Dr. Josef Reichart
- Der weite Bogen, den seine berufliche Tätigkeit als promovierter Volkswirt und sein ehrenamtliches Engagement für die Erforschung der heimischen Vorzeit spannen, zeigt schon die bemerkenswerte Persönlichkeit dieses Mannes.
- Am 14. Februar 1897 in Ingolstadt geboren, besuchte Dr. Reichart das hiesige humanistische Gymnasium, bevor er während des 1. Weltkrieges als Betriebsschreiber im Lohnbüro des Hauptlaboratoriums tätig war. Daran schloß sich ein achtsemestriges volkswirtschaftliches Studium an der Universität München an, das er mit der Promotion zum Dr. oec. beendete. 1923 fand er eine Anstellung bei den Deutschen Werken. Dort stieg er bereits 1925 zum Abteilungsleiter und Handlungsbevollmächtigten auf. 1962 trat er als Abteilungsleiter und Prokurist bei der Deutschen Spinnerei Maschinenbau AG Ingolstadt in den Ruhestand.
- Dr. Josef Reichart war seit 1930 Mitglied des Historischen Vereins Ingolstadt, seit 1933 Ausschußmitglied, von 1948 bis 1971 erster Vorsitzender und ab 1971 Ehrenmitglied. Wegen seines stets ehrenamtlichen Einsatzes für die Archäologie des Raumes Ingolstadt wurde er 1959 zum korrespondierenden Mitglied der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts ernannt und 1966 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
- Wie erklärt sich ein so beeindruckendes und vor allem durch Vielseitigkeit geprägtes Lebenswerk? Mitglieder des Bekannten- und Freundeskreises von Dr. Josef Reichart beschreiben ihn als aufrechten, sehr korrekten und energischen Mann, der alle ihm gestellten Aufgaben mit großer Akribie erledigte und seine Dienstgeschäfte streng von seinem ehrenamtlichen Engagement trennte.
- Dr. Reichart wurde zu einem der Begründer der Vorgeschichtsforschung im Raum Ingolstadt. In seiner Freizeit suchte er vor allem frisch gepflügte Felder, ausgehobene Wassergräben und selbstverständlich auch Baugruben nach archäologischen Funden ab, befragte bei seinen Erkundungsfahrten Bauherren und Bauarbeiter, Bauern und interessierte Passanten. Zu einer anstrengenden Arbeit wurde die meist nächtliche Bearbeitung der Funde. Die Ehrungen, die ihm dafür zuteil wurden, waren nicht das Ziel seiner Wünsche. Er sah sich durch die Rettung und Bewahrung unzähliger vorgeschichtlicher Funde und durch die Aufmerksamkeit, die er bei seinen Mitmenschen für das reiche kulturelle Erbe unserer Heimat wecken konnte, ausreichend entlohnt.
- So bleibt Dr. Reichart dem Kreis seiner Arbeitskollegen ebenso wie seinen Bekannten und Freunde als humorvoller, im Umgang mit anderen sehr feiner und hilfsbereiter Mensch in Erinnerung, der sich auf Bitten stets viel Zeit für Gespräche und Fragen nahm.
- Text und Gestaltung der Ausstellung: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt.
- Rundgang durch die Ausstellung
|
