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- Inwieweit waren manche Stücke überhaupt für eine farbige Fassung vorgesehen?
Zu verschiedensten Produkten finden sich auch glasierte Pendants.
Oft fällt aber die aufwändige Modellierung und Behandlung der Oberflächen ins Auge.
Die flächigen Muster sprechen für eine Materialsichtigkeit der fertigen Produkte.
Gerade am Ende des 15. Jahrhunderts ist diese Bewegung hin zur Materialsichtigkeit bei den führenden Bildschnitzern festzustellen.
Das beeinflusste sicher auch unseren "Künstler".
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- Die mehrfarbig glasierten Kacheln aus dem Neuen Schloss stehen hier stellvertretend für die nicht überlieferten Fertigprodukte der ausgegrabenen Ingolstädter Hafnereien.
Auch hier wird das Bemühen des Meisters um Individualität im Rahmen der Serienproduktion erkennbar.
Identische Motive sind ein- und mehrfarbig vorhanden.
Selbst unter den mehrfarbigen Kacheln sind dieselben Motive unterschiedlich ausgeführt.
Die Funde aus dem Neuen Schloss ergänzen das Spektrum der Variationsmöglichkeiten der damaligen "Künstler" und runden den Einblick in ihre Arbeitsweise ab.
- Die Reliefplatten der Kacheln aus dem Neuen Schloss wurden jedoch nicht variiert.
Offenbar verwendete der Hafner für die Produktion fertige Model.
Im Gegensatz zu den individuell gefertigten, variantenreichen und qualitativ hochstehenden Produkten aus der Konviktstraße, bei denen Formenschneider und Hafner eng zusammen arbeiteten oder gar identisch waren, sind die Kacheln aus dem Neuen Schloss eher Fertigungen für einen gehobenen, aber breiteren Kundenkreis.
Darauf weist auch der teils unsaubere und flüchtige Glasurauftrag hin.
Die Darstellung der Isabella von Portugal geht auf einen Holzschnitt von Christoph Amberger (1505 1562) zurück.
Den Bildmotiven der Konviktstraße dagegen konnten bislang keine unmittelbaren Vorbilder aus der zeitgenössischen Druckgrafik zugeordnet werden.
- Text: Dr. Gerd Riedel, 2010
- Siehe auch:
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