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Scheiners Beobachtung eines Halophänomens
Ein Beitrag zur Ausstellung: Sonne entdecken - Christoph Scheiner

 
"Haloerscheinungen sind atmosphärisch - optischer Natur, die durch Spiegelung oder Brechnung des direkten Sonnenlichtes an Eiskristallen zu erklären sind. (E. Goercke: Die drei klassischen Halophänomene, in: IHbl 51/1; 1988.)
Zwar werden sie von den Astronomen sehr oft wahrgenommen, werden aber der Meteorologie zugeordnet, wo man sich mit ihrer Entstehung und den verschiedenen möglichen Variationen intensiver beschäftigt.

Die erste und älteste Beschreibung eines derartigen Phänomens stammt von Christoph Scheiner, der hierüber aber selbst nichts veröffentlicht hat. In die Fachliteratur ist es als »Römisches Phänomen« eingegangen.
Während seines Rom-Aufenthaltes im Jahre 1630 hatte er es beobachtet. Er sagt selbst, daß er bereits am 20. März 1629 ein ähnliches Phänomen in Rom beobachtet hätte, ohne jedoch hierüber Aufzeichnungen angefertigt zu haben. Es wäre so ziemlich dasselbe darüber zu berichten.

Eine Zeichnung des Halos nach der Beschreibung von Scheiner wurde von Christiaan Huygens (1629-1695) angefertigt, sie diente als Unterlage zur Begründung der Huygensschen Halotheorie.

Halo-Skizze
Scheiner hatte, wie auf der Abb. 1 unschwer zu erkennen ist, zwei konzentrische Kreise gesehen, deren innerer Kreis (NQM) einen Durchmesser von 45° hatte, wogegen der Durchmesser des äußeren Kreises (ARB) 95° 10' betrug. Beide Kreise waren farbig, und der jeweils rote Rand zeigte gegen die Sonne, während sich die übrigen Farben in der üblichen Reihenfolge zeigten. Nach Scheiners Schätzung betrug die Breite der zwei Kreise nur zwei Drittel des Sonnendurchmessers.
Der sogenannte Horizontalkreis (ONMP) ging durch die Sonne und lief parallel zum Horizont, seine Farbe war weiß. Auf ihm waren die meisten Nebensonnen (O, N, M, P) zu sehen. ...
"Über die Nebensonnen äußert sich Scheiner wie folgt: Die zwei Nebensonnen in (N) und (M) glänzten sehr lebhaft, ihre Farbe war auf der der Sonne zugewandten Seite rot, während die Gegenseite weiß war. Die weiteren zwei Nebensonnen (O P) glänzten dagegen sehr schwach und schienen weiß zu sein.
Die senkrecht über der Sonne stehenden Nebensonnen (Q R) wechselten die Intensität ihres Glanzes, Farben ließen sich nicht eindeutig bestimmen, und ihre Form erschien verschwommen. Der Abstand (S Q) betrug 21° 40'. An der Nebensonne (R) ist zusätzlich noch ein Berührungsbogen zu erkennen, dessen konvexe Seite der Sonne zugekehrt ist." ...

Goercke, Ernst. Scheiners Beobachtung eines Halophänomens.
Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 148-149.


 

Antike Vorzeichen-Beobachtungen

Julius Obsequens fasst in seinem liber prodigiorum (wohl Ende des 4. Jhs n.Chr.) Aufzeichnungen des Livius zusammen. Er ordnet früher beobachtete Vorzeichen besonderen Ereignissen zu. Erhalten sind die Angaben der Jahre 190 bis 11 v.Chr.
Darunter befinden sich auch offensichtlich Angaben zum Halophänomen mit beobachteten Farbkreisen und Nebensonnen. (Übersetzt, kommentiert und für das Internet bearbeitet von Annette Pohlke.)

163 v.Chr.
In Formiae wurden bei Tage zwei Sonnen gesehen.

147 v.Chr.
In Lanuvium umgaben zwischen der dritten und der fünften Stunde zwei verschiedenfarbige Kreise die Sonne, der eine mit einer roten, der andere mit einer weißen Linie.

122 v.Chr.
In Gallien wurden drei Sonnen und drei Monde gesehen.

104 v.Chr.
In Picenum wurden drei Sonnen gesehen.

44 v.Chr.
C. Octavius: Als er zur dritten Stunde Rom betrat ... umgab ihn die Sonne, die von einem kleinen Umkreis des klarern und heiterern Himmels umgeben war, mit dem Kreis einer äußeren Linie, wie sie der Bogen in den Wolken [=Regenbogen] zu spannen pflegt.

Drei Sonnen schienen, und um die unterste Sonne leuchtete ein Kranz ähnlich einem Ährenkranz in die Umgebung, und später, nachdem die Sonne in einen Kreis zurückgeführt worden war, war viele Monate hindurch ihr Licht trübe.

42 v.Chr.
Im mutinensischen [Gebiet] drehte sich eine Statue für den Sieg des Marius, die gen Mittag blickte, zur vierten Stunde von alleine nach Norden. Als dies durch Opfer entsühnt wurde, wurden um die dritte Stunde des Tages drei Sonnen gesehen, die sich bald in einen Kreis zusammenzogen.


siehe auch:


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