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Beatrix Schönewald:
Die Schedelsche Weltchronik
1. Biographie Schedels

 
Über die Familie und die Person Hartmann Schedels sind wir durch Briefe, Notizen, aber vor allem durch eine Abschrift seines von ihm angelegten Familienbuches unterrichtet (heute in der Berliner Staatsbibliothek). Ebenfalls überliefert ist sein Porträt: ein junger, schlanker Mann in gelehrter Tracht.

Am 13. Februar 1440 wurde Hartmann Schedel in Nürnberg geboren, Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Hartmanns d.Ä. Seine Mutter Anna starb bereits fünf Jahre später. Hartmann Schedel hatte zwei Brüder: der kaufmännisch tätige Georg und Johannes, der nach Studienjahren in Italien ins Nürnberger Dominikanerkloster eintrat.

Eine entscheidende Rolle im Leben Hartmann Schedels spielte sein Vetter Hermann. Dieser studierte ebenfalls Medizin und ließ sich zunächst in Nürnberg nieder, wirkte dann als Leibarzt des Kurfürsten von Brandenburg Friedrichs II. und kehrte aus klimatischen Gründen nach Süddeutschland zurück: zunächst nach Eichstätt, dann nach Landshut. Seit 1467 ist er wieder in Nürnberg als Stadtarzt nachweisbar, hielt sich aber auch an der neugrgündeten Universität in Ingolstadt auf. Der von Joachimson veröffentlichte lateinische Briefwechsel zwischen beiden Vettern zeugt von einer liebevollen Fürsorge des älteren Hermann für den jüngeren Hartmann.

Hartmann immatrikulierte sich bereits mit 16 Jahren an der Universität Leipzig und studierte dort bis 1463, absolvierte den Magister artium, hospitierte in den Rechtswissenschaften, dann in den artes humanitatis. Ende des Jahres 1463 brach Schedel nach Padua auf. Dort studierte er bis 1466 Medizin, aber auch Physik, Anatomie und Chirurgie. Nachgewiesen ist auch seine Teilnahme an Vorlesungen in Griechisch. Er gehörte damit zu den ersten Deutschen, die überhaupt Zugang zur griechischen Sprache erhielten. Bereits in seiner Zeit als Student zeigte sich sein großes Interesse an Epigraphik und antiken Denkmälern, das in seinem 1502 veröffentlichten "Liber antiquitatum cum Epigrammatibus" gipfelte. 1466 promovierte er zum Doctor in utraque medicina (Er hatte Medizin und Chirurgie studiert) und kehrte nach Nürnberg zurück. Nach längeren Reisen ließ er sich 1470 als Stadtarzt in Nördlingen nieder. Im gleichen Jahr trat er der Bruderschaft der Kartäuser im Christgarten bei. Hartmann Schedel wurden bereits 1462 vom Merseburger Bischof die vier niederen Weihen erteilt. Schedels Berufsweg führte ihn über Amberg nach Nürnberg zurück.

In erster Ehe heiratete Schedel 1475 die Nürnbergerin Anna Heugel, in zweiter Ehe 1487 Magdalena Haller. Aus diesen beiden Ehen entsprossen 12 Kinder, wobei sechs bereits in jungen Jahren starben. Er zählte in Nürnberg zu den wohlhabenden Bürgern, besaß mehrere Grundstücke und Lehnsgüter und beerbte auch das Haus seines Vetters Hermann, das in der vornehmen Burgstraße lag, in der auch die Haller, die Scheurl oder Albrecht Dürer wohnte. Schedel wird auch im Register der 92 Ehrbaren der Stadt geführt, 1482 taucht er als Genannter des Größeren Rates auf, der sich aus Patriziat, Kaufleute, Gelehrten und Handwerkern zusammensetzte. Politische Macht war mit diesem Amt nicht verbunden, die besaß nur der Innere Rat. In dieses Gremium gelangten nur Patrizier, dies blieb Schedel verschlossen, da seine zweite Frau mütterlicherseits vom Patriziergeschlecht der Ebner abstammte, aber ihr Vater nicht dem Nürnberger Patriziergeschlecht, sondern zu den aus Bamberg übersiedelten Haller gehörte.

