte und Reden von 1586 bis 1590, Fragment der unvollendeten 3. Komödie De Regno Humanitatis.
Lagerort: SB Dillingen Cod. Dil. 227. Ko.
Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 257.

Jakob Gretser: Udo von Magdeburg

Dialogus de Udone Archiepiscopo Magdeburgensi (nlat.; Dialog über Erzbischof Udo von Magdeburg).
Drama von Jakob Gretser, zuerst aufgeführt in Ingolstadt 1587.
Legendendrama über den (nicht geschichtlichen) Erzbischof Udo ..., geht zurück auf einen Stoff aus dem 12. Jh. ... Überliefert in zwei verschiedenen handschriftlichen Fassungen.
"Gretser scheint die zweite Fassung elf Jahre nach der ersten Skizzierung für die gehobeneren Ansprüche einer Aufführung auf der Münchener Bühne (1598) ausgearbeitet zu haben. Sein Spiel verbindet die dramatische Predigt über Sünde und Strafe, Gnade und Heil mit dem bühnenwirksamen warnenden Beispiel. Dabei gelingt es ihm, auch Allegorien mit Lebenskraft zu füllen und das Schicksal Udos mit großer Eindringlichkeit zu gestalten. Gelage und Schulszenen mit komischen Auftritten lockern das Schulspiel auf. Seine Bühnenmittel sind, dem Charakter des Schultheaters als einer Schülerübung entsprechend, einfach. Besonders aufschlußreich für die Theaterpraxis sind die der Münchener Handschrift beigegebenen Regieanweisungen Gretsers. Gepflegtes Latein und ein strenger, abwechslungsreicher Versbau zeugen von der hervorragenden philologischen Bildung Gretsers und von der hohen literarischen Kultur in der oberdeutschen Jesuitenprovinz."
Dr. Dietrich Briesenmeister. Kindlers Literatur Lexikon, Bd. II, 1982, S. 2653.

Georg Stengel, Der Heilige Heinrich und die Heilige Kunigunde

"Summarischer Innhalt der Comedi Von dem Leben dess H. Heinrichen, Hertzogen in Bayern und Römischen Keysers Auch der H. Kunegunda, Siffridi Pfaltzgrafen am Rhein Tochter, dess H. Heinrichen Ehegemahel: Welche beyder vor 600 Jahren im Ehelichen Stand Jungfräwlich gelebt." Das Stück wurde 1613 in Ingolstadt aufgeführt und übernimmt wie auch Märtyrerdramen Vorbildfunktion.
Lagerort: BSB 4 Bavar. 2193, I, 4. Ko.
Literatur: Valentin 690.
Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 257.

Conrad Vetter, Paradeißvogel

"Der »Rittersporn« von 1605 bildet die Grundlage für den 1613 gedruckten »Paradeißvogel«, wie Conrad Vetter in der Widmung des Paradeißvogel an Frau Maria Fuggerin zu Kirchberg, Weissenhorn und Mindelheim etc. angibt:
»VOR siben Jaren, Hochwolgeborne gnäadige Fraw, haben E. G. ein kleines Büchlein, der Rittersporen intituliert, von mir, als einem alten Schuldner vnd Diener, gnedig empfangen. Wann aber solches Büchlein schon lengst zukauffen nicht mehr verhanden, vnnd der Trucker solches dem gemeinen Mann, vnd vielen andächtigen Hertzen zu bestem wünsch widerumb vnder die Preß zunemmen, vnd nachzutrucken, bey mir deßhalben angehalten:
Als hab ich solches nit allein zuuor mit gutem Fleiß vbersehen, vnd wo von nöten corrigirt, sondern auch mit reichem Zusatz also ersetzt vnd gemehret, daß es billich für ein news Büchlein zuhalten, vnd mit einem newen Namen sollen geziert werden. Derwegen ich es nit mehr Ritterspron sonder guter Vrsachen halber, den Paradeißvogel nennen wöllen.
Dann, wie diser Vogel, nach angeben deren, so von seiner Natur schreiben, sich nie auff den Erdboden lasset, sonder jederzeit in der Höhe deß lustigen vnd hayteren Luffts leb vnd schwebt, auch so garn, wann er zu Gott wunderbarlich mit zweyen Schnirckeln vnd gleichsam Schnürlein versehen, sich an die eussersten Nästlein der Bäum gantz artlich anhenckt, vnnd solcher Gestalt auch schlaffend im freyen Lufft bleibt ...«
In der Vorrede an den Leser erklärt Conrad Vetter, daß die Lieder insbesondere für die Jugend gedacht seien: »Welches ich sonderlich darummen melden wöllen, weil meniglichen bewüßt, was bißweilen, vnd schier gemeinglich für vnschambare, vnzüchtige, ärgerliche, vnd von der Jugend hochschädliche Reimen und Rayen Lieder, den gantzen Sommer auff der Gassen vnd den Winter in den Stuben gesungen werden, da man doch bedencken soll, wie vil den Eltern selber daran gelegen, ob die zarten junge Hertzen jrer Söhnen vnd Töchtern als noch newe Geschirlein, mit Hönig oder Gifft, mit gutem oder bösem Safft, mit züchtiger ob vnzichtiger, löblicher oder schändtlicher Göttlicher od Gottloser Anführung vnnd Vnderweisung eingenommen vnd angefüllt werden. Vnnd warumben solte es den jungen Knaben vnd Jungfrawen nicht tausentmal lustiger vnd lieblicher seyn, S. Bonauenture holdselige Nachtigall, in den Sommerrayen auff der Gassen nachzusingen, als andere leichtfertige Bulenlieder? Von deme so vil nit kan gesagt werden, als vil daran gelegen. Lebe wol, vnd bitt Gott für mich.«
Diese Lieder, die eine (bessere) Alternative sein wollen zu den »leichtfertigen Bulenliedern« haben nicht liturgischen Charakter, wobei zwischen dem Kirchenlied im engeren und dem geistlichen Lied im weiteren Sinne schwer zu unterscheiden ist.
Vetter läßt, das hat er ausdrücklich in der Vorrede festgestellt, die Wahl der Melodien frei, macht aber auf mögliche Gesangsweisen aufmerksam:
»WEIL etliche schöne in disem Büchlein begriffne Hauptstuck, nicht allein zulesen vnd zubetrachten, sondern auch andächtig zusingen bequem, vnnd schon ohne daß vorhin jedes in seiner Melodey vnd Thon, mit beygesetzten Noten, getruckt außgangen: Als die Nachtigall S. Bonauenturen: Der Jubel S. Bernhardi im Thon, Gelobet seystu Jesu Christ: Das Lobgesang deß H. Fürstens Casymiri, zu vier Stimmen componiert: Maria Rein, dein Klag allein, im Thon: Maria Zart, von edler Art, etc.
Hab ich diß Orts die Noten nicht beysetzen wöllen, weil meniglichen frey steht, nach Wunsch vnnd Wolgefallen einen schönern vnnd allerschönsten zuerwehlen: auch an ihme selber billich ist, Gott den Herrn nit nur auff eine, sondern auff allerley Weise, vnd allerley Thon, zuloben vnd zupreisen.«
Ein besonderes Anliegen war es Conrad Vetter, die Lieder nicht nur zusammenzustellen, er hat auch, wie im Titel vermerkt: »Meistens theils auß den heiligen alten Vättern, mit sonderm Fleiß außerlesen zusamgezogen, vnd auß dem Latein, allen frommen alten Teutschen zugefallen in vnser Sprach gebracht ...«"

Konstanciak, Ruth. Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 236-237. (Formatiert von Kurt Scheuerer)


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