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Ausstellung 2016 im Bauerngerätemuseum Ingolstadt-Hundszell

 

Bierkrug-Deckel-Medaillons

Bierkrug-Deckel aus Zinn waren seit dem 19. Jahrhundert weit verbreitet. Vor allem im Biedermeier (1815-1848) setzte man in den zinnernen Deckel gerne gemalte Porzellanmedaillons ein, die so genannten Plättchen. Die Medaillons wurden dabei so angebracht, dass das Bild richtig herum zu sehen war, wenn der Krug mit geöffnetem Deckel umgestülpt auf einem Bord, im Schrank oder auf dem Krugbrett stand.

Die Medaillons haben meist einen Durchmesser von sechs und sieben Zentimetern. Nach einem ersten Brennen der gegossenen oder gedrehten Medaillons bei 800 bis 900 Grad wurden die ausgekühlten Stücke in Glasur getaucht und dann erneut bei 1400 Grad gebrannt.
Zur Bemalung der Plättchen dienten so genannte „Muffelfarben“, benannt nach den kleinen Muffelöfen, in denen die Farben bei niedriger Temperatur gebrannt wurden, ohne dass sie sich beim Brennvorgang veränderten.

Aus welchen Manufakturen die Plättchen kamen, lässt sich heute meist nicht mehr nachweisen. Mitte des 19. Jahrhunderts kam von der Technik des Steindrucks her das Umdruckverfahren auf. Damit wurden Vorzeichnungen auf das Porzellan übertragen, die dann auch von angelernten Hilfskräften koloriert werden konnten. Die farbigen Krugdeckel waren damit auch für bäuerliche Schichten erschwinglich geworden.

Die Sammlung Eisenhart

Zinn wurde als kostbares Material zu Kriegszeiten immer wieder eingesammelt, zuletzt in den beiden Weltkriegen. Auch die Zinndeckel der Bierkrüge sollten abgeliefert werden. Die darin gefassten Porzellanmedaillons aber hat man dabei oftmals herausgenommen und aufbewahrt.
Auf diese Weise entstand auch die Sammlung von Deckelmedaillons der Zinngießerei Eisenhart aus Eichstätt. Seit 1857 am Marktplatz in Eichstätt angesiedelt befindet sich der Betrieb noch heute in Familienhand. Eine Auswahl aus der umfangreichen Sammlung von Wilhelm Anton Karl Eisenhart wird im Folgenden präsentiert. Sie vermittelt einen Eindruck von der malerischen Vielfalt jener „Plättchen“, die ihrem Krug einmal ein individuelles Aussehen verliehen haben und nicht selten mit dem Beruf, den Neigungen oder Eigenschaften des früheren Besitzers in Zusammenhang stehen.

Unikate und Dubletten

Die ersten um 1820 entstandenen Medaillons wurden noch ausschließlich von Hand bemalt.
Mit Pinsel oder Feder trug man zunächst die Konturen in schwarz oder braun auf. Für die Vorzeichnung des Motivs verwendete man auch Papierentwürfe, die mit einer Nadel durchstochen und anschließend mit Graphit eingestaubt wurden. Dieses löste sich beim Brennen auf. Bemalt wurden die Medaillons mit dem Pinsel.
Aufgrund einer immer größeren Nachfrage nach Krügen wurde die Handmalerei auf den Medaillons durch Drucktechnik mit Kupfer-/Stahlstich, Radierung oder Lithographie ersetzt.
Das Ausmalen der Vordrucke erfolgte weiterhin in Handarbeit. Dass nicht nur die Porzellanmaler selbst Hand anlegten, zeigt sich teilweise an der malerischen Qualität. Adlige Damen und Angehörige der Maler versuchten sich ebenfalls an der Kolorierung der Medaillons.
Der Großteil der hier ausgestellten Plättchen ist mit kolorierten Linienumdrucken versehen. Nur eine Minderheit ist von professionellen Porzellanmalern völlig frei gestaltet.

Autoren: Julia Scholz und Max Böhm


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