Weder Beruf noch soziale Stellung begründeten seinen Ruf, sondern sein literarisches Hauptwerk, die "Weltchronik". Grundlage und Vorbilder hatte Hartmann Schedel in seiner großen Bibliothek vorgefunden. Entsprechend dem Zeitgeschmack hatte Hartmann bereits früh begonnen, Bücher abzuschreiben, zu kaufen oder einzutauschen. Einen großen Zuwachs erhielt seine Bibliothek aus dem Erbe seines Vetters Hermann. Zwar hatte Hermann Schedel seinem Vetter nur wenige Bücher direkt vererbt, ihm aber für fast alle Bücher Vorkaufsrecht eingeräumt.

Die Bestände seiner Bibliothek sind in zwei Katalogen BSB clm 263, Berliner Codex Ms. Germ. Fol. 447 überliefert, die sich in drei Gruppen, humanistische Literatur, berufliche Bereiche und Theologie, einteilen lassen. Die Organisation seiner Bücher zeigt deutlich, wie weit sich Schedel von der mittelalterlichen Tradition entfernt hat, wie sehr er sich den neuen Strömungen zuwandte. Bis 1507 sind 667 Bände verzeichnet, darunter etliche Sammelbände. Schedel versuchte testamentarisch abzusichern, daß seine Bibliothek geschlossen blieb. Und in der Tat verkaufte sie der letzte Nachfahre Melchior Schedel gesamt an Jakob Fugger für 500 fl. Berliner Codex Ms.Germ. Fol. 447, fol. 277v: "Es ist zu wissen, das nach dem Melchior Schedel der Elter, ein lediger gesell, und der letzte seines Stammes und Namens gewesen, nit verhofft hat, sich anzuverheuraten, noch eheliche Leibs Erben zubekommen, die gantze sein anererbte Liberey, Herrn Hanns Jacob Fuggern zu Augspurg, umb 500 fl. Müntz verkaufft hat ...."

Herzog Albrecht V. erwarb 1571 die gesamte Bibliothek der Fugger für die 1558 von ihm gegründete Hofbibliothek. Die daraus hervorgegangene Bayerische Staatsbibliothek verwahrt heute 670 Druckwerke und mehr als 370 Handschriften. Allerdings sind etliche Bände in anderen Bibliotheken wie z.B. in Nürnberg, Hamburg, London, New York, Prag oder Neuburg.

Die Verluste sind begründet in Verkäufen/Geschenken zur Zeit der Fugger, durch Herzog Albrecht und durch die Praxis des Dublettenverkaufs. Auch die Bombardierung der Staatsbibliothek am 10. März 1943, dabei sind ca. 400.000 Bände verbrannt, trug zur Dezimierung der Schedelschen Bibliothek bei.

Hartmann Schedel legte nicht nur Wert auf die geschlossene Überlieferung seiner Bücher, sondern auch auf die äußere Gestalt der Bände. Einige originale Einbände sind noch erhalten, die er mit seinem Besitzervermerk versah: "Liber doctoris Hartmanni Schedel de Nuremberga". Auch Notizen über Datum des Kaufs oder Preis tauchen gelegntlich auf. Ausführliche Register, florale Ornamente und die Verwendung farbiger Tusche sind charkateristisch für die Gestaltung seiner Bücher und Handschriften. Auch ließ er Zeichnungen, Miniaturen, Holz oder Kupferstiche in die Folianten einbinden. Diese wurden nach der Auffassung des 19. Jahrhunderts aus den Büchern heraus genommen und der Graphischen Sammlung übergeben. Es dauerte über hundert Jahre, ehe es gelang, einen großen Teil der Graphiken dem ursprünglichen Lagerort wieder zuzuweisen, da kein Übergabeverzeichnis angefertigt wurde. Erstmals 1957 wurde in einer großen Ausstellung die Schedelsche Graphiksammlung dem Publikum zugänglich gemacht.

Text der Eröffnungsansprache von Frau Dr. Beatrix Schönewald
zur Ausstellung "500 Jahre Weltchronik des Dr. Hartmann Schedel"
Ingolstadt 1996

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