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Hafnerei-Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 2010
Der Produktionsprozess

 
Im Fundgut der Hafnerei in der Konviktstraße belegen Patrizen, Matrizen sowie Model bisher archäologisch unbeleuchtete Produktionsschritte. Mit den dazu passenden Halbfabrikaten und Fehlbränden gibt der gesamte Fundkomplex einzigartige Einblicke in die Arbeitsweise des "Künstlers".

Zur Herstellung der Model und Formen sind Modelle oder Patrizen notwendig. Bei der Fertigkeit des Ingolstädter "Künstlers" lag es nahe, die Originale ebenfalls aus Keramik herzustellen. So ist das Fischmodell völlig frei aufgebaut und auf eine Grundplatte montiert. Abdruckspuren in den tönernen Hohlformen und Modeln deuten auch auf Vorlagen aus Holz hin.
Bei dem Fragment eines großformatigen Reliefs mit der Darstellung eines Bogenschützen sind Abdrücke der Holzmaserung in den glatten Flächen und am profilierten Rahmen erkennbar. Die Geschlossenheit der Darstellung deutet auf die Abformung von einer einzigen Patrize hin. Sie war bereits bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, bis hin zu den fein gravierten Nähten der einzelnen Stoffstreifen der Beinlinge. Am Model sind keine Überarbeitungen mehr zu erkennen.

Foto: Kurt Scheuerer

Die Palette der Modelarten ist erstaunlich vielseitig. Flache Model in Form kleiner Medaillons bis zu großformatigen etwa 60 Zentimeter hohen Platten finden sich ebenso wie Hohlformen für Figuren oder walzenähnlich abzurollende Model, für welche die fehlende Rahmung charakteristisch ist. Vollständige Nischenkachelmodel mit ausgebildeter Rahmung, darunter ein mit der Jahreszahl 1497 versehenes Exemplar, finden sich ebenso wie Model für Kachelblätter.

Dass die Fertigung von Holz- oder Keramikmodellen nicht strikt getrennt wurde, zeigt das Patrizenfragment mit der Fidelspielerin. Obwohl sich zahlreiche frei modellierte Details finden, die den Charakter eines Einzelstücks, des Modells, vermitteln, finden sich unter der Lupe betrachtet im Bereich der Brust die Abdrücke einer Holzmaserung des Urmodells.
Auf die Modelle wurden Tonplatten aufgedrückt, um die Negativformen zu erhalten. Je nach Größe und Tiefe des abzuformenden Motivs wurden mehrere Tonlagen aufgebracht, um die nötige Stabilität zu erlangen.
Von dem Modell der Fidelspielerin hat sich ein davon abgeformter Model erhalten. Der mehrschichtige Aufbau ist im Bruch gut erkennbar. Einige Abweichungen im Detail sowie die geringere Größe des Models zeigen, dass es sich nicht um eine direkte Abformung handelt, sondern für uns nicht mehr fassbare Zwischenschritte zu dem vorliegenden Ergebnis führten. Weitere Varianten dieses Motivs im Fundgut zeigen die gleichzeitige Verwendung verschiedener Model eines Grundmotivs.

Text: Dr. Gerd Riedel, 2010


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